"Man kann nicht alles in seinem Leben planen"
On-Arrival Training in Sommières, 10.09. – 14.09.2011 - Weltenentdeckerin war vor Ort und teilt ihre Eindrücke mit uns: Hier führt sie ein Interview mit Ela aus Polen über ihren bevorstehenden Freiwilligendienst
Name: Ela
Heimatort: Warschau, Polen
Einsatzstelle: Bordeaux, Frankreich
Projektbereich: Sozialarbeit mit älteren Menschen und Kindern
Hattest du bereits ein EFD Vorbereitungsseminar in deinem Heimatland?
In Polen ist es nicht üblich einen EFD oder etwas ähnliches zu machen, deshalb bin ich tatsächlich momentan die einzige Person, die meine Entsendeorganisation in eine EFD Projekt vermittelt. Deshalb gab’s folglich auch kein Seminar, sondern ich hatte eben ein Gespräch vor Ort mit meiner Entsendorganisation in Warschau bezüglich all den Organisatorischen Dingen.
Mit welchen Erwartungen bist du angereist, bzw. welche Begriffe sind dir zuerst eingefallen, als du an diese Veranstaltung gedacht hast?
Ich habe erwartet, dass eben letzte offene Fragen beantwortet werden. Das viel Organisatorisches geklärt wird und das man mich über meine Rechte und Pflichten als Freiwilliger informiert. Außerdem habe ich eigentlich damit gerechnet, dass ich mich mit Englisch und Französisch verständigen muss.
Haben sich deine Erwartungen erfüllt bzw. haben dir bestimmte Inhalte dieses Seminars ganz besonders zugesagt?
Nun es hat sich rausgestellt, dass ich aufgrund der vielen Deutschen Freiwilligen, die hier sind und die auch bei dem Seminar meiner Aufnahmeorganisation in Straßburg in der Überzahl waren, viel Deutsch gesprochen habe, anstatt Englisch und Französisch, da das auch mein Studienfach in Warschau ist. Das war unerwartet, aber eigentlich ganz witzig. Ansonsten kann ich nur sagen, dass all meine Fragen beantwortet wurden.
Ich bin also ganz zufrieden und ich finde dieses Seminar auch sinnvoller als jenes, das ich in Straßburg hatte. Dort hat meine Aufnahmeorganisation versucht durch viele verschiedene Workshops uns irgendwie direkt auf unseren Aufgabenbereich vorzubereiten, aber ich glaube im Endeffekt, kann man sich nie zu 100 Prozent auf die Einsatzstelle vorbereiten, und es ist schwer zu sagen ob ich z.B. bestimmte Spiele die ich bei diesem anderen Seminar gelernt habe wirklich anwenden werde.
Da fand ich z.B. die sprachlichen Animationen, die hier in Sommières beim „Arrival Seminar“ angeboten wurden irgendwie konkreter. Das gilt auch für die Übung mit den kleinen Szenen zu den üblichsten Problemen, die Freiwillige in der Regel haben oder auch den Vortrag zu den Ansprechpartnern.
Wann bist du zu deiner Einsatzstelle angereist? Wie war dein erster Eindruck?
Ich bin noch gar nicht in meiner Einsatzstelle angekommen, deshalb kann ich dazu leider auch noch nichts sagen.
Hast du Kofferpacktipps die du gerne an EFDler weitergeben möchtest die noch nicht abgereist sind?
Also, ich glaube eigentlich habe ich alles ganz gut durchdacht und das mitgenommen was ich so brauchen werde. Allerdings würde ich das nächste mal zusätzlich zu meinem Rucksack einen richtigen Koffer mit Rollen anstatt einer normalen Tasche wählen, weil die nämlich unglaublich schwer zum transportieren ist. Auf meinem Weg nach Sommières hätte ich sogar beim Umsteigen fast den anschließenden Zug verpasst, weil der Zug nach Lyon Verspätung hatte und wenn man dann normalerweise auch noch jemanden braucht der einem hilft eine große Tasche zu tragen, dann wird das schnell mal knapp, aber zum Glück hab ich’s ja dann doch noch in den nächsten Zug geschafft.
Apropos, wie geht es dir so mit der Fremdsprache Französisch?
Bis vor kurzem hatte ich überhaupt gar keine Französisch Kenntnisse, aber ich bin schon Anfang August nach Frankreich angereist um an einem Sprachkurs teilzunehmen, den meine Entsendorganisation organisiert hat. Klar, ich tu mich immer noch schon sehr schwer vieles zu verstehen und vor allem zu sprechen. Aber ehemalige EFDler, die ich kennengelernt habe, hatten auch zunächst keine Sprachkenntnisse für das jeweilige Einsatzland. Das mach mir nach wie vor Mut, dass ich das auch hinkriege und außerdem merke ich jetzt schon, dass ich von Tag zu Tag mehr verstehe und dazulerne.
Welche Ziele verfolgst du mit dem EFD bzw. was wünscht du dir so, was in deinem EFD bis zum Midterm Seminar im Januar am besten passieren soll?
Ich würde mich freuen, wenn ich in ca. 6 Monaten schon gut Französisch sprechen kann und vielleicht, dass ich bis dahin schon viele Erfahrungen in meinem Einsatzbereich gesammelt habe. Ansonsten, hab ich mir jetzt aber auch nicht wirklich feste Ziele für meinen EFD gesteckt, weil ich glaube, dass man einfach nicht alles in seinem Leben planen kann. Deshalb ist es so meine Philosophie, dass ich mir natürlich Mühe gebe alles so gut wie möglich hinzukriegen, aber das soviel ich eben schaffe, auch gut und ausreichend ist.
Was bedeutet dir Europa und wie verbindest du den Europäischen Gedanken mit deinem EFD?
Das man auf so einem Seminar schon durch die anderen Teilnehmer so viele Einblicke in andere Nationalitäten bekommen kann finde ich schon super an dem EFD, z.B. hab ich viel mit der Freiwilligen aus Litauen gesprochen und wir haben festgestellt, dass Polen und Litauen ganz viele kulturelle Ähnlichkeiten aufweisen, von denen ich vorher nichts wusste. Ich glaube Europa macht auch irgendwie aus, dass wir trotz aller Vielfalt dennoch gewisse kulturelle Ähnlichkeiten miteinander teilen. Ich nehme an, dass das zum großen Teil auch geschichtsbedingt ist, und ich stelle mir vor das aus dieser Motivation heraus eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit in Europa eine Zukunft hat.
Polen wurde 2004 EU Mitglied und seitdem hat sich bei uns viel getan. Das schätzen die Polen auch, die von den EU Investitionen und Projekten profitieren und das tun eigentlich alle, zum Beispiel konnte ich im letzten Halbjahr ein Erasmus Semester in Deutschland machen, das mir auf mein Studium in Warschau angerechnet werden kann, das währe ohne EU Mitgliedschaft nicht gegangen, mal ganz abgesehen von den vielen anderen Jugendaustauschprogrammen wie eben auch den EFD.
Außerdem wurde viel in die Ausbildung investiert – auch für Fachkräfte und vor allem auch in kleinere Firmen. Beim Ausbau der Infrastruktur tut sich ebenfalls viel, dass ist z.B. auch wichtig für den Euro-Fußball Cup 2012 den Polen und die Ukraine zusammen ausrichten werden.
Denn die Banken in Polen geben nämlich nur schwer Kredite, was zwar für größere Investitionen ein Hindernis ist, aber auf der anderen Seite glaube ich, dass Polen während des Krisenjahrs 2009 das einzige EU Mitgliedsland war, das eine positive wirtschaftliche Entwicklung vorweisen konnte.
Ein abschließendes Wort oder dein Lieblingsleitspruch, den du gerne teilen möchtest?
Das ist eigentlich weniger wirklich ein Motto, sondern eher eine Art Philosophie die ich habe. Und zwar glaube ich, dass jeder Mensch von einem anderen Menschen in jedem Moment und in jeder beliebigen Situation etwas lernen kann. Man muss sich dem nur stets bewusst sein, es nutzen und schätzen.