Israel auf Persisch VIII: Ein besonderer Spagat - Iran und Israel am selben Tag
Monate der gewissenhaften und bis ins kleinste Detail ausgetueftelten Planung liegen hinter mir, denn ich habe eine aussergewoehnliche Reise unternommen: 2 Wochen Iran! Aber damit nicht genug - meine naechste Destination war ausgerechnet Israel...
Nun war es also soweit - ziemlich genau 2 Wochen nach unserer Abfahrt aus Ankara verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern und stiegen in das Flughafentaxi zum International Airport Imam Khomeini. Trotz des angestauten Schlafmangels waren wir nervoes - nachdem wir bei der Einreise so glimpflich davon gekommen waren, rechneten wir nun mit einer ausfuehrlichen Kontrolle, wie wir sie schon von der Ausreise aus Israel kannten.
Tatsaechlich war die Schlange am Check-In Schalter entsprechend lang. Wir tauschten unser letztes Geld in Euros zurueck und stellten uns nach der Gepaeckaufgabe an die verhaeltnismaessig kurze Schlange an der Passkontrolle. Doch obwohl vor uns weniger als 10 Menschen auf ihren Ausreisestempel warteten, dauerte es fast eine Stunde, bis wir an der Reihe waren. Unsere Paesse wurden gescannt, Worte in den Computer getippt, der Pass ein ums andere Mal unter die Lupe genommen, und schliesslich starrte der Beamte ganz unverhohlen einige Sekunden in die Luft, um die Wartezeit auszudehnen, bevor ich meinen Stempel endlich erhielt. Diese Taktik soll wohl nur ein bisschen einschuechtern; wir waren ob der fruehen Stunde aber nur ziemlich genervt.
Die (geschlechtergetrennte) Handgepaeckkontrolle zog sich ebenfalls ziemlich lange hin. Die meisten der Frauen hatten sehr viel Gepaeck, draengelten und waren auch sonst nicht sehr kooperativ, was das Ganze zusaetzlich verzoegerte. Die Kontrolle selbst war aber alles andere als streng, ich musste kurz meine Kopfhoerer und Kamera vorzeigen, fertig. Endlich im Flugzeug angekommen ging das Chaos weiter, und auf den Plaetzen angekommen, fielen wir ziemlich schnell in einen tiefen Schlaf.
In Istanbul angekommen begruessten wir den Kapitalismus freudig mit einem riesigen Kaffee (mit Sojamilch!) bei Starbucks im Flughafen und lachten darueber, wie viele Sorgen wir uns gemacht hatten - Fotos geloescht, Buecher zuhause gelassen, alles, um unsere Vergangenheit in Israel zu verstecken. Und niemand hatte auch nur eine einzige Frage gestellt, geschweige denn in unser Gepaeck oder unsere Handys geschaut. Die Sonne schien, wir befanden uns auf bekanntem Terrain und ein unterschwelliger Druck, der sich seit der Zugfahrt eher unbemerkt auf unsere Schultern gelegt hatte, fiel federleicht von ihnen ab.
Ich brachte die beiden anderen zum Flug nach Duesseldorf und schulterte dann mein Gepaeck, um zum Taksimplatz zu fahren. Denn fuer mich war das ganze Chaos noch nicht vorbei - meine naechste Destination wuerde Israel sein, und da ich aus Angst vor Kontrollen nur meinen neuen Pass nebst Iranvisum bei mir hatte, galt es nun, den Zweitpass (nebst altem Israelvisum und daher ungeeignet fuer die Einreise in de Iran) bei der Deutschen Botschaft abzuholen, wo ihn eine Freundin fuer mich hinterlegt hatte, die zufaelligerweise ueber Silvester nach Istanbul gereist war.
Zum Glueck liegen Taksimplatz und Botschaft sehr nahe beieinander, und von beiden Flueghaefen gibt es Shuttlebusse zum Taksim, da ich zwar am europaeischen Flughafen IST angekommen war, am Abend aber vom asiatischen Teil der Stadt von Flughafen SAW abfliegen wuerde. Jetzt aber genoss ich erstmal die Sonne bei einem weiteren Kaffee, nachdem ich mein Gepaeck kostenfrei bei den sehr netten Rezeptionisten des Point Hotel abgestellt hatte. Nach einem Spaziergang erhielt ich relativ problemlos meinen Reisepass und fand mich schneller als erwartet am Flughafen wieder. Die Weiterreise nach Israel stellte auch keinerlei Problem dar, und noch im Flugzeug wechselte ich meinen Pass, sodass die Beamten in Tel Aviv mein Iranvisum nicht zu Gesicht bekamen. Bei der Einreise wurden nur sporadische Checks vorgenommen und nur einzelne Personen laenger verhoert, und zum Glueck gehoerte ich wieder nicht dazu.
Jetzt bin ich wieder ganz angekommen in meiner zweiten (Wahl-)Heimat und geniesse es sehr - trotz allem habe ich aber schon jetzt ein kleines Grummeln in der Magengegend, wenn ich an die Ausreise denke, denn da wird man immer sehr sehr genau gecheckt und sie werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit meinen zweiten Pass sehen - und unangenehme Fragen stellen. Natuerlich habe ich mir nichts zu Schulden kommen lassen, aber bei einer Feindschaft wie der zwischen Iran und Israel weiss man natuerlich auch, dass die Vorsicht nicht von ungefaehr kommt. Ich werde darueber berichten, aber jetzt gehe ich erstmal Humus essen. Bete'avon!