Integration - auf den Kopf gestellt!
Anne84 hat es gepackt: Ihre Eindrücke und Erfahrungen während ihres Freiwilligendienstes in Norwegen haben sie so sehr beeindruckt, dass sie jetzt sogar ein Buch darüber schreiben will. Denn, was dort gut funktioniert, hat ihrer Meinung nach auch eine Chance in Deutschland verdient.
Während meines Freiwilligendienstes in Norwegen habe ich etwas Spannendes kennen gelernt. So spannend sogar, dass daraus jetzt ein ganzes Projekt entstanden ist... Ich bin also wieder zurück an dem Ort, wo ich neun Monate lang rund um die Uhr ganz und gar freiwillig beschäftigt war. Die Peder Morset folkehøgskole, die mir auf mysteriöse Weise ans Herz gewachsen ist. So fest, dass ich gar nicht mehr weg will.
Aber was ist so eine folkehøgskole bzw. genau diese folkehøgskole überhaupt? Nahe liegt ja die Übersetzung „Volkshochschule“ für uns Deutsche, und das mag auch auf eine Weise richtig sein. Trotzdem ist eine skandinavische Volkshochschule eine ganz andere, als wir sie kennen und gewohnt sind. Hier belegt man nämlich keine Abendkurse. In der Regel besuchen Jugendliche ab 18 Jahren so eine Schule ein ganzes Jahr lang. In den meisten Fällen sind sie fertig mit ihrer „normalen“ Schulausbildung. Oder aber sie brauchen eine Pause vom stressigen Schulalltag und dem Notendruck, der auf ihnen lastet.
Denn auf einer folkehøgskole gibt es keine Zensuren und man muss sich auch nicht mit Mathematik, Rechtschreibung, Geschichte, Chemie oder ähnlichen anstrengenden Schulfächern herumschlagen. Stattdessen bietet jede dieser Schulen (es gibt ca. 80 davon allein in Norwegen) verschiedene „Linien“ an. Da ist für jeden etwas dabei: sei es Fotografie, Medien, Musik, Theater, Sport und Natur, Tiere, internationale Arbeit oder was euch sonst noch einfällt. Lauter tolle Sachen, finde ich. Mit böser Zunge könnte man so ein Jahr als Geschenk betrachten, wenn es nicht so teuer wäre. Na ja, die Norweger ham’s ja und wenn nicht, dann kriegt man vielleicht noch irgendwo ein Stipendium her.
Die Peder Morset folkehøgskole ist eine ganz Spezielle. Unter dem Motto „Werde der, der du bist“ öffnet sie auch ihre Türen für geistig behinderte Menschen. Und nicht nur für eine kleine Anzahl, so wie man das im Allgemeinen unter Integration versteht. Nein, so etwas gibt es schließlich an einigen anderen folkehøgskolen und weit darüber hinaus auch. Das ist nichts Neues. Stattdessen bietet diese Schule Platz für 40 geistig Behinderte und 24 Nicht-Behinderte. Das Ganze nennt sich „Umgekehrte Integration“. Klingt nicht besonders spannend, oder? Aber denkt mal ein Weilchen darüber nach, ohne dass ich jetzt ausführlich erläutere, was ich daran so toll finde. Und lasst mich wissen, was euch dabei durch den Kopf gegangen ist, denn das finde ich wiederum äußerst spannend.
Ich hab mir nämlich überlegt, genau über dieses Thema ein Buch zu schreiben. Denn wieso lässt sich so etwas nicht auch in Deutschland umsetzen? Wenn doch die Vorteile überwiegen... Warum gibt es so etwas bei uns nicht? Das Prinzip klingt so einfach, aber ist die Umsetzung ebenso problemlos?
Seit einem Monat bin ich nun tief in den Recherchen dazu eingegraben und fühle mich mit der Future-Capital-Förderung als Polster in dieser Höhle pudelwohl. Mit der Überzeugung, etwas Gutes und Wichtiges zu tun.
Schreibt mir alles, was euch dazu einfällt – ich würde mich freuen!
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