Giuseppe Puglisi
Über Mafia und Kirche
Jedes Jahr am 15. September wird in Brancaccio, einem Stadtteil im Osten Palermos, ein Fest gefeiert – ein Fest zu Ehren eines Mannes, der am selben Tag im Jahr 1993 Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.
Guiseppe Puglisi, später auch Don Pino genannt, wurde 1937 im Stadtteil Brancaccio geboren, wo er in einfachen Verhältnissen aufwuchs und später, 1960, die Priesterweihe erhielt.
In diesem Teil der Stadt war die Bevölkerung vorrangig arm und perspektivlos, was unter anderem einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu Grunde lag.
Ein Problem, dass sich die Mafia zum Vorteil zu machen wusste, indem sie die Chancen vergab durch Arbeit in Form des Drogendealens aufzusteigen und Anerkennung zu gewinnen, ungeachtet vom gesellschaftlichen Status.
Versprechen, die viele Jugendliche in die illegalen Machenschaften der Mafia verwickelte. Es entwickelte sich ein Trend, den Giuseppe Puglisi nicht übersehen, geschweige denn unterstützen wollte.
Der Priester fing an, sich sehr bald in Sachen Jugendseelsorge und Gemeindearbeit einen Namen zu machen. Er gründete Lesegruppen und eröffnete ein Gemeindezentrum, um Anlaufstellen für alle die zu schaffen, die sonst nicht wussten wo sie hingehen sollten.
Puglisi begann der Mafia unangenehm zu werden und der Konflikt sollte sich weiter zuspitzen, als er die Mafia und deren Mitglieder in deren Anwesenheit in seinen Gottesdiensten angriff und ihr Handeln verurteilte.
Giuseppe Puglisi musste wurde am 15. September am helllichten Tag vor seiner Haustür erschossen. Er war der erste Geistliche überhaupt der der Mafia zum Opfer fiel, denn die Kirche und die Mafia pflegen seit langer Zeit ein sehr enges Verhältnis. Die Kirche hatte sich aus finanziellen Gründen mit der Mafia verschworen, aber auch um einflussreiche Personen in der Gesellschaft zu haben, die nicht davor zurückschreckten, ihre Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Auf der anderen Seite genoss die Mafia, welche sehr darauf bedacht war, sich religiös zu geben, die Legitimation der Kirche für ihr Handeln. Eine Legitimation, die in einem von Religion und Glaube geprägtem Land sehr wichtig war, um die Bevölkerung an seiner Seite zu wissen.
Dieser Bund zwischen Kirche und Mafia wurde oft damit gefestigt, dass direkte Angehörige der Geistigen in die Mafia eintraten oder Kinder aus Mafiafamilien eine geistliche Laufbahn einschlugen. Ein Gewebe, das im Laufe der Zeit so eng geknüpft wurde, dass sich Unterschiede zwischen Klerus und Kriminalität kaum noch machen ließen. Ein Gewebe, das Giuseppe Puglisi angriff, indem er sich als Stellvertreter des Glaubens, als Stellvertreter einer Institution die Verbrechen immer legitimiert hat, gegen die Mafia stellte. Durch den Mord aber rückte die Mafia die Geschehnisse ins Bewusstsein aller Bürger Italiens und auch der Kirche.
Giuseppe Puglisi war ein Märtyrer und wurde zum Helden gemacht. Der kleine Mann, der es nicht gefürchtet hatte, Missstände auszusprechen, sodass die Kirche sich öffentlich gegen die Mafia stellte, was erstmals durch Papst Paul II in Arigent, Sizilien erfolgte. Es folgte Papst Franziskus, der sogar noch einen Schritt weiterging und alle Mitglieder der Mafia als exkommuniziert bezeichnete. Der Priester selbst nahm nach seinem Tod eine Vorbildrolle ein und bestärkte weitere Geistliche, insbesondere in Palermo, sich gegen die Mafia zu wenden. Ihm wurden Spielfilme und Lieder gewidmet und 2013 wurde er unter Papst Benedikt XVI am Foro Italico in Palermo von Erzbischof Palermos und zwei Kardinälen seliggesprochen.
Giuseppe Puglisi wurde in der Kathedrale von Palermo beigesetzt und seine Mörder gefasst.Im Gerichtverfahren behaupteten sie, dass die seine letzten Worte gewesen sein sollen:
„Ich hatte damit gerechnet“