Ich hätte noch viel zu erzählen gehabt
Für kruenkernchen ist die Zeit unter der ghanaischen Sonne viel zu schnell vergangen. Sie nimmt Abschied und merkt, dass es sehr lange dauern wird, bis sie dieses wunderbare Land wiedersehen kann.
Ja, das hätte ich wirklich. Über Ghana, über Accra, über Anidaso Fie und über all die wundersamen Geschichten, die einem so passieren, zwischen Trotros und Fufu Stampfern. Aber die Zeit unter der ghanaischen Sonne ist einfach viel zu schnell vorbeigerast.
Nachdem ich mich in meinem Projekt und mit den norwegischen Studenten, besonders mit Eirik, mehr und mehr verstand; nachdem die Mädchen mit in unserem Chor zu singen begannen; nachdem wir uns an Uncle Sam und seine Familie sich an unser ständiges und unangekündigtes Erscheinen in der Küche gewöhnt hatten; nachdem nicht nur meine Eltern sondern auch noch meine alte Brieffreundin zu Besuch gekommen ist, um sich auch mal dieses einzigartige Land anzusehen; nachdem die Trotrofahrer zum Circle, wussten, wann ich aussteigen muss; nach all diesen Dingen, die zu so wundersamer Gewöhnung wurden und die meinen Alltag so zeitintensiv bestimmt haben, war plötzlich Schluss im Projekt.
Der letzte Tag war gleichzeitig die Abschlussfeier der Mädchen und schon sehr traurig. Danach war dann Reisen angesagt: Erst "back to the roots" nach Baa, um "Auf Wiedersehen" zu sagen und noch mal vorbeizuschauen, warum ich denn eigentlich weg bin. Dann zum wahrscheinlich größten Baum Westafrikas.
Doch danach ging die große Tour erst los: über den Voltasee mit einem Fährschiff, das vor allem von lauten Marktfrauen mitsamt Kindern und riesenhaften Holzkisten benutzt wird, nach Tamale. Von da ging's erstmal in den Mole Nationalpark, wo echte!!! Elefanten vor unseren Nasen rumgetrottet sind. Sehr possierliche Tiere!
Danach sind wir noch in ein traditionelles Handwerksdorf gefahren, waren zwei Tage in Kumasi und dann war auch schon fast alles vorbei. Die Regenzeit hat sich am Bosua Beach doch zu schaffen gemacht, sodass diese vorvorletzte Nacht unter ghanaischem Himmel ein wenig durchwachsen ausgefallen ist. Die Sterne waren aber doch noch immer so schön, wie sie am rauschenden Golf nur sein können.
Und dann ging alles noch schneller: Abschied von Leuten in Pillar 2, Auszug von Uncle Sam, immer wieder packen, letzten zwei Nächte im Salvation Army Hostel, letzte Mal Circle, letzte Mal dies und das.
Flughafen. Weinen und Traurigkeit.
Was unterscheidet diesen Abschied von einem Abschied, wenn man beispielsweise in Italien oder England einen Auslandsaufenthalt gemacht hat?
Wenn die Maschine abhebt und die Küste von Guinea, Accra, die Lichter von Osu, dessen Werbetafeln man noch sieht, und die ganzen Hütten und Häuser in immer weitere Ferne rücken, dann merkt man, dass es sehr lange dauern wird, bis man es sich wieder leisten kann, dieses wunderbare Land zu sehen.
Dass die Menschen und ihre Wege doch ein wenig weiter weg sind. Das Ghana wieder zu Afrika wird und das liegt viel zu weit weg! Dass man nicht einfach so einen Billigflieger für 60 Euro buchen und mal schnell Vorbeischauen kann.
Dennoch ist es allemal besser! Denn dann kommt einem der letzte Ghanaer in den Sinn, mit dem man gesprochen hat, während noch die dicken Tränen das weiße Gesicht verschmierten.
"Hey Sister, why are you so sad to leave Ghana?"-"Oh, it is a nice country and here you have really nice people"-"Oh, but Sister, you can come back. And here is my contact number. As soon as you get home: call me!"
Ja, sogar noch auf dem Rollfeld wird man mit Heiratsangeboten überrascht. Aber es hilft. Es ist ghanaisch-unbeschwert. So wie er sein soll.
Dann weiß man wenigstens was für einen unglaublichen Schatz die Menschen hier in sich tragen: Goodbye zu sagen und dabei wissend und froh zu lächeln.