It all comes down to whos by your side

Es sind nur noch wenige Wochen, dann ist mein EVS vorbei. Mir kamen die üblichen Fragen in den Kopf. Wie wird es weiter gehen? Wie wird es wenn ich wieder zurück bin? Haben sich meine Freunde verändert? Habe ich mich verändert? Werden sie merken, dass ich die griechische Küche ein bisschen zu sehr genossen habe und ein wenig zugelegt habe? Was hat sich in meiner Stadt verändert? Wird alles so sein wie früher? Diese und noch viele andere Gedanken drehen sich seit Tagen, wenn nicht sogar seit Wochen im Kreis. Eigentlich wollte ich nur kurz in Deutschland bleiben und dann gleich wieder ins Ausland gehen. Irgendwo ganz weit weg. Australien. Südamerika. Asien. Ich hatte Pläne und Vorstellungen und alles änderte sich gestern schlagartig durch ein einziges „Ja“.

Ich war bei einer Schultheateraufführung bei der ich filmen sollte, langweilte mich ein wenig und begann mit meiner großen Schwester zu simsen. Irgendwie blödelten wir rum und schrieben uns merkwürdige Rätsel die keiner von uns so Recht verstand. Irgendwas von Penaten Creme und kurzen Nächten schrieb sie. Auf einmal machte es bei mir Klick. „Bist du etwa schwanger???“ fragte ich ohne groß darüber nachzudenken. 5 Minuten später kam die Antwort. „Ja.“ Ich saß in diesem Theater und fing an zu weinen. Meine Hände zitterten und machten es mir wirklich schwer die Kamera zu bedienen- blödes Timing. Ich konnte es nicht glauben. Da verwandelte ein einziges Wort aus 2 Buchstaben einen ganz gewöhnlichen Tag in etwas ganz besonderes. Die Leute um mich herum mussten wohl gedacht haben es ist jemand gestorben, denn mit der dramatischen Musik des Theaters verstärkten sich meine Glücksgefühle nur noch und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich habe es immer noch nicht so richtig realisiert aber Fakt ist: Ich werde Tante! Da wächst das coolste Kind der Welt im Bauch meiner Schwester heran. Nachdem ich es mehr oder weniger realisiert hatte, erfuhr dass es wohl ein Mädchen wird (Juhuuu. Ich kann viele schöne Mädchensachen kaufen und keine doofen Spielzeugautos ;-) ) schrieb sie mir auch den Geburtstermin. September. Da wollte ich doch schon im Flieger zum nächsten Abenteuer sitzen!

Da realisierte ich zum ersten Mal wie schnell sich Pläne ändern können. Die ganze Zeit hatte ich eine Idee von meinem Leben wie es nach Griechenland weitergehen sollte und dann ändert eine einzige Sms alles. Natürlich möchte ich nicht tausende Kilometer entfernt sein, wenn meine Schwester ihr erstes Kind bekommt. Ich kann ja danach fliegen. Irgendwie wäre Weihnachten mit der Familie dann ja aber auch schön. So und so weiter kamen 1000 völlig neue Gedanken in meinen Kopf und irgendwie ist es selbst jetzt noch völlig unreal für mich. Ich hätte nie gedacht das so ein Kind so viel in mir auslöst und meine Entscheidungen so stark beeinflusst.

Plötzlich waren da ganz andere Fragen in meinem Kopf: Wie meine Schwester wohl mit dickem Bauch aussieht? Wird das Kind eher wie mein Schwager oder meine Schwester aussehen? Werde ich wohl eine gute Tante werden? Vergessen all die Ängste und Sorgen über die Rückkehr und nur noch pures Glück durchströmt meinen Körper. Die Reiselust war plötzlich völlig nebensächlich. Was bringt es mir denn allein am Strand in Thailand zu sitzen, wenn ich weiß, dass meine Schwester gerade ein neues Leben in die Welt setzt?

Warum schreibe ich das jetzt hier auf einer Seite bei der es eigentlich um EVS geht? Klar. Erstmal bin ich megaglücklich und stolz und muss es der ganzen Welt mitteilen. Aber durch diese und viele andere Erfahrungen im Ausland habe ich etwas realisiert, dass mir eigentlich schon Janosch im Kinderbuch „Oh wie schön ist Panama“ beigebracht hat. Man braucht nicht ans andere Ende der Welt zu fahren um sein Glück zu finden.

It all comes down to who's by your side.

Für meine geliebte Schwester, ihr Kind und meinen Schwager.