Life gets busy
Zwischen Stadtspaziergängen, WG-Partys, Seminaren, meiner Arbeit und den verzweifelten Versuchen, die russische Sprache zu lernen, blieb wenig Zeit, um mal wieder ein Update aus dem fernen Osten zu geben.
Aber besser später als nie. Also macht es euch gemütlich und genießt die erste Ausgabe „Abendteuer in Pawlowsk – arbeiten oder rumsitzen?“ Ja, tatsächlich, Ihr lest richtig - es gibt viel Arbeit, aber wir dürfen oft nicht mittun. Ich will versuchen, es zu erklären: Es herrschen hier Befindlichkeiten bezüglich der Arbeitsverteilung und der administrativen Zuständigkeiten. Wir Freiwilligen stehen dazwischen.
Enttäuschungen und Hoffnung. So haben sich die ersten zwei Monate tatsächlich angefühlt. Es ist alles nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte und das nicht im positiven Sinne.
Um das Ganze praktisch zu erklären, hier mal ein typischer Arbeitstag von mir: Wir kommen so gegen 13:30 In Pawlowsk an und haben erst einmal Mittagspause. Das liegt daran, dass wir bis jetzt die Kinder nicht füttern dürfen. Danach geht es für uns weiter mit Pause, da die Kinder nun тихий час (Mittagsruhe) haben. Es gibt zwar eine Liste für die Kinder, die wir in dieser Zeit betreuen dürften, aber viele der Pflegerinnen wollen uns diese Kinder nicht immer "geben". Was vermutlich auch daran liegt das sie uns noch nicht gut kennen. Nur manchmal klappt es dann doch und wir gehen spazieren oder spielen mit ihnen. Fazit: Die Ausnahmen betätigen hier leider die Regel. Aber auch hier ist Hoffnung. Denn seit der Kennlernrunde vor einiger Zeit geht es schon viel besser.
Erst 16:45 - nachdem unsere Schützlinge Vesper bekommen haben - ist es möglich und gewünscht, dass wir uns mit ihnen beschäftigen Dann nämlich haben wir immer eine sog. занятие (Gruppenbeschäftigung) und die kann ganz verschieden aussehen. Wir basteln, musizieren, lassen die Kindern Dinge anfassen und ertaste oder arbeiten mit Lichtinstallationen.
Gott sei Dank ist aber nicht alles immer noch schlecht. Nichts ist schöner, als wenn ein Kind mich erkennt, auf einmal anlächelt oder lauthals anfängt zu lachen oder in meinen Armen zur Ruhe kommt und aufhört, sich die ganze Zeit die Finger in den Mund zu stecken. Oder wenn ich es irgendwie auf Russische schaffe, den Pflegern*innen zu sagen, was ich machen möchte und sie mich verstehen. Diese schönen Momente zeigen mir immer wieder wie wichtig unser Arbeit ist, auch wenn sie gerade noch durch Machtspielchen und/ oder fehlerhafte Kommunikation ausgebremst wird. Heißt: Ich muss auch an mir arbeiten. Je besser ich lerne, zu sprechen, umso leichter wird es dann wohl für alle Beteiligten.
Daheim läuft es dafür richtig gut. Mit meinem Mitbewohnern und den anderen Freiwilligen verstehe ich mich super. Wir machen viel gemeinsam: feiern, kochen, Plätzchen backen, Wohnung schmücken, Museen besichtigen, ins Stadion gehen und und und. (bin jetzt vielleicht ein wenig ein Fan von Zenit St. Petersburg :D)
Auch mit meinem Russisch habe ich so langsam kleine Erfolge. So kann ich beim Bäcker selber bestellen oder - wie schon erwähnt - ein wenig und immer mehr mit den Pfleger*Innen kommunizieren. Noch ist diese "Sprach-Reise" hauptsächlich von Verwirrung und Überforderung geprägt, aber ich fühle mich zwischen all den kyrillischen Zeichen und Schildern und auch dem russischem Gemurmel schon viel wohler.
Euch allen eine ganz schöne und leuchtende Weihnachtszeit.
2020 hört Ihr mehr von mir.
До свида́ния
хетти
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