home Swed home?
Der Countdown läuft, heute war mein letzter richtiger Arbeitstag und Mittwoch geht schon mein Flug. Ich hatte eigentlich noch so viele Ideen für Blogeinträge, aber nun muss ich es wohl bei den schon Geschriebenen belassen…
...zu gerne hätte ich noch von unserem Trip nach Kiruna, den Nordlichtern, dem Eishotel und dem berühmten "Allemansrätten" genauer erzählt - aber als es auf das Ende zuging, schwirrte mir der Kopf plötzlich vor lauter Dingen, die noch zu erledigen sind und war der Überzeugung, dass ich ohne all das erledigt zu haben, auf keinen Fall nach Hause gehen kann - aber, um für meine Zeitschlamperei zu entschädigen habe ich einige Bilder von unserer Reise in den Norden diesem Beitrag angehängt!
Seit ich in Schweden angekommen bin, habe ich nicht nur unglaublich viel dazu gelernt, ich habe auch mehr von diesem wunderschönen Land gesehen, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Natürlich hatte ich mir vorgenommen ein bisschen Sightseeing zu betreiben, mich nicht nur in meiner eigenen kleinen Blase in Gävle aufzuhalten. Doch dass die Reisen solche Ausmaße annehmen würden, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Von Göteborg nach Smaland bis hoch in den Norden nach Kiruna. Ein Abstecher noch auf die finnische Insel Aland, und unsere zahlreichen Wochenendausflüge in kleine schwedische Dörfer wie Gysinge, Bönan oder Älvkarleby darf man natürlich auch nicht vergessen – und noch immer gibt es Orte, die ich gerne besichtigen würde und Wege, die ich gerne gehen würden. Ein halbes Jahr reicht einfach nicht, um all das zu erleben.
In Deutschland lebe ich schon mein ganzes Leben, doch in zwischen kommt es mir so vor, als hätte ich nicht mehr von Deutschland gesehen, als ich in einem halben Jahr in Schweden erkundet habe. Wie kommt das? Warum kennt man sein Heimatland nicht besser, hat nicht all die schönen Orte besucht, sondern reist für den Urlaub in andere Länder anstatt sich mit dem eigenen Land zu befassen?
Auch die meisten Schweden, mit denen ich gesprochen habe, reagieren, wenn man sie auf die Schönheit und Vielfalt ihres Landes anspricht, eher verwirrt und geben schließlich zu, dass sie sich nie wirklich außer zwischen einigen wenigen Großstädten in Schweden bewegt haben.
Wenn man jeden Tag mit bunten Holzhäusern vor dem Fenster aufwacht, ist an dieser Landschaft nichts außergewöhnlich idyllisches mehr und der tief dunkelgrüne Wald mit seinen unzähligen Wildgewässern hat keine Magie mehr – es ist halt Schweden. Genauso sind die Farben der Weinberge für all die Badner am Gewöhnungseffekt verblasst. Der Reiz ist vergangen. Und vielleicht überträgt man diese Erwartungslosigkeit ausversehen auf das gesamte Land. Man wird stumpf für die Abenteuerlust im eigenen Land, wo doch Deutschland weit mehr zu bieten hat als den Schwarzwald, alte Ruinen und Weinberge! Es muss wieder erstrebenswert sein, das eigene Land zu erkunden (was, wenn wir mal ehrlich sind, viel umweltschonender und billiger ist). Doch wir folgen gerne Trends, wollen zu exotischen Orten reisen. Es muss sich schließlich auch gut anhören, wenn man von seinen Reisen erzählt. Zu sagen Ich war in den Sommerferien auf der Schwäbischen Alp hört sich einfach nicht so gut an, wie zu sagen, Ich war in Tunesien oder auf den Malediven. Selbst als ich meinte nach dem Abi würde es für mich nach Schweden gehen, war meines eins der unexotischeren Ziele neben den USA und Australien. Aber Trends sind schließlich nicht immer zum Folgen da. Man muss seinen eigenen Weg finden – doch warum nicht im eigenen Land anfangen und, wer weiß, vielleicht kann einen das Auseinandersetzen mit dem eigenen Land schließlich mit Stolz sagen lassen, dass man aus Deutschland kommt.
Deutschland ist meine Heimat, doch inzwischen muss es ein gutes Stück meines Herzens mit Schweden teilen.
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