Herbert
Herbert. Herbert ist unser Poltergeist und wohnt auf dem Dach unter dem Dach, über unserer Dusche. Er macht das Duscherlebnis wunderbar wunderlich. Da wird die Regentonne gleich zum Meer und der Beton zum Sandstrand.
Herbert. Herbert ist unser Poltergeist und wohnt auf dem Dach unter dem Dach, über unserer Dusche. Er macht das Duscherlebnis wunderbar wunderlich. Da wird die Regentonne gleich zum Meer und der Beton zum Sandstrand. Ansonsten haben wir hier ne super Küche, eine schöne Unterkunft und ein Hockklo. Die sind aber sowieso viel hygienischer, als die europäischen Lokusse (Das Wort ist ein Lieblingswort meines herzallerliebsten Vaters. Also Papa liebe Grüße an dieser Stelle). Dann gibt es da noch Isolde (Danke Mathilde für diesen vorzüglichen Namen) in unserer Lampe. Isolde ist eine so etwas wie eine Libelle. Also sie sieht zumindest so aus wie eine. Ich kenn mich mit Tropentieren noch nicht so gut aus. Deswegen verbiete ich mir sicherheitshalber jede weitere Deutung der Art. Leider hat sich Isolde ganz schlimm in unserer Lampe verfangen. Jede Rettung kam zu spät. Dabei war sie so ein schönes Exemplar ihrer Art. So und jetzt ernsthaft.
Was ist die letzten Tage eigentlich so passiert?
Ich bin da. Ich bin hier. Ich bin da, wo ich für das nächste Jahr und vielleicht noch länger hingehöre. In einer Welt die gar nicht so viel anders ist als die Deutsche. In der, der Dresscode vergleichbar ist mit jedem deutschen Büro. Okay gut, vielleicht nicht mit jedem. In einer Welt, in der jeder mit einem Lächeln begrüßt wird. In der ich von wild fremden Menschen als „handsome“ bezeichnet werde. In einer Welt, in der es Cafés gibt, die über eine rötliche Matschstraße zu erreichen sind, aber innen aussehen, wie in einem sehr guten Café in Leipzig. Hier muss ich für einen Cappuccino nur keine 5€ blechen. Sogar einen Chai Latte und ein RB Leipzig Trikot habe ich hier schon gesehen. Gerade schlurfe ich an einem Banana Mocha Frappé. In einer Welt, in der ich mich nach einem schwitzigen Training noch nie so stark über eine Regentonne mit Wasser gefreut habe. In der die Arbeit eines Mechanikers noch richtiges, pures Handwerk ist. Was man aus Schrott alles machen kann habe ich bei ihm besonders bewundert. Ein cooler Mensch. In eine Welt, in der ich jeden Tag in ein Restaurant gehen kann. So langsam gehen uns aber die Optionen aus. Wir haben fast alle Restaurants durch hier in Pakxe. Und außerdem will ich nach meinem Weltwärtsjahr nicht behaupten „Ich war ein Jahr lang im Restaurant essen, weil das hier so preiswert war“. Ich will selber kochen. Ich will selber auf den Markt gehen und Essen kaufen. Aber bis es so weit ist, schlemme ich noch etwas in den Essensangeboten dieser Stadt. Lecker schmecker würde ich sagen. In einer Welt in der man vom „Vat Phou Salao“ (ein Tempel) den besten Ausblick überhaupt haben kann. Alex meint gerade, ich soll seinen Block erwähnen „Da bekomm ich mehr Klicks“ Als hier sein Block:. Ach ja und die Kinder sind auch überall gleich. Wollen Kakao. Papa springt sofort auf und fährt in den Supermarkt. In der Zwischenzeit wurde das Kind von einer Werbung, in der sich eine große Seife mit Seife selber das Gesicht wäscht, abgelenkt. Also muss Papa den Kakao alleine trinken. Überall dasselbe. Dann ich noch von einer Zirkusvorstellung erzählen in der uns ein Dompteur an die Mekong Promenade entführte. Dort wurden wir Jugendlichen vorgeführt und mussten uns einem gehörigen Blitzlichtgewitter aussetzten. Aber das meisterten Alex und ich sehr gut. Wir fühlten uns sehr unwohl und rissen uns nur aus Höflichkeit nicht von der Leine los. Und neben all den neuen Eindrücken, stellen sich mir immer wieder die Fragen: warum das Ganze und wohin will ich mit mir selbst. Momentan sind sie einfach nicht zu beantworten. Wahrscheinlich werden sie eine der jenigen Fragen bleiben, die ich in meinem Leben einfach nicht beantworten kann. Trotzdem bin ich schon jetzt dankbar für das Jahr. Danke das ich dieses Privileg überhaupt haben darf, ohne Englischlehrer zu sein Englisch zu unterrichten. Danke das man hier von allen Menschen dazu gezwungen wird, sich wohlzufühlen. Danke an Adam der uns immer mehr in die "Pakxe Community", so will ich das mal bezeichnen, einführt. Aber Danke werde ich in nicht mehr ganz einem Jahr noch ausführlich sagen. Deswegen hebe ich mir das lieber für später auf.
Zum Schluss bleibt eigentlich nur noch ein Zitat eines Engländers (eben dieser Adam) anzuführen, der ohne uns richtig zu kennen 2 Motorräder besorgt hat und für uns auf Wohnungssuche geht: „I fucking love Laos“. Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.
„I fucking love Laos“
P.S. Entschuldigt die radikale Ausdrucksweise. Genießt das Leben. Geht raus in die weite Welt, macht was, genießt es! Genießt jeden einzelnen Moment! Egal ob gut oder schlecht, vielleicht werden ihr diesen Moment nicht nochmal haben. Und hängt nicht so viel am Handy, wie die ganzen Touris hier. Deswegen mach ich jetzt auch den Laptop aus! Man sieht sich. Liebe Grüße!