Hier gibt es kein "normal" ;)
Die ersten Tage in meinem integrativen Kindergarten waren voller Lachen und voller Überraschungen!
Die erste große Erkenntnis in meinem Freiwilligendienst ist definitiv: Normal ist relativ. Und: Eine Behinderung ist ebenfalls relativ, und zwar ist es abhängig von der Umwelt.
Die ersten Tage in meinem Kindergarten durfte ich alle Bereiche und alle Gruppen kennenlernen, und vor allem: Die Kinder. Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich mich das Spielen und Herumtoben mit ihnen macht! Mit war schon immer klar, wie gut ich mit Kindern umgehen kann, und hier kann ich diese Fähigkeit sinnvoll einsetzten. Das freut mich unglaublich und gibt mir das Gefühl, einen kleinen Unterschied zu machen. Gerade bei den Kindern, die körperliche oder geistige Einschränkungen haben, sehe ich einen großen Einfluss von individueller Betreuung. Mache brauchen einfach ein wenig extra Hilfe, um im Alltag und im Spielen normal zu sein, und das möchten wir hier im Projekt ihnen bieten.
Manchmal ist das aber auch gar nicht so einfach: Oftmals verstehe ich nicht, warum manche Kinder das machen, was sie machen und dann kann ich nicht angemessen reagieren. Manchmal macht man so alles noch schlimmer… Aber das ist ein wichtiger Lernprozess, für mich, aber auch für die Kinder: Denn ist es auch wichtig für sie zu wissen, wie andere Menschen auf sie reagieren und wie sie ihr Verhalten erklären können. Und ich bin mir sicher, mit mehr Wissen über die einzelnen Kinder auch besser agieren zu können!
Da ich auch schon vorher mich mit und für Menschen mit Behinderungen engagiert habe, weiß ich: Behinderungen werden von der Umwelt produziert. Denn wir behindern Menschen oft, mit unseren Einstellungen, Zugängen oder sozialen Normen. Wenn man diese versucht abzubauen, ist ein integratives Leben wirklich möglich, in dem wir alle mit all unseren Fähigkeiten und Eigenschaften gleichberechtigt leben können. Ich hatte auch eine sehr interessante Erkenntnis: Ich bin wirklich sehr, sehr kurzsichtig und hätte ich meine Hilfsmittel (Brille, Kontaktlinsen) nicht, wäre ich auch ziemlich eingeschränkt, wahrscheinlich sogar seh-behindert. Und deshalb bin ich überzeugt: Behinderungen sind relativ, denn Technologien und Hilfsmittel werden stetig weiterentwickelt aber das wichtigste ist, das sich die Einstellungen der Menschen ändern und sie nicht länger andere Menschen mit ihren engen Horizonten einschränken.