Industrie 4.0 – Fortschritt oder Rückschritt? [Teil 1]
Roboter und Computersoftware werden immer intensiver in das Wirtschaftsgeschehen eingebunden. Wie ist der aktuelle Stand bezüglich Automatisierungen und Digitalisierungen?
Gibt man in Suchmaschinen im Internet die Schlagworte „Automatisierung“ und „Zukunft“ ein, so kann man aus vielen Artikeln und Essays ein Wort zwischen den Zeilen erkennen: Ungewissheit. Die Angst, dass der eigene Job in einigen Jahrzehnten von Robotern ausgeübt werden kann, ist keine Rarität mehr.
Viele Menschen denken bei dem Begriff „Roboter“ wahrscheinlich an einen kranähnlichen Arm, der in einem Käfig Autos zusammenschweißt, doch diese Modelle sind schon längst überholt: Mittlerweile gibt es Roboter, die mit Menschen in Fabriken arbeiten und interagieren können, sie gehen auf Gesten ein und haben ein menschenfreundliches Auftreten.
In immer mehr Wirtschaftszweige dringen Maschinen ein: Autos, die keinen Fahrer benötigen, scheinen in den nächsten 10 Jahre markttauglich zu sein, wenn man den Aussagen von Autofirmen Glauben schenken mag. Die neuste Meldung: In Japan wird laut der Firma „Spread“ Mitte 2017 eine Salatfarm in Betrieb gehen, die hauptsächlich Maschinen als Arbeitskräfte „installiert“ hat. Das Unternehmen erwartet durch die kaum anfallenden Personalkosten hohe Gewinne und plant schon an einer Erweiterung der Farm. Japan feiert diesen Erfolg – in Europa blicken viele Menschen deutlich kritischer auf diese Thematik: Laut einer Meinungsumfrage fürchtet jeder fünfte Mensch in Deutschland, dass sein Job durch einen Roboter oder eine Software überflüssig gemacht wird.
In der Schweiz beschäftigte man sich auf dem „World Economic Forum“ neben der klassischen Tagesagenda (Klimawandel, Flüchtlingsbewegungen und Konjunkturfragen) auch dieses Jahr mit dem Thema Industrie 4.0. Mit diesem Begriff ist die gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderung durch Digitalisierung und Automatisierung gemeint. Auf dieser Konferenz treffen sich Politiker und Firmenchefs und tauschen sich über genau diese Themen aus. Nach Einschätzung der Teilnehmer werden in den nächsten 10 Jahren weltweit mit 5 Millionen mehr Arbeitslosen aufgrund Automatisierung und Digitalisierung gerechnet. Da scheint die Aussage, dass dafür Arbeitsplätze in neu erschlossenen Berufsfeldern entstehen, eher wie eine müde Ausrede.
Roboter sollen zunächst überall dort zum Einsatz kommen, wo der menschliche „Konkurrent“ nur einen Bruchteil seiner geistigen Gesamtleistungen abrufen muss – einen Roboter, der Burger machen kann, gibt es schon. Zudem gibt es schon viele Arbeitsplätze, die einer Software weichen mussten: In der Logistik- und Verwaltungsbranche werden Daten schon von Computerprogrammen erfasst, analysiert und weitergegeben. Experten gehen davon aus, dass ein Entscheidender Fortschritt der Maschinen in den kommenden Jahren die Optimierung einer künstlichen Intelligenz sein wird: Roboter werden nicht nur stumpfen Algorithmen folgen, sie werden Arbeitsabläufe eigenständig verbessern und selber „verstehen“, was sie gerade machen.
Wenn man über den Fortschritt der künstlichen Intelligenz der letzten Jahre redet dann fällt garantiert das Wort „Watson“. Watson ist ein Computerprogramm, was mit einer solchen künstlichen Intelligenz ausgestattet ist. Die Firma „IBM“ entwickelte diese Software, die in der Lage ist zahlreiche Fragen beantworten zu können. Der Höhepunkt in der Karriere des Watson war mit Sicherheit die Quizsendung „Jeopardy“ im Februar 2011, wo Watson gegen zwei ehemalige (menschliche) Gewinner der Quizsendung antrat– ein Roboter zwang den Menschen das erste Mal wissenstechnisch in die Knie. Wie ist der Stand der künstlichen Intelligenz dann wohl 2016?
Insgesamt lässt sich also sagen, dass Roboter in Zukunft deutlich mehr in das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt eingebunden werden sollen laut der allgemeinen Stimmung auf dem „World Economic Forum“. Was für Folgen damit auf den Arbeitsmarkt zukommen und warum Roboter keine Sozialpartner sein sollten wird im zweiten Teil geklärt.