Gewohnt
Während ihres Überraschungs-Urlaubs in Deutschland hat Blauborn das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen: Kann sie wirklich in zwei Ländern zuhause sein?
Gewohnt bin ich ja schon, dass ich es nie hinkriege, mich mal im Zwei-Wochen-Rhythmus zu melden. Wird wohl auch in den restlichen drei Monaten nicht mehr klappen. Wie sich das anhört! Drei! Eigentlich auch schon wieder weniger. :-( Warum rennt die Zeit denn so? So ein Mist, ich hab mich doch gerade erst richtig eingelebt, und jetzt habe ich bereits den Endspurt angetreten. In den letzen Wochen hat sich einiges getan.
Hatte ich bereits erwähnt, dass ich mich endlich richtig eingelebt hab? Dass ich mich wohl fühle und irgendwie meinen Platz gefunden habe? Ist aber so. Hat sehr, sehr lange gedauert, aber lieber spät als nie. Natürlich haben meine ganzen Freundschaften dazu beigetragen. Francesco, Erik, Hipsu - das waren die Menschen in meinem Leben hier in Kokkola. WARen, denn seit Februar sieht es leider anders aus. Mit Hispu ist alles beim Alten, nur die beiden Jungs mussten Abschied von Finnland nehmen. Und ich vermisse sie so schrecklich. Ständig denke ich zurück an unsere gemeinsame Zeit und grade wenn ich durch den Park spaziere oder italienische Musik höre, könnte ich anfangen mit heulen, weil ich Francesco so sehr vermisse. Ich bin so froh ihn kennen gelernt zu haben.
Das tollste Ereignis seit dem letzten Eintrag war definitiv der zehntägige Urlaub zu Hause in Deutschland. Oh mein Gott, ich werde diese Tage nie wieder vergessen. Ich habe jeden einzelnen Moment so genossen! Das Lustigste an allem war, dass außer meinen Eltern und Jill, meine besten Freundin, und zum Schluss meiner Oma und Schwester niemand wusste, dass ich zu Besuch komme. Überraschungsbesuch, und der ist perfekt gelungen. War vom 23.02. bis 04.03. in Deutschland. Am 24. war Fasching bei uns, was eigentlich auch der Grund war, dass ich heim bin. Alle Freunde und Bekannte würden da sein und natürlich war es auch so. Mein Gott! Die Gesichter, es war wundervoll und filmreif. Ich habe mich soooo gefreut, allen diese Überraschung zu bereiten, die vollauf gelungen ist. Niemand konnte im ersten Moment glauben, dass tatsächlich ich es bin, die da steht. Ich hätte die Zeit anhalten und ewig genießen können, wie sie geschaut haben. Werd ich nie wieder vergessen! :-) Als ich am Flughafen angekommen bin und in den Armen meiner Eltern lag, fühlte es sich so an, als wäre ich keinen Tag weg gewesen. Natürlich hat sich auch in meinem Heimatnest nix verändert. In den zehn Tagen war ich wohl mehr unterwegs, als zu Hause. Meine Eltern haben sich schon beschwert. ;-) Ich kanns zwar verstehen, aber natürlich wollte ich auch so viele meiner Freunde wie nur möglich sehen. Ist leider nicht so ganz geworden, manche sind etwas zu kurz gekommen, aber bald bin ich ja wieder da.
Und genau das ist es. Jetzt hab ich den Salat: Als ich wieder aus Deutschland gegangen bin, hatte ich ein Gefühlschaos im Kopf, das ich niemandem wünsche. Die meisten hier kennen das wahrscheinlich: Ich freute mich riesig wieder nach Finnland zu fliegen, aber fand es schade, Deutschland verlassen zu müssen. Ich freue mich bereits jetzt, im Juni wieder bei meinen Freunden zu sein, aber könnte heulen bei dem Gedanken daran, dass ich Finnland, Kokkola und meine Kids dann auf unbestimmte Zeit verlassen muss... Mir ging es so komisch, dass dann auf dem Flughafen in Helsinki erst mal reichlich die Tränen gekullert sind. Den Rest hat es mir gegeben, als ich gefragt wurde, ob ich mich auf Finnland freuen würde, ich mit einem strahlenden JA antwortete und entgegen kam, ob es mir denn in Deutschland nicht gefallen würde. Was soll das? Wenn man zwei Zuhause hat, ist doch klar, dass man beide liebt. Und wenn ich das Wort "Zuhause" für meine WG hier in Kokkola nur in den Mund genommen habe, dann war das Chaos perfekt.
Well, back in Kokkola habe ich die erste Woche seeehrrr langsam angehen lassen. Nur rumgefaulenzt und nix gemacht, außer angefangen Gitarre zu lernen. War mal ne schöne Abwechslung, aber heute habe ich wieder mit Finnischlernen in der Bibo angefangen und mache auch wieder mehr Sport. Nun, mir wurde zwar gesagt, dass ich richtig gut aussähe, aber überzeugt bin ich davon nicht so richtig, und außerdem kommt der Sommer auch irgendwann nach Finnland.
Den werde ich damit einläuten, dass ich nach Ende meines Projektes einen Trip quer durch Skandinavien mit Ziel Nordkap zur Mitsommernacht unternehme. Route noch vollkommen ungeplant, aber is ja noch Zeit.
In den verbleibenden Monaten werde ich noch nach Tallinn reisen, Freunde besuchen, zwei Wochen eine Rundreise durch Finnland mit meinen Eltern machen und versuchen, die restlichen Wochen so gut es geht auszukosten.
Nun, ich schließ erst ma wieder. Momentan macht mich grade anhaltende Müdigkeit fertig. Schaff es ja sogar schon während der Arbeit im Stehen einzuschlafen! Mal schauen, wie sich das ändern lässt. Vielleicht liegts am Wetter. Da is echt mistig, es taut. Bevor ich gefahren bin, schien die Sonne bei 30Grad minus!
Bis zum nächsten Mal, das vielleicht mal eher kommt.
Maria