Lublin - miasto inspiracji
Von meiner ersten selbstständigen Reise in Polen
Während ich vor einer Woche von Vogelgezwitscher beschwingt schon den Frühling erahnen konnte, schneit es jetzt wieder seit zwei Tagen. Ganz so schnell kommt der Frühling also nicht. In den Bilder zu diesem Beitrag versuche ich die winterliche Stimmung am Strand zu zeigen.
Doch auch wenn die Temperaturen deutlich unter 0 liegen, haben Liuba und ich uns am letzten Wochenende zu unserem ersten Wochenendtrip in Polen aufgemacht und zwar nach Lublin. Die Stadt liegt im Osten Polens und ist mit dem Zug etwa 6 Stunden von Gdańsk entfernt. Um Geld und Zeit einzusparen, beschlossen wir, in der Nacht zu reisen. Es ist ein komischen Gefühl, erst um Mitternacht aufzubrechen, nervig, dass man sich am Warschauer Bahnhof auf den Bänken nicht hinlegen, sondern nur hinsetzten darf und störend, wenn ältere Damen sich in deinem Abteil um vier Uhr morgens über ihre Kochgewohnheiten austauschen.
Trotzdem kamen wir irgendwann in Lublin an und Mykola (ein EVS-Freiwilliger, den ich bei meinem On-Arrival-Seminar kennengelernt habe) empfing uns mit Sandwiches und heißem Kaffee. Frisch geduscht und einigermaßen gestärkt, besichtigeten wir die Altstadt, die zwar klein aber sehr hübsch ist. Wir stiegen auf den Aussichtsturm des Lubliner Schlosses und hinab in unterirdischen Gewölbe. Wir aßen Cebularz (eine Art Zwiebelbrot und Spezialität aus der jüdischen Küche) und sahen uns eine Fotoausstellung im neu eröffneten Kulturzentrum an.
Am nächsten Tag fuhren wir zur Gedenkstätte und dem Museum in Majdanek, dem Ort in dem das erste Konzentrationlager im besetzten Polen entstand. Besonders ergreifend waren ein Raum voller Schuhe, die den Häftlingen abgenommen und nach versteckten Wertsachen durchsucht wurden, sowie die Ausstellung über einzelne Schicksale. Auf dem Rückweg entdeckte ich dann auch noch in Lublin ein schönes Wandgemälde, dafür ist mein Blick jetzt geschärft. Am Sonntag Abend ging es dann schon wieder zurück und nach drei Stunden Schlaf zur Arbeit.
An dem darauffolgenden Tag war ich wahrscheinlich nicht ganz so energiegeladen, aber ansonsten freue ich mich, dass ich auf der Arbeit gerade viele eigene Workshops geben kann. Als Vorbereitung auf eine Tanzparty habe ich den participants zum Beispiel Walzer beigebracht. Zur Orientierung haben wir Vierecke auf den Boden geklebt und es hat unterschiedlich gut geklappt. Aber alle hatten Spaß und das ist die Hauptsache. Zusammen mit Gabryel habe ich eine kleine Englischstunde gegeben, in der es hauptsächlich um die Farben ging. Es war gut, dass wir an diesem Tag nur eine kleine Gruppe waren, so konnten wir darauf achten, dass alle mitkommen.
Dann konnte ich noch eine Idee verwirklich, die ich schon lange im Kopf hatte: Stop-Motion-Filme. Als Einleitung zeigte ich die Lego-Filme von Mira und mir, danach haben wir zusammen überlegt, worum es bei unserem Film gehen soll. Anfangs waren einige participants ziemlich schüchtern, weil sie wussten, dass sie fotografiert werden. Bei der Bearbeitung in Nachhinein habe ich dann auch festgestellt, dass einige Ideen gar nichts sind, weil man beispielsweise nur die Hände und nicht die Figuren sieht. Ein Film, in dem sie nacheinanden einer Stuhl an die Wand stellen, sich dann hinsetzten und winken, ist simpel, aber lustig und schön anzusehen. Auch der Keksteller, der sich wie von Zauberhand leert, gefällt ihnen gut.
Bei diesen Aktivitäten freue ich mich, mehr und mehr Polnisch verwenden zu können. Häufig ist zwar jemand da, der übersetzen kann, aber es ist doch sehr hilfreich, wenn man jemanden direkt ansprechen kann. Und da ich begonnen habe, mich ein Mal in der Woche zu einem deutsch-polnischen Tandem (ich bringe Kasia Deutsch bei und sie mir Polnisch) zu treffen, merke ich, wie ich Fortschritte mache.
Schließlich ist nun auch unser achter und letzter Freiwilliger, Śandor aus Ungarn, zu uns gestoßen. Seine Willkommensparty ist für nächstes Wochenende geplant.