Kerzen für die Freiheit
In den letzten zwei Wochen geschah so viel, da muss ich ordentlich kürzen! Es wurde die Befreiung der Niederlande gefeiert. Wir taten eine mini Radtour. Pfingsten wurde gefeiert. Ich glaube das ist für den Untertitel erstmal genug.
Bevrijdingsfestival. Am 5. Mai 1945 endete in den Niederlande die deutsche Besatzung. Dadurch wurde der 5. Mai zum Volksfeiertag ernannt. Dieses Fest wurde immer größer und somit entstand dann irgendwann das Bervrijdingsfestival. An 14 Standorten in den Niederlanden wird am 5. Mai der Tag der Befreiung gefeiert. Das passiert mit viel Musik. Natürlich gab es so ein Festival auch in Zwolle. Das direkt bei uns um die Ecke. Eigentlich hat da jeder frei, wir hatten dort aber nur so halb frei. Denn in der Kirche konnte man Kerzen für die Freiheit anzünden. Damit Menschen in die Kirche kamen und auch eine Kerze in der Hand hielten, standen wir auf der Straße und habe die Menschen gefragt ob sie Kerzen für die Freiheit anzünden wollen. Jeder Zehnte willigte ein, eine Kerze anzuzünden. Das wieder mal verblüffende war, wer einwilligte in der Kirche eine Kerze anzuzünden. Menschen von denen man es gar nicht gedacht hätte gingen in Kirche und Menschen wo man dachte das genau die eine Kerze anzünden würden, sagten nur etwas wie „ habe ich bereits zu Hause getan“.
Als wir an dem Tag frei hatten, gingen wir natürlich direkt zum Festival. Der uns nur zu gut bekannte Park hat sein Gesicht total verändert. Überall standen Bühnen und kleine Stände die Limonade, Pommes oder ähnliches verkauften. Es gab auch einen Speziellen Familienbereich mit einem Kettenkarussell, Schminken, Basteln und noch mehr Kinderbespaßung. Musikalisch war das Fest sehr weit gefächert. Von Metal über Elektro und Rap zu Manu Chao. Insgesamt war es ein ganz schönes Festival.
Letzte Woche hatten wir am Mittwoch frei. Und das nutzten wir. Unsere Niederländisch Lehrerin hatte uns die Waterloopbossen empfohlen. Das ist ein Wald, wo man früher Schleusen und Kais zum praktischen Testen nachgebaut hat. Wir haben uns trotz gefühlten 50 grad von unserer sportlichsten Seite gezeigt und sind bei doppeltem Gegenwind 70 kilometer durch die idyllische Landschaft „gefietst".
Zwischendrin haben wir uns dank Timis Geburtstag und Maras beeindruckenden Backskills mit Kuchen gestärkt und nicht nur zwischendrin sondern auch zum Frühstück und Abendessen und sowieso drei Tage lang. Lekker, toch?
Am Donnerstag war das Highlight des sonnigen Tages mit klatschnassen Klamotten Abends um zehn nach Hause zu fahren, weil ich im Schwimmbad der Uni ins Wasser geworfen wurde. Kann man auch mal getan haben. Wir waren im Schwimmbad mit Klamotten, weil dort ein Unterwasserskating Wettkampf stattfand. Das hier auszulegen ist super kompliziert. Aber man wächst mit seinen Herausforderungen! Also das Schwimmbecken ist auf der einen Hälfte ungefähr einen halben Meter tief und auf der anderen ungefähr zwei (tief genug um zu schwimmen). In dem flachen Bereich müssen die Teilnehmer mit einer Art Schlittschuh mit Holzkufe laufen. Danach müssen sie schwimmen und am Ende des Beckens wenden und wieder zurück. Ich glaube man muss das einfach sehen um es komplett zu verstehen.
Am Abend kam noch ein paar von Maras Ruderfreunden rum um ihren Geburtstag zu feiern.
So ging die Woche weiter. Am Freitag erwartete ich ganz gespannt meine neue Hipsterbrille und natürlich mein Schwesterherz Toni. Zusammen haben wir Zwolle, Utrecht und die Käsestadt Gouda besichtigt und ich wurde ausnahmsweise mit guten Essen verwöhnt. Aber nicht nur ich, sondern die gesamte WG. Sie kochte nämlich für uns an fast allen Abenden die sie hier war! Ach wie gut es ist eine große Schwester zu haben.
Parallel zu ihrem Besuch war auch Pfingsten. An Pfingsten wurde im Kloster das „Feest van de Geest“ gegeben. Künstler haben auf Malereien vom Dachboden und dessen Geschichte reagiert. Die Kunst die dabei rauskam war ganz interessant. Auf jeden Fall wurden diese Bilder während Pfingsten im Rahmen einer Ausstellung Keller des Klosters präsentiert. Wir sollten dort so ein bisschen helfen. Die wohl sinnloseste Aufgabe war Fegen. Bastiaan und Nelleke gaben Kris und mir Besen und Kehrschaufel und sagten: „ geht mal im Keller fegen.“ Der Keller ist ungefähr so eingestaubt, wie die Weltanschauung einiger Parteien in Deutschland. Natürlich haben Kris und ich diese Aufgabe erledigt. Wir hatten am Ende eine Kehrschaufel voll und empfanden dies als genug. Wir wollten ja die Authentizität des Raumes nicht beschädigen!
Am Sonntagabend haben wir uns eigentlich schon darauf eingestellt zu Hause zu Chillen. Doch dann erreichte Mara eine SMS von zwei Freunden ob wir nicht Lust hätten auf ein Pubquiz. Und natürlich hatten wir die! Jeden Sonntag ist in der Studentenbar Pubquiz, aber wir sind noch nie da gewesen. Die Bar war rappelvoll und in die Atmosphäre war auch total verändert. Es lag eine Unruhe von Konzentration in der Luft. Wie wenn bei einer Klassenarbeit der Lehrer den Raum verlässt. Die Schüler werden ein wenig lauter aber wagen es nicht komplett laut zu werden, weil Lehrer ja etwas hören könnte. In diesem Fall ist der Lehrer ein gegnerisches Team.
Die Fragen die gestellt wurden, waren teilweise so komisch, dass man sich fragt wie man darauf kommt. Es gab zum Beispiel die Frage: „Auf welche Seite fällt eine Ameise wenn sie stirbt?“
Wir haben nicht gewonnen, aber waren auch nicht ganz letzte.