Kulinarische/kulturelle Vielfalt in Xi'an
die ersten beiden Tage unserer großen Februar-Reise
Xi'an – schon mal gehört?
Falls ja, vermutlich im Bezug auf die Terrakottaarmee, UNSECO-Weltkulturerbe, weltweit bekannt und bereits von vielen Berühmtheiten (ja, auch Merkel) besucht.
Wie - für die meisten deutschen Touristen - war auch für mich die Armee das Einzige, das ich mit der Stadt Xi'an verband. Die letzten Tage hatte ich die Möglichkeit die Stadt näher kennenzulernen und viele schöne Ecken zu entdecken. Nun habe ich ein etwas klareres Bild davon, was die Stadt vor allem kulturell und geschichtlich zu bieten hat. Nämlich eine Menge. Und auch den Einblick in die Küche der Provinz Shaanxi habe ich genossen. Wenn mein Magen doch wohl wieder etwas braucht, um sich auf rein chinesische Küche einzustellen – ohne mein deutsches Müsli am Morgen, Salat oder Pasta.
Die dreiwöchige Reise meiner chinesischen Freundin und mir startete am 31.01.2018. Am Flughafen von Shenyang „gönnten“ wir uns noch einen kurzen Kaffee. Natürlich völlig überteuert und nicht einmal gut. Dann ging es mit Koffern im Schlepptau und Rücksäcken auf unseren Rücken los. Während wir auf das Boarding warteten, warf ich ab und zu einen Blick aus dem Fenster. In dieser Nacht war „Super Blue Blood Moon“. Von Deutschland aus übrigens nicht zu sehen. Aber auch mir blieb der Blick dank Flug und Innensitz auf den schwarz/blau/roten Mond leider verwehrt.
Nach drei Stunden erwartete uns die Tante meiner Freundin fröhlich am Flughafen. Sie konnte kein Englisch. Unsere Kommunikation war dadurch zwar sehr begrenzt, aber ich war so immerhin gezwungen mein Chinesisch anzuwenden und konnte mein Hörverstehen prüfen.
Am nächsten Morgen, unserem ersten Tag in Xi'an, kräftigten wir uns zuerst mit remipi (Reisprodukt mit Sojasprossen in würziger Suppe) und hetaobing (Walnussbrot). Eigentlich typisch für die Stadt Hanzhong, nicht Xi'an, aber wir da beide Städte in der gleichen Provinz liegen, wollten wir da nicht so genau sein. Es war auf jeden Fall lecker.
Bevor es richtig losgehen konnte, mussten wir der Polizeistation einen Besuch abstatten, um meinen Aufenthalt in der Privatwohnung anzumelden.
Danach ging unsere erste Sightseeingtour los. Wir fuhren ins Stadtzentrum und besichtigen gemeinsam mit einem einheimischen Freund den berühmten Glocken- und Trommelturm. Sie stammen aus den ersten Jahren der Ming-Dynastie (1368-1644), spiegeln die Architektur dieser Zeit wieder und sind wichtige historische Symbole der Stadt. Der Glockenturm steht außerdem buchstäblich im Zentrum der Stadt.
Deshalb wird er auch von 9 U-Bahn-Ausgängen umrundet. Schließlich müssen die umliegenden Hotels, Starbucks, Kaufhäuser und Restaurants gut erreichbar sein. Das muslimische Viertel, natürlich chinesisch-muslimisch, lag ebenfalls nur zwei Gehminuten entfernt. Die Gassen des Viertels sind voll von Fressbuden, Restaurants und Souvenirläden. Hier findet wirklich jeder etwas für seinen Geschmack. Selbst, wenn der Appetit bei herumhängenden Schweinekadavern auch mal etwas schrumpfen kann.
Wir landeten am Ende bei einem kleinen Restaurant, vor dem ein Koch mit einer 1-Meter-hohen Flamme Kartoffeln frittierte. Uns war jedoch mehr nach yangroupaomo. Dieses Gericht ist immer mit etwas Arbeit verbunden, denn das Brot, das später gemeinsam mit yangrou (Schafsfleisch) zu einer Suppe verarbeitet wird, muss erst einmal zerrissen werden. In 1-cm²-große Stückchen. Unsere einheimische Begleitung erklärte uns, dass ein Koch angeblich an der Größe der zerrissenen Brotstücke erkennen könnte, ob es sich beim Gast um einen Tourist oder einen Einheimischen handle.
Nach dieser Stärkung machten wir uns auf den Weg zur Stadtmauer. Sie umkreist das Zentrum der Stadt, das muslimische Viertel, Glocken- und Trommelturm mit eingeschlossen. Man kann also einen schönen Rundgang um die Innenstadt machen und dabei erkennen, dass Xi'an eine tolle Mischung aus traditionell-chinesischen und hochmodernen Gebäuden hat. Die Touristen, denen ein Spaziergang zu langweilig, schnell oder zu billig war, können sich übrigens auf der Mauer Fahrräder leihen. Weniger schön für die Fußgänger, die immer bereit sein müssen auszuweichen. Wir spazierten also in den Abend hinein, mit Blick auf Hochhäuser und Altstadt, und machten ein paar Erinnerungsfotos. Unsere anschließende Suche nach einem hübschen Cafe führte uns schlussendlich zu Pacific Coffee. Dort trafen wir uns mit einem anderen Freiwilligen aus Köln. Es war interessant zu sehen, wie ähnlich, aber auch wie unterschiedlich wir einige Punkte unseres einjährigen Aufenthaltes gestalten. Während unseres Gespräches fragte er meine chinesische Freundin, was sie denn von mir schon alles gelernt habe. Als sie anfing aufzuzählen, über wie viele Themen wir uns schon ausgetauscht haben und was sie alles von mir über Deutschland gelernt hat, war ich stolz wie Oskar.
Der nächste Morgen. Die erste Station, die wir außerhalb der Stadt anfuhren, war eine große Badeanlage. Aufenthaltsort vieler alter Kaiser, deren Frauen und Gehilfen. Sie ist die älteste Chinas und weltweit die drittgrößte. Ich persönlich fand sie sehr schön: Am Bergrand gelegen, hübsch bepflanzt und authentisch aufbereitet. Leider waren die Thermen selbst aber eben doch nur große Badewannen aus Stein. Abgesehen von großen Namen, die sich dort drin vergnügten, weniger spektakulär. Nächste Station war ein Restaurant. Die Touri-Busse kamen nach einander an und die Passagiere wurden wie am Fließband gesättigt. Weniger schön. Aber das Essen war gut, wenn ich auch 20 min. anstehen musste, um etwas zu bekommen. Dafür mussten wir aber auch nur ~4€ für ein sättigendes Mittagessen bezahlen. Beim Ausgang wurde ich dann etwas überrascht. Die Besitzer nutzen die anschließende Halle, um die Touristen zum Kauf von Schmuck zu verführen. Man musste diese Halle durchqueren, um zum Ausgang zu gelangen. Und sie war voll gestopft mit Jade, die in allen möglichen Variationen zu Schmuck verarbeitet worden war. Die Preise recht hoch und keine Garantie für die Echtheit der Steine.
Daraufhin ging es dann zum eigentlichen Ausflugsziel und Höhepunkt des Tages. Die Terrakottaarmee. So viele Bilder ich zuvor gesehen hatte – es war wirklich beeindruckend. Besonders aber durch die tolle englischsprachige Privatführung, die wir hatten. Würde ich jedem empfehlen, denn die Hallen enthalten zwar einige Beschilderungen, aber mit minimalen Informationen. Ich habe an diesem Tag wirklich sehr viel lernen können, sowohl über die Armee, als auch die chinesische Kultur, z.B. Handlesen und die medizinische Wirkung von Jade nach chinesischem Glauben. Danach werde ich im jungen Alter finanzielle Probleme haben, die mit zunehmendem Alter jedoch verschwinden. Dass meine „Lebenslinie“ nicht tief ist, bedeutet, dass ich meiner Gesundheit mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Unsere Reiseleitung empfiehl mir chinesischen Tee und mehr Sport. Zur Jade: Wer sie um den Hals trägt, verschwendet ihre Kraft. Als Armband getragen kann sie nämlich je nachdem gut für Lungen, Herz etc. sein.
Nach diesen lehrreichen Stunden ließen wir uns wieder im Bus nieder und wurden zum Kaisergrab geführt. Dort machten wir dann einen kleinen Spaziergang. Die Rückfahrt zog sich dann leider auf über drei Stunden, da unser lieber Busfahrer sich dazu entschied, uns als Letzte abzusetzen. Abends fiel ich müde und mit vielen neuen Eindrücken zu verarbeiten ins Bett.
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