Im Reich der Stille
Gebärdensprache ist Träumen mit den Händen. Und eine bis dahin unbekannte Welt tut sich im Dachgeschoss auf: Die Welt der Stille.
Als ich am Morgen des 6. September 2010 über die Schwelle meiner Aufnahmeorganisation trat, tauchte ich in eine mir bis dahin unbekannte Welt ein - und dann war alles still.
Im sakralen Schweigen der Dachgeschosseinrichtung habe ich seit dem kein einziges Wort fallen hören, aber ich habe viele Wörter gesehen, ich habe beobachtet wie sie in die Luft gemalt wurden, wie sie sich von den Lippen lesen ließen.
Ganze Gebärdengewitter prasselten seither vor meinem Gesicht nieder, und immer noch blieb alles still, und ich sah immer nur fliegende Hände.
Doch die Hände fliegen nicht, sie erzählen, die streiten, sie schmeicheln, sie schreien, sie flüstern, sie sprechen. Der Sog ihrer Sprache ist unerahnbar, und alles kehrt sich um, wenn Hände zur Zunge, und Augen zu Ohren werden.
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