Hagelstürme und das Ende des Salbeitees
Die arme Laurin ist schon wieder krank, diesmal aber richtig. Immerhin hat sie auf diese Weise Zeit, viel Nachzudenken und über das Seminar zu berichten. Dort hat sie einiges gelernt, im Guten wie im Schlechten, und fühlte sich zum ersten Mal heimisch in der Slowakei.
Eigentlich ist es schon ziemlich spät, jetzt noch über das Seminar zu schreiben - vor zwei Wochen hat es angefangen. Aber ich war die letzte Woche mehr oder weniger krank, zwei Tage hab ich gearbeitet und einen Nachmittag mit sehr amüsanten Slowaken im Teehausverbracht. Ich mag Teehäuser. Dann bin ich wieder total krank geworden, durfte heute den Arzt besuchen und jetzt nehme ich Antibiotika: Schwere Angina, zu lange verschleppt. Toll!
Mir wird langsam langweilig, und zuhause krank sein ist eine Sache, da sind so die letzten Tage der Krankheit fast schon angenehm. Aber hier? Ich will nur unbedingt wieder gesund werden, nicht abhängig sein (obwohl ich alles selber mache), endlich über die Probleme richtig reden können, eine Entscheidung treffen. Zum Nachdenken hatte ich lange genug Zeit.
Also, Seminar: Eine Woche lang mit netten Belgiern, Portugiesen, Polen und weiteren Slowaken zusammen sein. Und lernen, ich glaube, wir haben alle sehr viel gelernt. Nicht nur über interkulturelles Lernen, was für mich von wegen Kulturmodellen manchmal eine Wiederholung (und Entspannung) war, sondern sehr viel Praktisches. Die Leiter hatten es so angelegt, dass wir selbst Teil des Lernprozesses sind, zum Beispiel, dass wir uns außerhalb der Gruppe betrachten und schauen, in welcher Gruppenphase (Kennenlernen, Vertrauen) wir gerade sind.
Wir hatten relativ am Anfang eine Kreativ-Gruppenaufgabe, einen Minigolfplatz in 30 Minuten bauen, die wir auch gelöst haben. Allerdings ziemlich miserabel, weil die ganze Zusammenarbeit miserabel war, weil niemand die Verantwortung übernehmen wollte, und keiner dem anderen zuhörte und es einfach nur ein riesiges Chaos war. Somit hatten wir hautnah erfahren, was man besser machen muss.
Oder ein künstlicher Konflikt wurde erschaffen (kein Kommentar dazu, danach hatten sie einen echten Konflikt, weil die Leute – ich auch, sehr – sauer waren, benutzt zu werden) um danach zu schauen, welche Rollen wir im Konflikt einnehmen.
Banska štiavnica ist eine wunderschöne Stadt, mit einem wunderbaren Teehaus und einer absolut nervigen Trompete, die alle 15 Minuten spielt. Aber daraus haben wir dann auch so ein Gruppending gemacht: immer wenn die Trompete ertönte sind wir aufgestanden, eine Hand aufs Ohr des Nachbarn, eine auf den Kopf. Gruppen haben Rituale *grins*.
Über Jugendbegegnungen an sich haben wir auch viel gelernt, ich hab jetzt einige Ideen, was und wo und wie (und mit wem) ich alles eine Jugendbegegnung machen möchte.
Trotz der manchmal emotionalen Anstrengung (sorry, aber ich nehme es persönlich wenn „mein“ Team nicht zusammenarbeitet) fand ich es echt genial, weil ich mich zum ersten Mal zuhause gefühlt habe. Ich war einfach normal, es war für alle neu, für alle anstrengend und für die meisten war die Slowakei ein fremdes Land, und da hab ich mich fast schon „besser“ gefühlt.
Okay, ich muss mich wirklich mal etwas mehr eingewöhnen. Aber was lustig ist, ich war eigentlich doch meistens mit den Slowaken zusammen, irgendwie hab ich mich denen kulturell *grins* am Nächsten gefühlt.
Mit Ausnahmen natürlich. Hagelstürme, Katzenpisse, dass ist mir egal.