Ich glaubs nicht es ist Halbzeit
Mein Midterm-Seminar ist rum und ein anschließendes schönes Wocheende in Bordeaux und nun bin ich schon auf Heimaturlaub in Deutschland. So schnell kanns gehen.
Frei nach dem Motto jeden Tag eine gute Tat will ich mal wieder einen Eintrag über die letzten drei Wochen schreiben bevor ich in ein paar Stunden in Deutschland sein werde. Das erste Mal nach sechs Monaten. Seit zehn Stunden bin ich jetzt schon mit dem Nachtzug von Marseille unterwegs und bin jetzt einigermaßen ausgeschlafen. Aber nun zurück zu den letzten drei Wochen.
Seit Anfang März habe ich jetzt wieder die Altersgruppe gewechselt und bin in der Gruppe der 3-4 jährigen. Das ist schon ein großer Unterschied zu den 6-jährigen. Die brauchen noch viel Hilfe bei allem wie sich anziehen und auch bei den Bastelaktivitäten. Ich kann eben echt nicht so komplizierte Sachen mit denen basteln und am Ende wird’s dann oft auch nicht so wie man sich das gedacht hatte. Beim ersten Mal wollte ich mit den Kleinen ein großes Frühlingsbild stempeln und da waren eben nachher die Blumen im Himmel. Irgendwelche coolen Gesellschaftsspiele aus der Ludothèque kann man mit denen auch nicht machen.
Aber andererseits sind sie eben auch echt süß und noch sehr anhänglich und ich lese gerne Geschichten vor, auch wenn ich dann gefragt werde“ Tu lis comment?“.
Diesen Mittwoch habe ich dann kleine Osterhasen aus Hefeteig gebacken und das hat auch richtig gut geklappt und hat allen gut geschmeckt. Meine Atelier Cuisine kommen immer gut an und mir wurde schon öfter gesagt ich sollte Patissier werden.
Dann haben Vero und ich an einem Wochenende noch bei einer Aktion des Resto du Coeur geholfen. Jedes Jahr um diese Zeit werden nämlich am Ausgang der Supermärkte Wagen aufgestellt wo die Leute Lebensmittelspenden einwerfen können. Wir haben dann im Resto du Coeur geholfen die vielen Packungen Nudeln, Konserven etc. zu wiegen und in das Lager zu räumen. In Digne besuchen jede Woche etwa 500 Leute diesen Supermarkt für sozial schlechter gestellte. Dort erhalten sie je nach Bedürftigkeit für eine bestimmte Anzahl Punkte Lebensmittel. Ich fand es unglaublich wie viel Kilo Lebensmittel aller Art dort eingelagert werden. Außerdem war es ein gutes Training um sich mit den französischen Zahlen nochmals sicherer zu werden.
In der zweiten Märzwoche war ich dann auf meinem Midterm-Training, weil der März unglaublich aber wahr schon mein sechster Monat in Frankreich ist. Das Seminar fand wie mein erstes wieder in Chambon nahe Angoulême statt. Die lange Reise dorthin bewältigte ich wieder gemeinsam mit Vero und Selma und so ging sie schnell rum. Beim Seminar trafen wir dann auf eine völlig neue Gruppe von Freiwilligen von denen wir noch niemanden kannten und diesmal überwogen die deutschen Freiwilligen noch mehr als beim ersten Seminar. In den folgenden zwei Tagen ging es dann um den Youthpass, wie viele Ziele von unserer Pyramide vom ersten Seminar wir erreicht haben und wie es nach dem EFD weiter geht. Vor allem der Teil über den Youthpass war für mich echt wichtig weil ich damit noch nicht angefangen habe, weil ich auch nicht so recht wusste wie, und so wie ich jetzt weiß ist das ja schon ganz schön Arbeit. Die Abende wurden dann wieder mit interessanten Gesprächen und Karten spielen verbracht. Es echt interessant was es für eine Vielfalt von Projekten und Plänen nach dem EFD gibt. Beeindruckt hat mich vor allem die Geschichte von Francesco der jetzt mit Obdachlosen arbeitet und danach einen internationalen Management Studiengang beginnen will für den er nach Sao Paolo, Singapur und Amsterdam gehen wird. Danach will er in der Entwicklungshilfe arbeiten. Ich war ziemlich erstaunt weil ich das von diesem schüchternen Menschen nicht gedacht hätte. Aber auch dazu ist ein EFD da lernen immer offen und ohne Vorbehalte auf Menschen zuzugehen.
Am Donnerstag war das Seminar leider schon vorbei. Für mich hätte es ruhig noch einen Tag länger gehen können, dann hätte man sich noch besser kennen lernen können. Aber gut ein Großteil von uns fuhr danach noch übers Wochenende nach Bordeaux und so auch Vero, Selma und ich.
Davor konnten wir noch nachmittags ein paar Stunden in Angoulême, der Stadt des Comics verbringen. Dass war auch gleich an den Häuserfassaden zu sehen die mit Comicfiguren übersät waren. Gemeinsam mit noch fast allen Freiwilligen vom Seminar waren wir noch im Café, bevor dann jeder in seinen Zug stieg.
In Bordeaux machten wir uns dann auf den Weg zur Jugendherberge und dabei kamen wir erst Mal durch das Rotlichtviertel von Bordeaux und dachten schon Oh Gott wo sind wir hier gelandet. Aber die Jugendherberge war super. Ganz neu und auch mit Gemeinschaftsküche und vor allem echt nah am Stadtzentrum.
Am Abend gingen wir dann auch gleich mal am Ufer der Garonne entlang um uns einen Eindruck von der Stadt zu verschaffen. Ich verliebte mich auf den ersten Blick, vor allem war auch noch alles so schön beleuchtet. Die Altstadt besteht aus lauter hübschen Häusern aus sandfarbenen Steinen aus dem 18. Jahrhundert. Dann war auch noch Jahrmarkt auf dem wir uns alle einen Crêpe gönnten und ein bisschen die Atmosphäre genossen. Da es aber doch ganz gut kalt war suchten wir uns eine gemütliche Bar und die wo wir fanden war echt cool. Mit einem Sammelsurium an nostalgischen Gegenständen und alten Bildern einfach nur gemütlich und dann war die heiße Schokolade auch noch echt lecker.
Am nächsten Tag machten wir uns zunächst Mal auf den Weg zum Schokoladensalon, der dieses Wochenende stattfand. Es kostete zwar happige acht Euro Eintritt aber ich glaube die haben wir auf der Messe auch aufgegessen. Wir haben so viel probiert, dass wir alle danach ziemlich satt waren. Es gab wirklich Schokolade in allen Formen und Farben. Dazu noch Wein mit Schokoladenaroma und auch einen Stand mit Nuss-Nougat-Creme in allen erdenklichen Sorten.
Aus Schokolade kann man eben alles machen selbst hübsche, aber nicht sehr haltbare Kleider, die wir bei der Modenschau bewundern konnten.
Nachmittags machten wir noch eine Tour durch die Altstadt im hellen und besichtigten dabei auch wunderschöne Kirchen. Ich liebe es in Kirchen zu gehen, denn es gibt so viele verschiedene und wenn man drin ist bleibt einfach die Welt einen Moment stehen, weil aller Lärm draußen bleibt.
Abend machten wir uns dann eine große Portion Spaghetti (500g für drei!) und gingen dann los zur Eröffnung einer neuen Brücke. Es gab ein superschönes Feuerwerk und danach noch ein kostenloses Open-Air-Konzert einer Jazzband, bei dem uns vom Tanzen ordentlich warm wurde obwohl es winterliche Temperaturen hatte. Es waren echt alle Altersgruppen vertreten und es wurde Polonäse getanzt und auch klassisch Walzer oder Cha-Cha-Cha. Ein richtig schöner Abend.
Den Samstag verbrachten wir nochmal etwas in der Altstadt, denn wir hatten immer noch nicht alles gesehen. Aber das Wetter war nicht mehr so super toll und irgendwann fing es an zu regnen. Also machten wir uns auf die Suche nach einem Café wo wir auch Mittagessen können. Und wie der Zufall es so wollte, kam plötzlich Annika, die ich beim Seminar kennen gelernt hatte aus einem Café gestürmt und meinte wir sollen doch rein kommen. So hatten wir uns auch noch mal kurz getroffen und es gab auch wirklich leckere Sachen zu essen.
Nachmittags wollten wir dann noch in ein Museum in dem eine Ausstellung über das Gehirn sein sollte. Wir wussten aber nicht genau wo und landeten erst mal im Botanischen Garten. Die Parkaufseher dort hatten aber nichts zu tun und suchten uns raus wo das ist. Es war uns aber zu teuer und so gingen wir doch ins Musée d’Aquitaine, in dem es um die Geschichte der Region geht. Aber es war schon spät am Nachmittag und wir waren alle nicht mehr so wahnsinnig Aufnahmefähig und ziemlich KO vom rumlaufen. Also machten wir uns auf den Weg zum nächstbesten Supermarkt und deckten uns mit Essen ein. Vero und Selma zogen später noch mal ins Bordeauxer Nachtleben aber ich hatte dazu keine Energie mehr.
Am nächsten Tag konnten wir dann zum Glück auch wirklich zurück fahren, da Sylvie unsere Sekretärin uns die Zugtickets hinterher geschickt hatte. Die hatten wir nämlich bei uns in Digne liegen lassen und Sylvie hatte allen Aufwand betrieben um Zweitschlüssel zu unserer Wohnung zu bekommen und sie uns zu schicken. Ein Glück.
Nur Vero und ich stehen ja mit den Busen leider ziemlich auf Kriegsfuß und so kamen wir nicht wie geplant um fünf in Digne an, weil wir in Aix TGV am falschen Bussteig standen und den ersten Bus verpassten. Und Aix TGV ist wirklich der dümmste Ort um seinen Anschluss zu verpassen es wird nämlich gerade umgebaut und es gibt keinen warmen Ort wo man sich aufhalten kann und so saßen wir vier Stunden in der Kälte. Aber letztendlich haben wir es wie immer wieder nach Hause geschafft.
Unser Ludothèqueprojekt ist gestern auch nochmals vorangeschritten. Wie ihr auf den Fotos sehen könnt nimmt unser Wandbild nach und nach Gestalt an und diese Woche haben wir auch endlich Farben gekauft. Ich freu mich schon wenn es dann in zwei Wochen weiter geht.
Aber jetzt werde ich erst mal meinen Osterurlaub in Deutschland genießen, ich freue mich schon riesig.