Girls just wanna have fundamental rights
Warum Feminismus heute noch nötig ist - Auch in Westeuropa...
Als Feministin wird man häufig gefragt, warum man denn ausdrücklich Frauenrechte vertritt und nicht allgemein Menschenrechte. Tatsächlich schließt sich beides nicht aus, aber was Feminismus ausmacht, ist die Anerkennung einer besonderen Stellung von Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft. An dieser Stelle folgt in einer normalen Diskussion nun die Aussage, dass es in Deutschland doch mittlerweile keinen Unterschied mehr zwischen Männern und Frauen gäbe, und es doch wirklich wichtigere Dinge gibt. Auch hier würde ich widersprechen: Natürlich haben Frauen in Deutschland eine bessere Ausgangslage im Vergleich mit vielen anderen Länder, aber es ist alarmierend genug, dass es im Deutschland immer noch keine völlige Gleichberechtigung gibt. Um die Menschenrechtslage von Frauen und Mädchen weltweit darzustellen, würde es wohl mehrere Reportagen benötigen, daher fokussiere ich mich hier auf die Situation in Deutschland und Frankreich - Den Ländern in denen ich bisher längere Zeit gelebt habe und mir ein Urteil bilden kann.
Gewalt und Unrecht gegenüber Frauen hat viele Gestalten: Sie reichen von anzüglichen Blicken im Alltag bis über gezielt gerichtete körperlicher Gewalt. Und natürlich kann man beides schlecht vergleichen, aber beides ist tatsächlich Ausdruck des selben Ursprungs, eines machistischem Systems - Solange Gender-Rollen existieren, kann es keine Gleichberechtigung geben.
Zum internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, welcher vor kurzem am 25. November stattfand, wurde erschreckende Zahlen in Deutschland veröffentlicht: Jeden zweiten bis dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Und diese erschreckend hohe Zahl ist seit Jahren gleichbleibend hoch, wie Statistiken des Bundeskriminalamtes belegen. Warum sind so häufig Frauen von häuslicher Gewalt betroffen? Und warum wird so wenig darüber gesprochen, wenn es so viele Menschen betrifft? Es sind die Stigmata und Angst, welche Opfer zum Schweigen bringen. Und dieses Schweigen ist fatal, dadurch kann die Situation eskalieren, es verhindert auch, dass sich Betroffene Hilfe suchen. Deshalb ist es umso wichtiger, den Opfern mehr Möglichkeiten und Anlaufstellen zu verschaffen, aber auch offener über sexuelle und häusliche Gewalt zu reden, wie beispielsweise durch die #MeToo-Kampagne deutlich wurde.
Ein anderer Aspekt, welcher Feminismus in West-Europa immer noch unabdingbarer macht ist die anhaltende ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen - Auch in Frankreich, in welchem seit über 45 Jahren ein Gesetz zur Gleichbezahlung herrscht, beträgt der durchschnittliche Unterschied in der Bezahlung noch 9%. In Deutschland beträgt die Gender-Pay-Gap noch unglaubliche 21%, weit über dem europäischen Durchschnitt. Europäische Frauen verdienen durchschnittlich 16% weniger als Männer, der exakte Unterschied ist auch abhängig von der Branche.
Auch wenn französische Frauen ökonomisch besser gestellt sind, die typische „Care-Taker“-Rolle ist in Frankreich überwiegend weiblich: Was mir dabei besonders auffällt, ist die Rolle, die migrantische Frauen in der Pflege und in der Kinderbetreuung einnehmen. Das Frauenbild in der Gesellschaft ist in der Tat entscheidend für den Umgang mit Frauen, und dieses befindet sich häufig zwischen Sexobjekt und Caretaker. Cat Calling, also verbale sexuelle Belästigung im Alltag, ist in Frankreich verbreiteter als in Deutschland: Mir fällt es immer wieder auf, dass wenn ich beispielsweise einen kürzeren Rock anziehe, dass ich dauernd angesprochen und gegrüßt werde - Weil man in diesem Moment nur noch als attraktiv wahrgenommen wird.
Im Vergleich beider Länder lassen sich keine großen Unterschiede feststellen, es gib diverse erschreckende Statistiken, welche auf die Notwendigkeit hinweisen, nicht nur die benachteiligte Stellung von Frauen weltweit zu kritisieren, sondern echte Gleichberechtigung auch in Westeuropa zu schaffen.
Quellen
www.frauenrechte.de
https://www.ft.com/content/88d32ac8-21f5-11e8-9a70-08f715791301
http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/260339/gewalt-gegen-frauen
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