„Man braucht eine große Tüte Geduld, vor allem mit sich selbst.“
Susi hat ihren Freiwilligendienst in einem Deutsch-Französischen Kindergarten in Straßburg verbracht.
Name: Susi
Alter: 21 Jahre
Herkunft: Wermsdorf
EFD-Land: Frankreich
Dauer: 10 Monate
Susi hat ihren Freiwilligendienst in einem Deutsch-Französischen Kindergarten in Straßburg verbracht.
Was hast du vor deinem EFD gemacht?
Ich war in der Schule und habe Abitur gemacht. Währenddessen habe ich nach einem kostengünstigen Weg gesucht, nach der Schule längere Zeit im Ausland zu verbringen. Eine Freundin hat mich auf das EFD-Programm gebracht.
Warum hast du Frankreich ausgewählt?
Ich habe mich für mehrere Länder beworben. Während meiner Schulzeit war ich schon einmal in Finnland. Nach dem Abitur ging es mir vor allem darum, meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Da ich Finnisch- und Französischkenntnisse hatte, waren Finnland oder Frankreich in der engeren Auswahl. Nach längerem Warten kam dann schließlich eine Zusage aus Frankreich.
Was hast du während deines Projektes gemacht?
Ich war in einem Deutsch-Französischen Kindergarten. Meine Aufgabe bestand darin, mit den Kindern Deutsch zu sprechen. Ich war dort vor allem für Kunstateliers zuständig, musste aber auch viel organisieren.
Was war dein bestes Erlebnis?
Es gibt so viele gute Erlebnisse. Am schönsten war vielleicht, als ich gemerkt habe, dass die Kinder Vertrauen zu mir gewinnen. Da war zum Beispiel ein Kind, das immer viel geweint hat. Einmal war niemand anderes da, also habe ich versucht, es zu trösten. Als ich das Kind nach kurzer Zeit auch wirklich beruhigen konnte, habe ich mich sehr gefreut. Das war zum Beispiel so ein typisches kleines Erfolgserlebnis. Es war außerdem auch sehr rührend, als die Kinder mir zum Abschied so viel geschenkt haben.
Wo hast du gewohnt?
Ich habe in einem Studentenwohnheim gelebt, das nur zwei Minuten von meiner Arbeitsstelle entfernt war. Dort haben hauptsächlich französische Studenten gewohnt, es waren aber auch ein paar ausländische Studenten dort. Ich habe mich eigentlich nie alleine gefühlt und hatte viel Kontakt zu den anderen Bewohnern.
Hast du leicht Anschluss gefunden?
Ja, ich habe mich sehr schnell mit den Franzosen angefreundet und hatte von Anfang an sehr viel mit Einheimischen zu tun. Daher haben sich meine Französischkenntnisse auch schnell verbessert.
War die Verständigung zu Beginn schwierig?
Ja, es gab schon Missverständnisse. Mein Schulfranzösisch hat mir anfangs nicht sehr weitergeholfen. Ich habe dort auch einen Französischkurs besucht. Das meiste lernt man aber dann doch im „richtigen Leben“, also wenn man gemeinsam mit Franzosen etwas unternimmt.
Hattest du einen Kulturschock oder gab es Dinge, mit denen du nicht so gut klargekommen bist?
Nein, das nicht. Ich war nur sehr vom französischen Kindergarten überrascht. Dort müssen die Kinder ganz lange still sitzen und sich melden, wenn sie zu Wort kommen wollen. Im deutschen Kindergarten hatte ich so etwas nie erlebt.
Hattest du Heimweh?
Ja, nach dem ersten Monat hatte ich einen richtigen Durchhänger, ich habe sogar überlegt, abzubrechen. Dieses Tief war aber eher eigenverschuldet, die anderen Menschen dort hatten damit nichts zu tun. Die Verständigung auf Französisch war einfach sehr schwierig, das hat mich schon belastet. Man kann sich in einer fremden Sprache zu Beginn nicht gut mitteilen, deshalb bleibt die Kommunikation oft sehr oberflächlich. Nach einem Seminar mit anderen Freiwilligen ging es mir aber wieder viel besser. Ich war an Weihnachten zu Hause, meine Eltern haben mich außerdem an Ostern besucht und es gibt ja auch Skype, was vieles leichter macht.
Hattest du dir den EFD so vorgestellt?
Ich hatte ehrlich gesagt vorher nicht viele Erwartungen und konnte mir nicht richtig vorstellen, wie der EFD abläuft. Aber das, was ich mir vorgestellt habe, wurde wirklich noch übertroffen. Ich hatte gar keine Probleme in meinem Projekt und habe mehr oder weniger im Paradies gelebt. Ich musste nicht zu viel arbeiten und habe in einer großen Stadt mit vielen jungen Leuten gewohnt. Es war einfach toll.
Wie hat der EFD dich verändert?
Ich glaube, ich habe mir mittlerweile eher die französische Gemütlichkeit angeeignet, früher war ich immer total pünktlich. Ich habe außerdem gemerkt, dass ich sehr optimistisch an viele Dinge herangehe. Ich habe gelernt, dass man aus jeder Problemsituation etwas lernen kann und profitiert. Dieser Optimismus war bestimmt schon immer da, aber er war mir vorher noch nicht so bewusst.
Wie fühlst du dich, seitdem du wieder hier bist?
Ich bin vor etwa einem Monat zurückgekommen, habe mich seitdem viel mit Freunden getroffen, war Betreuerin in einem Deutsch-Französischen Ferienlager und bin jetzt hier im Rückkehrseminar. Bisher hatte ich viel zu tun, es kam weder Langeweile auf, noch bin ich in ein Loch gefallen.
Was hast du als nächstes vor? Hat der EFD deine Zukunftsplanung beeinflusst?
Vor dem EFD wollte ich eine Ausbildung beginnen, was leider nicht geklappt hat. Jetzt möchte ich wieder nach Frankreich und habe mich schon für ein Studium in Straßburg beworben. Der EFD hat diese Entscheidung sehr stark beeinflusst, das hätte ich vorher wirklich nicht erwartet.
Was würdest du anderen raten, die einen EFD planen?
Man sollte viel Spaß mitbringen, braucht Offenheit und viel Geduld, vor allem mit sich selbst. Zum Beispiel in Bezug auf Freundschaft: In Deutschland hat man normalerweise einen festen Freundeskreis, dort muss man bei null anfangen, es dauert, bis man Freundschaften schließt.
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