Mein europäischer Freiwilligendienst/ESK in der “Stadt met K”
In meinem ersten Artikel erzähle ich euch, was ich hier in Köln mache und wie mein ESK bis jetzt gelaufen ist.
Ich bin Lisa (19), von Reisen begeistert und oft in meinen Gedanken verloren :)
Ich komme aus Italien, bzw. aus einem kleinen Dorf umgegeben von Bergen, Land und Seen gelegen im Nord-Osten in einem schönen grünen Tal.
Wie ich in Köln, die viertgrößte Stadt Deutschlands gelandet bin, erzähle ich euch in diesem Artikel.
Zuerst machen wir einen Schritt zurück. Nach meinem Abitur im Juli 2019 wollte ich mich Zeit für mich selbst nehmen und neue Anregungen für meine Zukunft finden. Ich habe Fremdsprachen im Gymnasium gelernt und das hat meine Persönlichkeit sehr stark geprägt, vor allem durch einige Projekte im Ausland.
Mir war wichtig Erfahrungen zu sammeln, die mir als Mensch bereichern und die mich von der Mehrheit meiner Gleichaltrigen unterscheiden könnten. Ich hatte Lust mich in einem neuen Kontext auszuprobieren, wo ich mich mit meinen Eigenarten beibringen könnte. Deswegen habe ich mich für einen Freiwilligendienst in Deutschland im Rahmen des Programms “Europäisches Solidaritätskorp” entschieden. Mein Wunsch war und bleibt noch, meinen persönlichen Beitrag in einer Organisation zu leisten, die sich gesellschaftlich engagiert, vor allem für das Wohlergehen der jüngeren Generationen.
Die Förderung eines “gelingenden Aufwachsens junger Menschen durch Entwicklung von Lebenskompetenzen” ist eine der Bausteine des Auftrags von transfer e.V., meine Aufnehmende Organisation mit Sitz in Köln. Die hätte zu meinen Vorstellungen nicht besser passen können.
Offiziell wird transfer als “Freier Träger der Kinder_ und Jugendhilfe” anerkannt, aber hinter dieser Ausdruck steht eine Vielzahl an hochwertigen Angeboten für Beratung, Vernetzung und Qualifizierung der Fachkräfte und Akteure im Bereich Sozial-, Jugend- und Bildungsarbeit, die von einem tollen Team mit vielfältigen inhaltlichen Schwerpunkten entwickelt und koordiniert werden.
Ich bin davon fest überzeugt, dass was transfer so einzigartig macht, sind nicht nur die Leistungen als Verein, sondern die harmonische konstruktive Stimmung, die im Team (egal ob im Büro oder über Zoom) herrscht. Schon am Anfang meiner Erfahrung hatte ich gespürt, dass hier einen authentischen Miteinander sehr gepflegt und geschätzt wird. Die gegenseitige Unterstützung liegt allen am Herzen. Ich habe nicht viel Zeit gebraucht, um mich Teil des Teams zu fühlen und die Anpassung an allen Änderungen war für mich leichter als gedacht. Hauptsache… hier fühle ich mich noch genauso wohl wie am Anfang.
Seit meinem Ankunft am Kölner Hbf, am 15. Januar, nach fast 10 Stunden im Zug, ist echt viel passiert (Ja, auch Corona zählt dazu, aber davon werde ich genauer später erzählen) und die Zeit fließt wahnsinnig schnell. In den letzten 4 Monaten habe ich extrem viel gelernt, vor allem über mich selbst und diese Erfahrung hat sicherlich meine Erwartungen überstiegen.
Im Allgemeinen habe ich hier und da geholfen, vor allem in 2 Projekten:
- Ich habe mehrmals an der Pazar AG “Mädchen machen sich stark” teilgenommen, die von meiner Kolleginnen Claudia und Lina geleitet wird. Es handelt sich um ein Förderprogramm für Schülerinnen, das einmal pro Woche an 2 Realschulen durchgeführt wird. Ziel dieses Projekts, ist sowohl Begleitung und Orientierung an den jungen Mädchen anzubieten und als Ansprechpersonen für sie da zu sein, als auch ein geschütztes Raum zu schaffen, wo man viel über die eigene Stärke, Interessen, Wünsche und Gefühle reflektiert wird. Wesentlich ist die Aktivitäten zielgruppenorientiert vorzubereiten und auf gruppendynamische Prozesse zu achten.
Ich habe gelernt, über meine Perspektive hinaus zu denken, z.B. im Bezug auf das Thema “Auslandserfahrungen”. Es ist oft nicht selbstverständlich, dass alle junge Leute Lust auf Reisen haben, vor allem wenn sie schon in verschiedenen Ländern gelebt haben, bevor sie Deutschland erreicht haben.
- Im Rahmen der “Teamer:innen schulung für junge Geflüchtete” habe ich meine Kolleginnen Nina und Johanna bei der Vorbereitung der Veranstaltung unterstützt. Ich bin an dieser Initiative sehr interessiert, weil es darum geht, einer Gruppe von jungen motivierte Leute mit Migrationshintergründe als Teamer:innen für Freizeiten auszubilden sowie ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst mit den eigenen Talenten und Fähigkeiten wertzuschätzen. Die hätte am Ende März stattfinden sollen, wurde aber leider wegen Corona verschoben. Langfristiges Ziel beider Projekte, ist Erfahrungen in der Arbeitswelt und berufliche Inklusion der Teilnehmenden zu ermöglichen.
Außerdem habe ich an der Basisschulung von “Gut Drauf” teilgenommen: eine Aktion zur Gesundheitsförderung und Prävention im schulischen und außerschulischen Bereich, dessen Ziel ist Kinder, junge Erwachsene und Familien zu einem gesunden und ausgewogenen Lebensstil zu sensibilisieren und begeistern. Während der Schulung haben wir uns mit den drei Grundlagen “Ernährung, Bewegung und Umgang mit Stress” auseinandergesetzt und ich fand das sehr interessant.
In diesen Monaten habe ich auch viel Material gelesen, unter anderem die Publikation der Zugangsstudie+ zum Thema Teilnahme und Hürde in den Formaten des internationalen Austausch für Jugendlichen und die Publikation “Europe for All, Rethinking international volunteering”. Ich dem letzten Projekt haben alle 3 Einrichtungen teilgenommen, die mich in meinem ESK begleiten: Porta Nuova Europa als Entsenden Organisation, Jugendakademie Walberberg als Koordinierende Organisation und transfer e.V. als lokaler Partner der Jugendakademie und Aufnehmende Organisation.
Themen wie Inklusion, Zugangsbarrieren, Ausgrenzungsmechanismen und Menschen mit geringeren Möglichkeiten stehen im Mittelpunkt von diesen Initiativen und bilden die Grundlagen der Jungenarbeit in allen 3 Einrichtungen. Diesbezüglich engagiert sich transfer, um mehr gesellschaftliche Teilhabe und ein gleichberechtigter Leben mit weniger Ungleichheiten (vor allem auf einer strukturellen Ebene) zu fördern.
Im Februar habe ich auch an der Veranstaltung “MeetUp: Kinder- und Jugendreisen 2020” in Hannover teilgenommen. Es handelte sich um 2 Fachtage für Teamer:innen und wurde von transfer organisiert. Durch vielfältige Workshops haben wir viele interessante Input bekommen, zur kreativen und attraktiven Gestaltung von Reisen und Begegnungen mit jungen Menschen. Mir hat das besonders gut gefallen, weil ich zu Hause in Italien zu der Team einer Jugendgruppe gehöre und ich helfe ehrenamtlich bei Freizeiten im Sommer.
Die erste 2 Monate von meinem ESK waren voll von Neuigkeiten und ich habe alles mit viel Begeisterung erlebt, aber wie bin ich mit der aktuellen Situation umgegangen? Wie sind mein Projekt und mein Aufenthalt davon betroffen worden? Was hat sich geändert?
Zuerst muss ich zugeben, dass ich sehr, sehr dankbar bin, dass ich hier in Deutschland bleiben und mit meinem Projekt im Home-Office weitermachen konnte. Andere Freiwillige haben ihren ESK unterbrechen müssen und kann mich nicht vorstellen, wie schwierig das war.
Für mich kam einen Rückkehr nach Italien nicht in der Frage. Ich war überzeugt, ich wollte hier bleiben. Die Situation zu Hause war echt kritisch (sie haben fast 2 Monate in kompletten Ausgangssperre gelebt) und meine Familie machte sich natürlich Sorgen über mich, da ich ziemlich weit weg von ihnen war aber ich wollte auf gar keinen Fall auf einen Teil von meinem ESK verzichten.
Ab Mitte März arbeiteten ich und das ganze Team von transfer im Home-Office. Trotz der Quarantäne war ich immer sehr gut beschäftigt und konnte meine Zeit sinnvoll nutzen, obwohl alle geplante Veranstaltungen verschoben und viele Projekte verlängert wurden. Während dieser Zeit, haben wir die Möglichkeit ausgenutzt viele Fortbildungen zu machen, um uns selbst und transfer als Verein weiterentwickeln zu können.
Persönlich habe ich eine online Weiterbildung als „Bildungsreferentin für nachhaltige Entwicklung“ absolviert, die vom Institut für Nachhaltigkeitsbildung Münster angeboten wurde. Als ich diesen Vorschlag von meinem Team bekommen hatte, konnte ich nicht glücklicher sein, weil ich mich für dieses Thema interessiere und “Bildung für nachhaltige Entwicklung” studieren möchte. Vor meinem Freiwilligendienst hatte ich mich genau das gewünscht und zwar diese Zeit zu nutzen, um Inspiration für meine Zukunft und neue Interesse zu finden.
Vielen Dank an das tolle Team von transfer, das mir in dieser Erfahrung so gut begleitet und unterstützt und immer tolle Vorschläge für mich hat! Ich hoffe wir werden bald die Möglichkeit haben, eine Mittagspause alle zusammen zu machen.
In meinem nächsten Artikel werde ich ein bisschen über meiner Freizeit in Köln berichten. Bis bald!
Lisa
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