Kizhi - UNESCO-Weltkulturerbe
"Ist es möglich, einen Kulturschatz der Nation in zwei Stunden zu entdecken?" Kizhi, eine Insel im Onegasee, bietet für Touristen viel zu entdecken. Für jemanden, der länger dort bliebt, aber noch viel mehr.
Fahre in ein fremdes Land und du wirst Land und Leute kennen lernen! Doch ist es möglich, einen Kulturschatz der Nation in zwei Stunden zu entdecken?
Als Tourist bekommt man oft die schönen und glanzvollen Seiten zu sehen. Der geschichtliche Hintergrund sowie die Bedeutung jener Schätze für Einheimische bleibt nur allzu oft den Meisten verborgen.
Doch durch Touristen wird am meisten Geld eingenommen - Schifffahrt zur Insel inklusive Führung, gebucht im Reisebüro. So werden alle Touristengruppen als erstes an Bord des giftgrünen Schnellbootes gelassen und dürfen ihre Plätze einnehmen.
Erst danach können auch Passagiere mit einfachen Fahrkarten den Duft der alten, aus der Sowjetzeit stammenden Sitze wahrnehmen. “Bitte beachten Sie, dass wir heute schon in zwei Stunden zurück fahren werden - des schlechten Wetters wegen.” übertönt eine junge russische Stimme die Motoren. Das ist keine Seltenheit auf dem Onegasee, einem See, dessen Weite die eines Meeres vermuten lässt.
Kizhi, dessen Holzkirchen mit 22 Kuppeln sowie der auf der Insel verteilten im traditionell karelischen Stil erbauten Holzhäuser seit 1990 auf der UNESCO Weltkulturerbeliste stehen, in zwei Stunden erleben ist wie Speeddating: für die einen vollkommen ausreichend, für die anderen eine Hetzjagd in der Hektik der heutigen Zeit.
All jene jahrhundertealten Gebäude wurden vollkommen ohne eiserne Nägel erbaut. Lediglich die Holzschindeln der silbern glänzenden Kuppeln wurden mit Nägeln an den runden "Holzkopf" genagelt. Inmitten jener ragt eine goldene Kuppel gen Himmel, auf der sich mehr als 1000 Holzschindeln befinden. Doch du glaubst lediglich zu wissen, welche Farbe das eigene Auge wahrzunehmen versucht. In Wirklichkeit stellt jene Täuschung der Natur die eigene Überzeugung in Frage. Denn wie dir glaubwürdig versichert wird, verwendet man bis heute Holz ohne jegliche Behandlung. Jener Mann, der die Erlen- oder Pappelholzschindeln der Kuppeln Tag für Tag schnitzt sollte es wissen.
"Wer ist sie?" wird die dich auf der Insel führende Person auf russisch gefragt. Schliesslich kennt man sich! "Ein Freund aus Deutschland, sie arbeitet als Freiwillige und lernt russisch." bekommt er als Antwort. "Das ist ein Geschenk, aber ich hoffe, dass du immer jene Seite tragen wirst." Von dem Moment überwältigt, hältst du eine handgeschnitzte Kette in deinen Händen, die als lachender oder trauriger Smiley die Stimmung der sie tragenden Person wiederspiegelt.
Am Abend wird es ruhig auf der Insel. Grundsätzlich dürfen keine Touristen auf der sieben Kilometer langen Insel übernachten. Man trifft nur noch Einheimische, Freunde, Schlangen und Katzen an. Das Laufen fällt schwer in den mit Wasser gefüllten Schuhen. Regen, den ganzen Tag Regen. Doch im nächsten Moment einen 300 Jahre alten Aststumpf aus einem der hölzernen Häuser als Symbol für Salz, dem Reichtum im Leben, in der einen Hand, in der anderen einen Gerstenhalm für das Brot im Leben.
Versuche sie zu verstehen, versuche ihre Sprache zu sprechen, versuche es einfach nur und sie werden dich willkommen heissen.
In den Ohren klingt ein traditionelles Glockenspiel.
So schnell kann sich ein nasser Wassertropfen in eine Perle des Glücks verwandeln.