Love like this?
Kurz und bündig: mein Kommentar zu meinem EVS in Dresden und dazu, worauf ich vor dem Ende meines Freiwilligendiestes denke und warum es sich lohnt, sein eigenes Leben zu verändern. Mein kleines Dresdner Jahrbuch.
Zum Namen dieses Textes hat mich ein Lied inspiriert. Ich hab es dementsprechend als Synonym für meinen EFD in Dresden ausgewählt. Um welches Lied es geht, kannst du am Ende sehen (ich verspreche!).
Bevor ich in die Einzelheiten eingehe, möchte ich nur kurz beschreiben, was für mich wichtig ist. Mit dem EVS war ich in Dresden. Im Venedig des Ostens, wie die Stadt auch oft in der Literatur genannt wird. Ich schreibe diesen Text kurz vor meiner letzten Woche in der Stiftung, wo ich als Freiwillige tätig bin. So kurz zum Kontext. Jetzt die Einzelheiten.
Jede Stadt hat einen eigenen Zauber, den man spüren kann. In Dresden hat es bei mir, ehrlich gesagt, bisschen gedauert, bis ich zu einer positiven gegenseitigen Beziehung gelangen bin. So wie es zu einer richtigen Tschechin passen würde, bildet die Skepsis Teil meines tschechischen Denkens. Diese von meinen Bekannten oft proklamierte Stadt hat meine Neugierde geweckt, sodass ich mich um die EVS-Stelle für ein Jahr beworben habe. Glückspilz(erin)!
Zunächst habe ich Dresden nur betrachtet. Weihnachtsmärkte, Altstadt, Dampfschiffe. Dann hab ich Dresden kennengelernt, erlebt, bis ich es zu meiner Stadt gemacht hatte. Sowie die ganze Stadt sich zwischen dem Alten und dem Neuen bewegt, wobei sie sich den Zauber des Alten behalten will (muss!), schwebe auch ich zwischen zwei Welten. Mein „neues“ Leben, das ich mir in Dresden geschaffen habe, und das alte, das ich sehr liebe und das für mich vor allem mit Prag und mit dem Studium verbunden ist und mit dem ich ständig im Kontakt gewesen bin. Zum Glück habe ich die Grenzen überschritten und beide Welten miteinander verknüpft. Seitdem ich es gemacht hatte – am Anfang standen Praktika, Sprachschulen, Seminare, usw. in Deutschland – habe ich auch meine eigenen Grenzen entdeckt – und das wichtigere – sie ebenso überquert. Am Anfang ist immer das Schwerste, sich mit sich selbst anzufreunden, wenn du nicht gleich hunderte von neuen Freunden hast.
Und was habe ich getan, wenn mich die tschechische Skepsis und das Heimweh einzunehmen versuchet haben? Wie uns der alte österreichische Freund Freud oft erzählte, du musst etwas erleben. Etwas machen (ja, richtig, du hat die alte gute Katarsis darin entdeckt). Schreiben, lesen, kreativ werden, Kulturveranstaltungen besuchen, spielen, singen, Sport treiben, neue Orte und Leute kennen lernen, dabei auch deine inneren Grenzen überwinden. Erst dann kannst du dich richtig erkennen. Weit weg von der immer proklamierten Comfort Zone. Und die Angst ist dabei nicht nötig, klar. Nur die gesunde Neugierde brauchst du. Zum Glück leben immer genug Leute, die dich auf dem richtigen Weg begleiten wollten, oder zumindest den Weg zeigen können. Und adieu, das alte Ich.
Welche Belehrung hab ich gefunden und will auch an dich, welcher meine Zeilen liest, weitergeben? Keine Angst, es geht um keine Verschwörungstheorien, die ich wiedergeben wollte.
Hier meine Nr. 1: Steh von dem Sofa auf und finde deinen Platz in dieser Welt. Out of my Comfort Zone war ich fast die ganze Zeit in Dresden und es war so eine schöne Zeit, die ich nie vergesse und aus der ich noch lange viel Kraft und Selbstbewusstsein ziehen werde!
Nr. 2: Obwohl nicht so weit von der Heimat entfernt, war ich weit weg von meinen Freunden und meiner Familie. Erst mit der Trennung hab ich erfahren, wie wichtig für mich eigentlich diese Leute sind.
Nr. 3: Reisen macht Spaß und du musst nicht tausende Kilometer irgendwohin fliegen, um etwas Schönes zu sehen, wichtig ist auch deine Umgebung, kennenzulernen.
Nr. 4: Nur du musst deinen eigenen Weg finden. Kein zweiter kann das machen. Du kannst nur gewinnen – neue Freunde, Erfahrungen, Erlebnisse, Kenntnisse, Fähigkeiten, neue Ansichten, sich die eigenen Werte neu anordnen.* Aber auch das negativen Erfahrungen helfen dir.
Nr. 5: Man soll sich selbst nicht so ernst nehmen und soll auch spontane Entscheidungen treffen, die das Leben schöner machen, denn diese Moment, wie man weiß, wird sich nie wiederholen. Sei einfach dabei.
Nr. 6: Niemand ist vollkommen und versuch nicht die Vollkommenheit zu finden.
Nr. 7: Je weniger Zeit und je mehr du zu tun hast, desto produktiver bist du. Ein Heft in der Tasche ist (für mich und höchstwahrscheinlich auch für dich, welcher meine Zeilen liest) immer ein Muss. Es erschienen in meinem Heft so viele spontan entstandenen Texte, Kommentare und Gedichte (die kaum zu veröffentlichen sind, teilweise auch kaum ins Deutsche zu übersetzen). Auch habe ich meine alte Gitarre wiederentdeckt.**
Und das wäre für heute schon alles. Obwohl ich hier in Dresden nach meinem EVS nie bleiben werde, bleibt Dresden für immer in meinem tschechischen, vorsichtigen Herzen. Denn diese Liebe „will last forever“!
Für Neugierige: Daher auch der Name von diesem Text. Dank an Kodaline und ihr Lied „Love like this“, die ich ausprobiert habe, auf die Gitarre zu reproduzieren (OK, sie spielen es besser, aber ich gebe es nicht auf J ).
*Versuch um Reim in diesen Zeilen ist der reine Zufall.
**In diesem Sinne auch Entschuldigung an meine Mitbewohner und Nachbarn, die es zuhören mussten…
Klára