Juvenalia: eine Woche voller Samstage...
Diese Woche tobt in den Studentenwohnheimen und umliegenden Clubs das Leben: es sind Juvenalia in Krakow. Das bedeutet jede Menge Konzerte von Bands aus ganz Polen, jeden Abend Veranstaltungen und ein gigantisches Gelage im Innenhof der Wohnheime.
Aber auch außerhalb des Studentenlebens ist Krakow endglültig aus dem Winterschlaf aufgewacht...
Diese Woche begann für mich zunächst sehr entspannt mit einem kleinen Wiedersehenstreffen nach unserem langen Wochenende. Schließlich waren fast alle in die verschiedensten Ecken Polens ausgeflogen auf Wandertouren, Reisen bis nach Skandinavien oder einfach nur an die Ostsee, so wie Eloise und ich. Wir hatten uns also ein paar Geschichten zu erzählen:)
Auch in ALF war noch alles, wie wir es zurückgelassen hatten. Wir wollten eigentlich das schöne Wetter nutzen um einen thematisch passenden Hawaii-Tag mit Kokosnusskeksen, Limbowettbewerb, Blumenketten und co zu veranstalten. Das haben wir zwar auch gemacht, nur ist ausgerechnet am Dienstag das Wetter umgeschlagen und es hat geregnet. So wurde aus der Hawaiiparty eben eher ein Anti-Regenwetterlaune-Event für drinnen.
Schön war es trotzdem und die Kinder hatten doch sichtlich Spaß.
Seit unserem Meeting mit meiner Mentorin Sabina am Mittwoch ist mir aber sehr deutlich bewusst, dass meine Zeit hier langsam ihrem Ende zugeht. Wir haben über unsere Projektauswertung gesprochen, die nächsten Freiwilligen, die unsere Nachfolge in ALF antreten werden und das Datum für unsere Rückfahrtickets. Es wird also langsam konkret mit meiner Heimkehr, sowohl in der organisatorischen Planung als auch in meinem Kopf. Ich bin tatsächlich zurzeit ein bisschen hin- und hergerissen zwischen dem hier und jetzt und meiner gedanklichen Terminplanung für die Zeit nach meinem Projekt.
Das Wochenende hat mich aber glücklicherweise wieder ein bisschen in die Gegenwart befördert. Am Freitagabend war ich auf dem Gelände der Studentenwohnheime unterwegs, wo anlässlich der Juvenalia tausende Studenten den gesamten Innenhof in eine einzige Grillparty verwandelt haben. Die Juvenalia sind ein einwöchiges Event mit jeder Menge Konzerten und Veranstaltungen und ich habe mir sagen lassen, dass die Studenten diese auch zum Anlass nehmen, eine Woche durchzufeiern. Das passiert aber nicht nur mit allabendlichen Grill- und Biergelagen im Hof, sondern auch mit Kostümparaden und einem gigantischen Stadtspiel, so einer Art Schnitzeljagd durch ganz Krakow. Es gab also etwas zu sehen und zu hören.
Gestern war ich dann aber den ganzen Tag über wandern in den Bergen rund um Zakopane. Die Stadt Krakow hat einen Ausflug in einen Nationalpark dort mit Bergführer organisiert, an dem Kinderhorte wie ALF kostenlos teilnehmen konnten. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollen, obwohl wir nur vier Kinder aus ALF mithatten. Der Rest der Kinder war leider zum Großteil in Erstkommunionsfeiern der Verwandtschaft involviert oder hatte keine Lust.
Das war in meinen Augen ziemlich schade, weil wir nicht nur tolles Wetter hatten, sondern auch ein atemberaubend schönes Tal durchwandert und mitten durch einen unglaublich engen und steilen Durchgang im Berg geklettert sind. Zum Abschluss gab es sogar noch Erdbeerpierogi und Tee für alle. Insgesamt also ein wirklich schöner Ausflug mit einer Menge zu sehen. Ich habe dabei auch Pawel, unseren neuen Mitarbeiter und seine Frau Sandra besser kennen lernen können. Das war in einiger Hinsicht eine interessante Begegnung: Sandra studiert Pädagogik und ist genauso alt wie ich. Pawel ist zwar fast schon dreißig, aber trotzdem hat mich die Vorstellung, ich könnte jetzt schon verheiratet sein, wie sie, doch ziemlich ins Nachdenken gebracht. Die beiden sind zwar definitiv ein sympathisches und harmonisches Paar, aber das entspricht dann doch nicht ganz meiner Vorstellung von Hochzeit und Lebensplanung. Gut, dass ich noch nicht ganz so polnisch bin:)
Heute morgen hatten wir dann unsere zweite Theateraufführung, in einem anderen Theater in der Krakauer Vorstadt Nowa Huta. Es war ein bisschen kalt, weil wir in einer Art Garage gespielt haben und wir waren alle ein bisschen müde, aber es sind weit mehr Zuschauer gekommen als erwartet und es waren sogar einige Kinder dabei. Das Publikum hatte auf jeden Fall merklich Spaß und so waren wir, obwohl die Umgebung für uns deutlich schwieriger zum Spielen war, am Ende doch recht zufrieden.
Jetzt freue ich mich auf jeden Fall einfach auf die nächste Woche und vor allem auf den Besuch meiner Familie in einer Woche.
Viele liebe Grüße nach Hause,
Kora