Kultureller Austausch
Kruenkernchen bekommt die ghanaische Stadt Swedru gezeigt. Schnell merkt sie, dass hier einiges anders läuft als in Deutschland.
1. September 2007
Der Regen fällt schon den ganzen Morgen vom Himmel. Das immer gleiche Tröpfel-Geräusch. Regenzeit in Ghana und mein erstes Wochenende in Baa. N Nachdem gestern der Seth, meine Icye Kontaktperson angerufen und angeboten hat, mir Swedru zu zeigen und mich mit dem Auto abzuholen, warte ich jetzt auf elf Uhr (denn nach ghanaischen Verhältnissen von Zeit wäre das ein stunde Verspätung...also noch im Rahmen). Um kurz nach halb elf kommen sie dann in einem silbernen Kleinwagen mit lauter Musik angerauscht. Seth, der mit Icye in Frankreich war und sein Kumpel Eric, der ein halbes Jahr in Belgien verbracht hat, sind eher von der kleinen ghanaischen Dicklichkeit. Sie brausen dann auch gleich mit mir los und versuchen mit ihrem mäßigen Englisch und Smalltalk ein wenig die 50 Minuten Fahrt bis in die Bezirkshauptstadt zu überbrücken.
Kurz nachdem wir in die städtischen Vororte kommen, werden dann erst mal die Fenster runtergekurbelt und alle möglichen Leute angehupt und angewunken. Mannomann, das erinnert mich wieder daran, dass es hier in Ghana vor allem um den äußeren schein gehen soll. Nach dem Motto: "Hey schaut mal, ich bin beliebt und fahre mit meinem Kumpel und einer weißen in der Gegend rum! " Ich werd erst mal auf dem Sitz hinten kleiner. Da bleib ich aber eh nicht lange, da die beiden erst mal in ihren Lieblinksspot (also so was wie eine Bar) mit mir fahren. Dort wird dem weißen Mädel erst mal das Getränk spendiert und über die stärken von Angela Merkel palavert ("She's a good woman...just like you"). irgendwie wird man schon ein wenig misstrauisch bei so viel Begeisterung für Deutschland und Sätzen wie: "Oh, I really want to go to germany, one day..."
Aber wir brausen gleich drauf weiter um mir beim teuersten Lebensmittelladen Wasser zu besorgen und dann ins Internetcafe (für 8000 Cedi pro Stunde!) weiter zu fahren. Das erfreut dann wirklich mein Herz. Endlich wieder Kontakt mit der Heimat. Nach fast drei Wochen, stellt sich da schon das Heimweh ein oder grade, weil man noch alles so emotional in der Nähe hat... Aber die Stunde vergeht viel zu schnell und meine beiden Kontaktpersonen (mit dem der Kontakt aber erst mal recht oberflächlich erscheint), bringen mich noch zum einkaufen in den Shop mit den überhöhten Preisen.
Der Regen hat immer noch nicht aufgehört und da somit die Wahrscheinlichkeit, dass der Strom von Ajumako aus nicht läuft, recht hoch ist, erzähle ich von der Elektrizitätslücke. Die Beiden sind auf jeden Fall empört und kaufen mir gleich eine von diesen aufladbaren Lampen, die ich auch schon in der Klinik gesehen habe.
Dann werd ich wieder ins Auto verfrachtet und schnell wieder über die huckelige Straße zurück nach Baa gebracht. Natürlich erlauben mir die zwei sugar daddys (denn so führen sie sich schon irgendwie auf) nicht, dass ich auch nur einer der Tüten selbst trage. Emanzipation schaut hier eben anders aus. Nachdem dann die Lampe in die Steckdose zum aufladen gesteckt wurde, verabschieden sich die Beiden auch wieder ganz fix und versichern, falls irgendwas ist, solle ich anrufen...(sie würden schon alle meine Probleme lösen).
Na gut, dass ich hier so einfühlsame Gesprächspartner für den interkulturellen Austausch gefunden habe... Sie geben mir was von ihrer Machokultur und ich helfe ihnen, falls sie mal nach Deutschland in die Wunderwelt von Angela Merkel kommen wollen..., aber wenigstens kann ich den Rest des Tages von einem ghanaischen Kulturgut dieses Tages schwärmen: der echten ghanaischen Schokolade!