Karneval und Polizei
DoroL hat sich mit den litauischen Karnevalsbräuchen vertraut gemacht und hatte schon mehrere Male das Vergnügen mit der Polizei. Sie hat jetzt übrigens auch ein paar Bilder ins Netz gestellt.
Laba diena und guten Tag aus dem fernen Litauen. Ich denke, es ist an der Zeit, Euch mal wieder ein bisschen an meinem äußerst interessanten und wilden Leben teilhaben zu lassen.
Zuerst einmal zum Thema Karneval. Ob wir das hier feiern. Ja, natürlich, sonst wären wir ja keine Litauer, wenn wir uns eine Feiergelegenheit entgehen lassen würden. Allerdings ist die Art und Weise doch etwas anders als bei uns. Hier wird Uzgavenis gefeiert. Kanapinis (ein großer, dünner Mann, der für die Fastenzeit kämpft) und Lesininis (ein kleiner, dicker Mann, der immer Fleisch essen will) hauen sich gegenseitig solange, bis einer umfällt. Der hat dann logischerweise verloren. Anschließend wird More in Brand gesteckt, die symbolisiert nämlich den Winter und den finden alle doof (außer mir, aber das habe ich ja schon zu Genüge ausgeführt ;-)). Ach ja, nicht zu vergessen, dass alle eine Unmenge Blynais (Kartoffelpuffer und Pfannekuchen) in sich hineinstopfen. Skanaus! Auch im Projekt haben wir diese Traditionen eingehalten. Vormittags haben wir zuerst tausendsiebenundsiebzig Blynais gebacken und Verkleidungen aus unserer Kleidersammlung rausgesucht, dann sind wir nach Cekoniskes gefahren, ein kleines Dorf nicht weit von Vilnius, in dem ein Behindertenwohnheim ist. Zuerst haben wir unsere More gebastelt, sah sehr gut aus, dann gegessen und anschließend More verbrannt! Dann haben Kanapinis (das war Akvile) und Lesininis (Rolandas) gekämpft, bis Rolandas das Kissen aus dem Mantel gefallen ist, da war er dann besiegt und die Fastenzeit kann kommen (so ein Mist). Anschließend haben wir stundenlang getanzt und gesungen und sind noch in einige Häuser im Dorf gegangen, um Süßigkeiten abzustauben. Hat natürlich funktioniert, bei unserem Gesangstalent :-). Jaja, so war mein Karneval in Litauen, labai smagu!
Kommen wir zu einem anderen Thema, nicht ganz so angenehm. Unsere Nachbarin mag uns nicht. Nicht nur ein bisschen nicht, sondern überhaupt nicht. Dafür mag sie aber telefonieren. Besonders gern telefoniert sie mit der litauischen Polizei. Am allerliebsten nachts, wenn wir grad so schön am Feiern sind. Schön für sie, schlecht für uns, mittlerweile hat die Polizei nämlich ZEHN Anzeigen gegen uns, unter anderem weil bei uns jeden Abend mindestens dreißig Leute sind, wir im Hausflur rauchen und das Haus in Brand stecken wollten. Ich gebe zu, vielleicht war es keine soo gute Idee von Florian, bei der letzten Party Feuer zu spucken, auf dem Balkon, kurz nachdem die Polizei das erste Mal da war... Nun ja, die Polizei war also bei uns, um uns aufzuklären, dass wir möglicherweise an die tausend Litas zahlen oder sogar ausziehen müssen, aber mittlerweile war Egle, unsere Koordinatorin da, sie hat mit der Hausbesitzerin gesprochen, die glücklicherweise sehr nett ist, ebenso mit unserer Nachbarin. Und gestern waren wir bei der Nachbarin, mit Schokolade und Blumen (die Blumen hat sie angenommen, die Schokolade wollte sie nicht...seltsam), haben uns entschuldigt und gesagt, dass wir ab jetzt brave Menschen sind und nie wieder Krach machen werden (auf Litauisch, ich hab mein Bestes gegeben ;-)). Also keine Partys mehr, keine Musik, kein Lachen. Dann wird alles gut. Viskas bus gerai.
Jetzt fahre ich zum Sport. Ich wünsche Euch allen eine ruhige Woche, macht keinen Krach und verhaltet Euch unauffällig!