Jahresrückblick 2020
Kleine Zusammenfassung was in diesem Jahr so alles passiert ist!
Dezember 2019: Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass ich mich wie ein Schnitzel gefreut habe, dass mir ein Platz als Freiwillige in Uruguay angeboten wurde. Das war für mich eine ziemliche Erleichterung, da ich unbedingt nach Südamerika wollte und die Vorweihnachtszeit letztes Jahr echt sehr stressig war. Tja… ich hätte zu diesem Zeitpunkt nie gedacht, dass sich in einem Jahr so viel verändern kann und ich am Ende in Pandemie Zeiten für einen Freiwilligendienst nach Litauen gehen würde.
Februar 2020: Es gab bereits die ersten bekannten Corona Fälle in China, doch wir haben das alles nur halb so schlimm gesehen. Irgendwie war diese Krankheit noch nicht wirklich greifbar für mich. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich aufgrund von Corona diesen Monat das letzte Mal feiern gehen kann, die Schulen geschlossen werden und es Ausganssperren und Kontaktbeschränkungen geben wird, hätte ich nur den Kopf geschüttelt. Hinterher ist man immer schlauer!
März 2020: Da das Abitur in greifbarer Nähe war, hatten wir sogar einen Ankreuzkalender im Klassenzimmer montiert. Damit wir jeden Tag als einen Schritt in Richtung Freiheit und Unabhängigkeit sehen konnten. Schon seit mehreren Wochen wurde darüber diskutiert, ob die Schulen nicht geschlossen werden sollten, aufgrund der exponentiell steigenden Corona Fälle. Wir waren jedoch noch fest der Überzeugung, dass die Schulen bestimmt offenbleiben. Das Bayern die Schulen schließt, das konnten wir uns alle nicht vorstellen. Dann kam am 13.3 die Durchsage, an jenem Tag, an dem ich eine Geschichtsklausur geschrieben habe, dass die Schulen bis zu den Osterferien geschlossen bleiben. Begeisterung sah anders aus! Ich hatte zwar überhaupt keine Lust auf Schule, aber ich wollte einfach mein Abitur machen und diesen Abschnitt meines Lebens hinter mir lassen. Aber gut, was will man machen, ab diesem Zeitpunkt gab es eben online Unterricht, mit dem ich erstaunlich gut zurechtgekommen bin.
Juni 2020: Endlich habe ich meine Abiturprüfungen abgelegt und zum Glück erfolgreich bestanden. Auch wenn etwas verspätet, habe ich mich sehr gefreut, dass ich dieses Schulgebäude nie wieder betreten muss. Da die Restaurants und Bars wieder offen hatten, haben meine Freundinnen und ich die Chance genutzt, auf diesen Erfolg anzustoßen. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich noch gar nicht wahrhaben, dass Uruguay dieses Jahr wohl keine Option werden würde. Weswegen ich mich noch nicht so mit weiteren Möglichkeiten auseinandergesetzt habe.
Juli 2020: Den Juli habe ich bei Jack Links gearbeitet. Bei Jack Links werden die Bifi Würste hergestellt. Das waren die fünf längsten und lehrreichsten, Wochen meines Lebens. Fließband Arbeit ist wirklich schrecklich. Aber mir hat es auch gezeigt, dass es wichtig ist, im Leben Perspektiven zu haben! Hierzu zählt für mich ein abgeschlossenes Studium oder Ausbildung, eben etwas, was die Wahrscheinlichkeit verringert, am Ende in so einer Fabrik zu arbeiten. Es hat mir aber vor allem gezeigt, dass ich im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen noch die Möglichkeit habe, etwas anderes zu sehen, etwas anderes auszuprobieren und dieses Privileg auch nutzen sollte.
Augst 2020: Am 12.08 wäre mein Flug nach Südamerika gewesen. Das war der Zeitpunkt, an dem ich wirklich realisiert habe, dass ich mir Uruguay abschminken kann. Also habe ich nach Alternativen gesucht und mich in unzähligen Bereichen beworben. Von Au-pair über Animateur in einem Hotel war echt einiges dabei. Am Anfang bin ich noch nicht mal auf die Idee gekommen, dass ich auch ein ESC Freiwilligendienst in Europa absolvieren könnte. Während meines Sommerurlaubes, der mich eigentlich entspannen sollte, hatte ich echt einige Vorstellungsgespräche. Tatsächlich gab es doch mehr Auswahl als gedacht. Normalerweise habe ich immer zu den Leuten gehört, die viel im Voraus planen und sich nicht last Minute bewerben. Doch dieses Mal war es anders. 6 Wochen vor Beginn meines ESC habe ich die Zusage für die Waldorf Schule in Litauen erhalten. Das hat in mir eine unfassbare Erleichterung ausgelöst! Denn ich hatte einen greifbaren Plan B, der zwar anders, aber genauso gut war wie mein Plan A. Klar, wäre ich gerne in ein Land gegangen, in welchem ich die Möglichkeit gehabt hätte, meine spanisch oder französisch Kenntnisse zu verbessern. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich so glücklich mit meiner Einsatzstelle gewesen wäre, wie ich es aktuell bin, wäre nicht besonders hoch gewesen.
September 2020: Den September habe ich genutzt, um alle möglichen Unterlagen zu organisieren, mein Bus zu buchen und mich von Freunden und Familie zu verabschieden. Nachdem ich etwas überstürzt in Berlin aufgebrochen bin, weil mir wieder Quarantäne gedroht hätte, wäre ich nicht noch früher losgefahren, bin ich nach der bislang längsten Busfahrt meines Lebens in Kaunas angekommen, wo ich gleich sehr freundlich empfangen wurde.
Oktober 2020: Diesen Monat habe ich genutzt, um noch ein paar soziale Kontakte aufzubauen, bevor der zweite Lockdown begann. Eine Zeit der Einlebung, ganz vieler neuer Erfahrungen und eine Zeit der Normalität, zumindest für aktuelle Verhältnisse. In welcher Bars und Restaurant offen waren und es noch keine Kontaktbeschränkungen gab.
November 2020: Dann kam der zweite Lockdown. In Litauen gab es jedoch lange Zeit Maßnahmen, die den Alltag nicht so sehr eingeschränkt haben, wie in anderen Teilen Europas. Trotz der steigenenden Corona Zahlen hatte ich die Möglichkeit, nach wie vor in der Schule zu arbeiten, auch wenn sich mein Aufgabenfeld etwas verändert hatte. Zudem war ich das erste Mal in Quarantäne, womit ich alles andere als gut zurechtgekommen bin. Auch wenn es nur fünf Tage waren, bis wir unser negatives Testergebnis bekommen haben, ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Kurz darauf fand auch mein On-Arrival Training statt, wenn auch online. Dennoch habe ich dadurch viele neue Kontakte zu Freiwilligen knüpfen können, von denen mindestens die Hälfte bereits einmal in Quarantäne war, was mich wieder daran erinnert hat, dass fünf Tage Quarantäne doch aushaltbar waren.
Dezember 2020: Inzwischen bin ich in Deutschland, um die Weihnachtsfeiertage mit meiner Familie und engen Freunden verbringen zu können. Auch wenn man sich am Anfang gewöhnen muss wieder hier zu sein, war es glaube ich die Richtige Entscheidung, die Feiertage im gewohnten Umfeld zu verbringen.
Auch wenn dieses Jahr vieles nicht unbedingt so eingetroffen ist, wie ich es geplant hatte, habe ich es dennoch realisieren können, während einer Pandemie einen Freiwilligendienst im Ausland zu leisten. Wofür ich unfassbar dankbar und stolz bin!