immer mehr "angekommen sein" und schon wieder auf dem Sprung
Chaos und Vorrankommen in der Clarté, Fortschritte und neue Erfahrungen im Projekt, Essen Lachen Wortschatzerweiterung und Abschied
Meine Woche auf der Arbeit verlief durch Höhen und Tiefen. Mal war ich positiv überrascht, wie gut ein Schüler doch allein arbeiten kann, ein anderes Mal, weil ich allein quasi den Großteil der Truppe mit 7 jeunes erfolgreich an die Aufgaben gesetzt habe und gezielt mit Einzelnen arbeiten konnte, während der Lehrer nebenan mit 4 anderen an etwas Anderem arbeitete.
Dann gab es aber auch diese Momente, wo es weniger rund lief. Ein ziemlich sensibler Schüler, der Montagmorgen einen Glasdelfin, der als Zimmerdeko gedacht war, fallen ließ; die kurzfristige Abwesenheit des Lehrers, wo daraufhin zwar andere Lehrer mit mir in der Klasse waren, aber deren Einsatz verständlicherweise spontan war. Das bisschen Arbeit an unserem Klassenblog, das ich mir vorgenommen hatte verlief nicht so effektiv; es gab ein paar Schwierigkeiten mit den jeunes. Diese Momente, wo scheinbar nichts klappt, nehme ich aber schon deutlich entspannter als noch vor wenigen Monaten, was die Arbeit insgesamt viel angenehmer macht. Es macht wenig Sinn, sich zu stressen oder aufzuregen, nur weil etwas nicht perfekt läuft. Gerade bei unseren Schülern ist es wichtig, flexibel zu bleiben und gleichzeitig besteht auch deutlich weniger Druck, was den Lernplan und andere Aktivitäten betrifft.
Nach einem ermüdenden Morgen fand ich es dann umso schöner, am Mittwochnachmittag mit einer Erzieherin und 4 Mädels in die Stadt zu gehen – spontan ergeben sich viele Dinge und es lohnt sich da meiner Meinung nach, das Positive zu sehen, das Negative zu übergehen. Viel zu oft bleiben die Sachen im Kopf, in der Erinnerung haften, wo etwas schief gegangen ist. Es macht so viel mehr Spaß und Freude im Leben, wenn man sich stattdessen öfter an die gelungenen, schönen, problemlosen, erfolgreichen und lustigen Situationen erinnert!
Unser gemeinsames Freiwilligenprojekt nimmt endlich feste Formen an! Wo wir schon lange grobe Ideen hatten, haben wir nun endlich feste Zusagen. Dienstagabend nach dem Französischkurs waren Tiina, Sarah, Stefania und ich spontan auf einer „Conférence“ über die Geschichte des französischen Rocks von 1991-heute. Was sich zwar ein bisschen in die Länge zog, war inhaltlich spannend und von einem super motivierten, sich sehr gut auskennenden Referenten vorgetragen und mit den verschiedensten Musikausschnitten untermalt. Auch wenn ich mit der Müdigkeit kämpfte, war ich ziemlich begeistert und werde jetzt mit Sicherheit noch öfter die gehörte Musikrichtung wechseln. Zufällig trafen wir dort, im Conservatoire, auch noch Christophe, der Vater meiner beiden „montags-kids“ und Mit-Verantwortliche in der Struktur sowie die Direktorin. Aus einem kurzen Gespräch wurde dann eine erste Planung und vor allem die Bestätigung für unser Konzert während den Journées de l’Europe – perfekt!
Donnerstagabend, zwar mit Material bewaffnet, aber viel zu entspannt unsererseits warteten Sarah, Nicolo und ich auf die Präsentation unseres Projekts und zahlreicher „pädagogischer“ Ziele vor einer Gruppe der Maparadministration und Vertretungen der dort Wohnenden, um zusätzliches Geld für die Umsetzung unserer Ideen zu erhalten. Wir waren ziemlich überrascht, wie offiziell und professionell der Rahmen war, stellten aber so souverän wie möglich alles vor. Und bekamen die Zusage – nochmal weniger „Sorgen“ für die weitere Organisation!
Das Volleyballtraining am Mittwoch war ziemlich entspannt und lustig. Wir spielten zwar alle nicht in Top-Form, hatten dafür aber umso mehr zu lachen. Am Freitagabend stand dann kein Training auf dem Programm, sondern ein Abschiedsabend für eine Mitspielerin, die nach Paris umzieht. Nach und nach fanden wir uns zu einer siebenköpfigen Truppe zusammen. Im „Improbable“, einem super gemütlichen und persönlichen Restaurant, das gleichzeitig die ungewöhnlichsten Sachen und Flohmarktfundstücke verkauft, war das erste Thema des Abends mein Französischheft. Man hatte sich in den Kopf gesetzt, mir das beizubringen, was mit großer Sicherheit in keinem Sprachkurs vorkommt. Zwischen manchen Gesprächen saß ich zwar etwas verpeilt in der Mitte und musste extra nachfragen, welchen Witz ich gerade verpasst habe; aber insgesamt verstand ich das meiste, wenn es auch nur der grobe Sinn ist^^, und lernte selbstverständlich ein paar neue, „nützliche“ Ausdrücke. Es tut gut, mal nur unter Franzosen zu sein, auch wenn es teils eine Herausforderung ist.
Wir lachten wahnsinnig viel, sprangen von einem verrückten Thema zum nächsten. Das Essen und der obligatorische Wein waren super lecker, ich bekam extra etwas Vegetarisches gezaubert, einfach und problemlos. Das kleine Resto gefällt mir super gut, mit lauter individuellen Gegenständen, gravierten Serviettenringen (man kann seinen Namen in einem riesen Karton suchen und bekommt ihn dann immer, wenn man da is(s)t), zwei super süßen Katzen, die schnell auf Estelles Schoß saßen und von uns beiden beschmust wurden, einem manuellen Schallplattenspieler und toller Musik – sowohl im Hintergrund, als auch am Ende in einem kurzen Privat-Platten-Vorspiel. Und mit den Menschen fühle ich mich total wohl. Es macht nicht nur Spaß, zusammen Volleyball zu spielen, sondern auch Abende wie dieser sind sehr schön! Als letzte Gäste verabschiedeten wir uns schließlich vom Improbable und zogen weiter ins Mille Bornes, wo wir noch eine gute Weile gemütlich zusammen saßen. Schließlich ging auch dieser Abend zu Ende und ich musste mich von den anderen für 3 Wochen, von Estelle auf unbestimmte Dauer verabschieden. Es ist komisch, jetzt wieder „so lange“ nicht da zu sein, nicht spielen zu können, die Leute nicht zu sehen; noch komischer aber, sich genau jetzt von jemanden verabschieden zu müssen, mit dem man gerade anfängt, sich besser zu verstehen. Dass ICH in diesem Jahr Redon verlassen muss, ist von Anfang an klar gewesen, aber noch ist dieser Abschied von allem so weit weg, dass es überraschend war, hier schon Tschüss sagen zu müssen. Trotz diesem gedämpften Gefühl bin ich sehr froh über immer persönlicher werdenden Kontakt mit den Volleyballern, und mit Menschen im Kino. Nachdem ich an Weihnachten festgestellt hatte, dass so ziemlich genau das eingetroffen ist, was ich vermeiden wollte – nur unter den Freiwilligen hier zu bleiben – habe ich das Gefühl, dass sich das jetzt ändert. Und freue mich darüber!
Das mindert zwar gerade etwas meine Motivation aufzubrechen, aber nichtsdestotrotz freue ich mich auf die nächsten zwei Wochen. Am Montag beginnt mein Mid-Term-Seminar in Narbonne, anschließend schaue ich in Lyon vorbei, besuche eine Freiwillige vom On-arrival-training in Lens und verbringe noch ein paar Tage in Paris! C’est parti, los geht’s. : )
Heute aber erstmal noch ins Kino und zu einem kleinen Konzert in der Stadt!
Allerliebste Grüße aus Redon und ein Sorry an alle, die dank meinem ordentlichen Programm hier etwas länger auf Antworten und Lebenszeichen in Privatnachrichten warten müssen.