In Minsk da ist der Teufel los
Was so alles auf einer Studienreise nach Weißrussland passieren kann, davon berichtet unser Youth-Reporter Semmel.
Dienstag
Die Abenteuerreise beginnt. Wir, 13 Schüler und zwei Lehrerinnen, fahren in bester Stimmung mit dem Zug nach Frankfurt an der Oder. Da kommt schon der erste Schock als wir den Mockba Express und die sehr engen aber gemütlichen Schlafwagenabteile sehen. Mit dem ging es nun durch die Einöde Polens nach Minsk. Es sah alles schon sehr russisch aus, so dass wir uns schon auf Weißrussland einstellen konnten.
Abends haben wir im Zug eine Singstunde eingelegt - zur allgemeinen Erheiterung der anderen Passagiere. Unfreundliche Zöllner schreckten auch vor unserem Schönheitsschlaf nicht zurück, und so fanden wir auch nachts kaum Schlaf. Beinahe hätten wir auch eine unserer Lehrerinnen verloren, als sie nachts aus dem Zug steigen musste, um eine Kopie unseres Visums zu machen. In Brest wurde auch noch unser ganzes Fahrgestell gewechselt, da in Russland eine andere Spurbreite vorherrscht.
Mittwoch
Kaum geschlafen wachten wir am nächsten Morgen in der Einöde von Weißrussland auf. An uns vorbei zogen nur sehr arme Dörfer mit wenigen Häusern. Als wir in Minsk mit dem Zug eintrafen, bekamen wir einen herzlichen Empfang von unseren neuen weißrussischen Freunden. Dies war für uns erst mal ein kleiner Kulturschock und wir waren etwas sprachlos, da sie natürlich auch etwas anders aussehen als wir.
Ich lernte meine Gastfamilie kennen, die mir gleich sympathisch war. Wo wir untergebracht waren, war auch eine Schulklasse aus Minsk, die Deutsch lernte. So war die Verständigung auch etwas einfacher. Nun fuhr ich mit meiner Gastfamilie und dem Taxi an Hunderten von Plattenbauten vorbei. Da wurde mir auch erst mal ein bisschen anders. Wir wohnten alle in Plattenbauten, die zwar erst zehn Jahre stehen, aber von außen sehr heruntergekommen aussehen.
Die Wohnungen waren in Ordnung und es hingen überall Teppiche an den Wänden. Zum Mittag gab es zur Einstimmung erst mal Pelmeni, eine typisch russische Speise (Teigtaschen mit Fleisch gefüllt). Am Nachmittag lernten meine Gastfreundin Alesja und ich uns besser kennen. Ein Problem gab es allerdings noch: Draußen waren schon Minusgrade, jedoch lief die Heizung noch nicht! Zum Glück änderte sich das am nächsten Tag! Am Nachmittag schauten wir uns Fotos an und erzählten voneinander. Am Abend waren wir zum Tee bei einer anderen Gastfamilie eingeladen. Im Anschluss versuchten wir den Russen Karten spielen beizubringen, was uns letztendlich auch gelang.
Donnerstag
Am Vormittag waren wir in der Schule, wo wir eine kleine Führung hatten. Dann haben wir mal wieder unsere Gesangsleistungen zum Ausdruck gebracht, als wir ein paar deutsche Lieder sangen. Darauf folgte ein kleiner Empfang mit etwas Essen und russischen Tee. Am Nachmittag genossen wir eine Stadtrundfahrt durch Minsk. Minsk hat eine sehr schöne City. Das Hässliche ist nur der Außengürtel von Minsk, mit Tausenden von Plattenbauten. Abends haben wir uns mit allen getroffen und unseren ersten richtigen Wodka probiert.
Freitag
Am Vormittag nahmen wir auch am Unterricht in einer Schule teil. Alle saßen in Jacken da, denn in der Schule ging die Heizung auch noch nicht. In der ganzen Schule roch es sehr schlecht.
Nach dem Mittag sind wir ins Ranak gegangen. Das ist ein Haus für die Freizeitgestaltung der Jugendlichen. Es gab sehr viele Arbeitsgruppen: von der Mittelaltersgruppe, bei der wir Ritterrüstungen anzogen, bis hin zur Tiergruppe, die sogar eine Eule besaß. Jeder hat eine kleine Strohglocke von den Kindern bekommen, die von uns auch ein paar Kleinigkeiten bekamen. Am Abend haben wir uns fein gemacht, denn wir sind in einem sehr schönen Opernhaus ins Ballett gegangen. Danach sind wir noch alle zu McDonald’s gegangen und hatten unseren Spaß. Um nach Hause zu fahren, haben wir einen Bus gechartert, weil sonst keiner mehr gefahren wäre.
Samstag
Heute sind wir ins Freilichtmuseum Duduki, etwas weiter weg von Minsk, gefahren. Zur Aufmunterung haben wir im Bus Dynamo Dresden Fußballhymnen gesungen. Das Freilichtmuseum war sehr toll gestaltet. Man hatte uns erklärt, wie man Schnaps brennt und uns ein paar alte Autos anschauen lassen. Zwischendurch haben wir auch eine kleine Kutschfahrt gemacht. Das Museum gab uns ein schönes Bild, wie man vor ein paar Jahren noch gelebt hat, wir konnten auch viel selber machen und ausprobieren.
Am Abend sind wir zum Spitzenfußballspiel Weißrussland gegen Österreich gegangen. Dabei hat Österreich 0:2 gewonnen. Es gab eine sehr große Polizeipräsenz und man wurde sehr gründlich am Eingang durchsucht.
Sonntag
Heute sind wir zur Gedenkstätte Ratin gefahren, die für die Opfer des 2. Weltkrieges erbaut wurde. Dort war eine eigenartige Stimmung. In unregelmäßigen Abständen läuteten Glocken. Wir haben auch ein paar Blumen niedergelegt.
Im Anschluss haben wir uns ein großes Wintersportzentrum angeschaut und auch dort sind wir in ein Museum gegangen. Als wir wieder zu Hause angekommen ware, feierten wir in der Familie mit Oma und Freunden den Geburtstag von meiner Gastfreundin. Es gab sehr viel zu Essen und zu Trinken. Am Abend sind wir in die Disco gegangen, wo wir viel Spaß hatten. Wir wollten meiner Gastfreundin eine Freude machen und haben auf der Bühne vor allen Anwesenden „Happy Birthday“ gesungen und anschließend mit allen Besuchern der Disco ein „Uffta“ gemacht. Alle haben sich sehr gefreut. Dann haben wir mit den Russen abgefeiert. Nach Mitternacht sind wir dann alle mit dem Taxi nach Hause gefahren.
Montag
Heute sind wir wieder in die City gefahren, wo wir das Wachsfigurenkabinett besuchten und uns mit Putin fotografiert haben.
Im Anschluss waren wir kurz Shoppen und danach wir bei - was ganz Neues - McDonald’s!!! :-) Nach dem Mittag haben wir uns mit Frau Zabel getroffen, die uns bei der Organisation der Reise geholfen hat. Wir haben eine kleine Tour durch die City gemacht, Frau Zabel hat uns einiges erklärt und wir haben ein paar Ecken von Minsk gesehen, die wir noch nicht zu Gesicht bekommen haben.
Am Abend fing es an zu Schneien. Diesen haben wir bei einigen runden Eis bei (Achtung, jetzt kommt’s! ;-)) McDonald’s verbracht.
Dienstag
Heute Vormittag haben wir eine Deutschstunde in der Schule miterlebt, was uns viel Spaß bereitete. Nach dem Mittag haben wir uns mit der deutschen Botschaft in der Schule getroffen. Es war sehr interessant, da wir einiges über den Staat, der eine verdeckte Diktatur hat, mehr erfahren haben.
Es war ein sehr interessantes Gespräch. Danach gab es ein kleines Buffet mit russischen Tee als kleinen Abschlussempfang. Abends sind wir in einem edlen Laden Billard spielen gewesen, wo uns ein netter Mann alles erklärt hat, was man beachten sollte.
Danach sind wir (was für eine Überraschung) ins McDonald’s gegangen, wo ich mir dank einer Wette fast Eine gefangen hätte. Die Wette war, an zehn Russinnen Visitenkarten zu verteilen, jedoch hatte eine ihren Freund mit, der dann etwas sauer war.
Mittwoch
Heute früh war ich zum Frühschoppen bei Kolja eingeladen, wo wir das ein oder andere Glas getrunken haben. Danach sind wir in die Stadt gefahren zum kräftigen Shoppen. Wir haben Matroschkas, Wodka, Schuhe und CDs gekauft. Zum Mittag haben wir eine Pizzeria unsicher gemacht. Am Nachmittag mussten wir leider schon packen und haben noch ein paar Geschenke ausgetauscht.
Der Abschied am Bahnhof war sehr traurig. Wir wären gerne noch länger geblieben, denn es haben sich sehr gute Freundschaften gebildet. Nun fuhren wir ab und die eine oder andere Träne kam zum Vorschein. Auf der Rückfahrt gab es gründliche Zollkontrollen, die den halben Zug auseinander nahmen. Nur in unseren Taschen wurde nicht nachgeschaut.
Fazit
Es hat uns allen sehr gefallen. Die Gastfreundschaft war sehr gut und es war eine Bereicherung für mich, eine neue Kultur kennen zulernen. Vor allem ist es ein Land was man nicht einfach so zu Gesicht bekommt. Jedoch war das bestimmt nicht der letzte Besuch, denn wir sind alle gute Freunde geworden.