Hilfe, ich bin Fernsehstar!
A_nnika war im litauischen Regionalfernsehen zu sehen. Dabei wurde sie über ihr EFD-Projekt interviewt. Außerdem hat sie der Basketballvirus erwischt…
Hilfe, ich bin Fernsehstar!!!
Ja, ihr lest richtig, ich bin Fernsehstar. Am Dienstag war eine Pressekonferenz gewesen, in der das Projekt und wir Freiwilligen vorgestellt wurden. Mein Projekt ist das erste Projekt in einer Bibliothek in Litauen und so kam das Regionalfernsehen „PAN TV“ und eine litauische Zeitung „Panevezio rytas“ und machten einen Bericht über uns. In der Zeitung ist der Bericht allerdings noch nicht erschienen, ich schaue seit Mittwoch in alle Zeitungen und hoffe es endlich zu entdecken. Nach der Pressekonferenz war ich dann noch auf dem litauischen Einwohnermeldeamt und habe erfahren, dass ich extra schwarz-weiße Passfotos machen lassen muss, damit ich so etwas wie einen Ausweis ausgestellt bekomme auf dem auch steht, dass ich mich länger als drei Monate in Litauen aufhalten darf.
Am Mittwoch folgte dann das nächste Highlight. In der Bibliothek war die große Monatsbesprechung, bei der alle Leiter/innen der Filialen auf den Dörfern und die Leute aus der Stadtbibliothek zusammenkommen und über Neuigkeiten und Änderungen informiert werden. Deshalb wurden wir Freiwilligen dann auch nochmals allen vorgestellt. Aber die Bibliothek ist nicht nur Bibliothek, sondern es gibt dort auch immer wechselnde Ausstellungen. Seit dieser Woche hängen an den Wänden Bilder von einer Künstlerin, die nicht malt, sondern die Motive aufstickt. Aus diesem Anlass war wieder ein Fernsehsender da, diesmal KTV. Als die mitgekriegt haben, dass hier zwei Ausländer als Freiwillige sind, wollten sie uns auch gleich wieder interviewen. Ich habe den Bericht leider nicht gesehen, denn es wurde erst am Freitagabend gesendet und da habe ich eine Litauerin getroffen, die bis Juni als Freiwillige in Deutschland war. Soviel zu den Fernsehauftritten.
Über Arbeit und Sprache lernen
Ich habe nun auch geregelte Arbeitszeiten, die etwas gewöhnungsbedürftig sind. Ich arbeite von Dienstag bis Samstag und habe dafür montags frei. Das ist so geregelt worden, weil vor allem samstags in der Bibliothek viel zu tun ist. Zusätzlich dazu habe ich auch zweimal in der Woche Sprachkurs. Am Freitag hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, ich verstehe wirklich etwas, wenn sich mehrere Leute unterhalten und ich kann es nicht nur erahnen!! Zusätzlich zum Sprachkurs habe ich nun auch mein Zimmer mit allen möglichen Vokabeln tapeziert. An der Tür hängen nun Post-it Zettel mit den zwölf Monatsnamen. Am Fenster klebt ein Zettel mit der Aufschrift „langas“ und an der Nachttischlampe „lempa“ und so weiter. Überall kleine gelbe und rosa Zettel.
Am Samstag in der Bibliothek in Velzys habe ich erst mal Zeitungen von ein paar Monaten abgeheftet, denn die werden alle aufgehoben. Meine nächste Aufgabe dort wird es sein zu lernen wie Bücher repariert werden. In Velzys gibt es insgesamt 85 Bücher, die kaputt sind und eine Reparatur benötigen. Das betrifft vor allem Bücher, die schon 15 bis 20 Mal oder sogar öfter gelesen wurden. Darunter leidet ein Buch natürlich und man weiß auch nie, wie die Bücher von den Lesern behandelt werden. Für die Bibliothek ist es sehr wichtig diese Bücher nicht zu verlieren. Es sind öffentliche Bibliotheken, die für das Ausleihen der Bücher kein Geld verlangen. Man muss nur einmal drei Litas (das ist weniger als ein Euro) zahlen um einen Bibliothekspass zu bekommen und kann dann Bücher ausleihen und ins Internet gehen. Deshalb verfügt die Bibliothek nicht über so viel Geld um ständig neue Bücher zu beschaffen und ist auf Spenden und Geld von der Regierung angewiesen. Außerdem hoffe ich, dass ich bald mal zu den Kindergartenkindern kann und ich denke ich kann auch bald damit anfangen Deutschkurse zu geben. Das einzige Problem ist, dass ich nichts auf litauisch erklären kann und gerade ältere Leute nicht verstehen, was ich auf Englisch erkläre. Aber irgendwie wird das schon klappen.
Mein On-Arrival-Training ist nun auch endgültig terminiert, es findet vom 6. bis 9. Oktober statt und soll in einer kleinen Stadt in der Nähe von Kaunas sein.
Französisches Theater und Englisches Kino
Ansonsten war ich noch in einem französischen Theaterstück und habe davon erstaunlich viel verstanden. Es war Don Quichote. Und im Kino war ich auch gewesen. Die meisten Filme laufen auf Englisch und haben nur litauische Untertitel. Der Film hieß im litauischen „Uzkibo“, der englische Titel ist „Knocked up“ und ich habe keine Ahnung unter welchem Titel der Film in Deutschland gespielt wird.
Der Berg der Kreuze
Und am Freitag war ich auch in Siauliai und am „Berg der Kreuze“ gewesen. Warum gerade an diesem Ort so viele Kreuze errichtet wurden ist nicht ganz klar. Eine Legende besagt, dass die Burg, die ehemals auf diesem Hügel stand von den Kreuzrittern zerstört worden ist. Der Hügel soll eine Gebets- und Opferstätte gewesen sein und die Kreuze als Dank- oder Bittopfer aufgestellt wurden. Eine andere Legende besagt, dass die Bewohner der Umgebung begannen Kreuze für die Toten der Zarenaufstände 1831 und 1863 aufzustellen. Vorher war ich in einem alten Gebäude in dem einmal berühmte Personen und hohe Adlige gelebt haben. Leider ist es wie so viele alte Gebäude oder Dörfer auf dem Land verfallen und muss dringend saniert werden, wenn genügend Geld zur Verfügung gestellt werden kann. Das Schloss ist in der Nähe der Stadt Pakruojis. Gleichzeitig werden aber auch in Litauen viele neue Häuser gebaut. Sobald man an den Stadtrand von Panevezys oder nach Velzys kommt, sieht man über zehn Baustellen an denen große Häuser errichtet werden.
Der Basketballvirus
Nun bin auch ich von dem Basketballvirus angesteckt. Obwohl ich normal kein Basketballfan bin, habe ich das Halbfinale zwischen Russland und Litauen komplett verfolgt und musste so die Niederlage der Litauer miterleben. Am Freitagabend habe ich gesehen, was für eine Stimmung ist, wenn die Litauer in einer „Kavine“ Basketball schauen (Jubel bei jedem eigenen Treffer und wenn der Gegner daneben wirft) und nachdem ich am Samstagabend vom treffen mit Felicitas nach Hause kam, habe ich auch das Halbfinale gesehen. Eigentlich wollte ich früh schlafen gehen und erst das Finale schauen. Vielleicht schaue ich nun das Spiel um den dritten Platz irgendwo. Gestern habe ich sogar ein Fußballspiel der schottischen Liga angeschaut, damit ich nicht den totalen Fußballentzug bekomme und werde gleich das Fernsehgerät blockieren und Formel 1 schauen.
Tschüss Eure Annika
Ein Nachtrag: