Links, rechts? Gerade aus?
Alles, nur nicht stehen bleiben! Wer in Asien von einer Straßenseite auf die andere will, braucht vor allem eines: Mut! Hausi38 erklärt, wie's geht...
Ihr Lieben,
nach einiger Zeit in den asiatischen Ländern will ich euch heute einmal kurz erzählen, wie man in einem asiatischen Verkehrschaos über die Straße kommt, am besten natürlich lebend und ohne die Hacken abgefahren zu bekommen.
Man steht also am Bordstein, hat schon lange gelernt, dass Zebrastreifen und Ampeln nicht zu beachten sind, und starrt auf die tausend Motorräder, die unterschiedlich beladen und unterschiedlich schnell immer im Abstand von 10cm zueinander kurz vor der eigenen Nase die Straße runterbrausen.
Fahrzeugbegrenzungen zählen nicht, genauso wie die Fahrbahnrichtung (Einbahnstraße und so) nur richtungsweisend, aber lange nicht richtungsbindend ist.
Da steht man nun, umgeben vom Abgasgestank und ständigem Gehupe. Hupen heiß hier übrigens nicht, dass man etwas falsch gemacht hat und der Hupende schimpft, so wie Hupen in Deutschland ja oft verstanden wird, sondern Hupen ist hier ein freundliches "Hallo! Jetzt komm ich!"
Die Kunst ist es nun, vom Bordstein aus nicht etwa eine Lücke im Verkehrsdschungel zu finden, die einen sicher auf die andere Seite bringen würde, sondern sich auf die Suche nach dem eigenen Mut zu machen. Hat man im Verstand, Kopf, Herz alles an winzigen Mutkrümeln zusammengesammelt, setzt man den ersten Fuß auf die Straße. Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Augen zu und durch! (fast wort-wörtlich!)
Man muss es schaffen, sehr langsam, aber in einem gleichmäßigen Tempo – bloß nicht in Panik geraten – los zu laufen und so die Straße zu überqueren.
Das Tempo richtet sich nach der Verstopfung der Straße: Umso mehr Fahrzeuge auf der Straße sind, umso langsamer muss man gehen, um den anbrausenden Motorrädern eine Chance zu geben, sich selbst neu in Position zu bringen, damit sie um einen herumfahren können. Das klappt erstaunlich gut. Also, nicht hinschauen, loslaufen und in einem aufregenden Zug langsam die Straße überqueren.
Typische Verkehrschaos-Anfänger-Fehler sind:
A) Panik bekommen und ab der Mitte losrennen
B) von Anfang an losrennen (wie gesagt, so langsam es geht damit die Motorräder ausweichen können!)
C) warten bis ne Lücke auftaucht
D) auf der Straße stehenbleiben um einem anrasenden, hupendem Etwas die Vorfahrt zu geben.
Dieser letzte Fehler, dieses Stehenbleiben kann tödlich sein, denn damit rechnet hier einfach niemand! Zu hause heißt die Formel: "Überleben? = Stehen bleiben." Hier ist sie: "Überleben? = bloß weiterlaufen!" Die Menschen hier gehen davon aus, dass man weiterläuft, und weichen aus. Bleibt man stehen, bringt man das ganze System völlig durcheinander.
Irgendwann, mit dem Herz in der Hose, dem Mut noch in der Hand, durchgeschwitzt, aber erleichtert kommt man dann an der anderen Straßenseite an, um dann nicht selten festzustellen, dass man in die falsche Richtung unterwegs ist, denn Straßenschilder gibt es hier übrigens auch nicht…
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