Geschichten von der Ostsee
Kur ir sniegs Liepājā?
Liepāja, die Stadt des Windes. Windig war es tatsächlich als ich mitten in der Nacht von Samstag auf Sonntag hier ankam, nach 30 stündiger Überfahrt über die Ostsee, ein Duzend lettischer Seemänner an Board.
Inita, ihr Mann Andris und Dace, meine quasi "Tutorin", haben mich glücklicherweise auch um halb 3 Uhr Nachts nicht vergessen und mit dem Auto direkt in meine kleine, süße Wohnung gebracht. Inita hat mir gleich Essen für den nächsten Morgen in den Kühlschrank gelegt (eigentlich ist es so viel, dass ich bis jetzt noch nicht einkaufen war) und Andris hat noch eine weitere halbe Stunde an den Gardinen rumgetüftelt und auch sonst geschaut, das alles soweit funktioniert. Neben ihren 4 Kindern Valters, Zilvers, Līga und Rudolfs sei ich jetzt ihre neue Tochter, so Inita.
Die Bande sollte ich dann gleich am nächsten Tag kennen lernen. Ursprünglich zum Einkaufen verabredet war ich dann vollkommen überrascht, erneut vom Familien-Van abgeholt und zum Essen eingeladen zu werden. Da außer Inita aber keiner Englisch spricht, konnte ich mich mehr schlecht als recht mit allen unterhalten. Aber was nicht ist, wird noch werden.
Am nächsten Tag ging es dann zum Roten Kreuz, 5 min. Gehweg von meiner Wohnung, Arbeitsplatz, Treffpunkt und ein Stück Familie für die nächsten 9 Monate. Nach einer Tasse Tee und einen Abstecher bei der Bank wurde ich von Līga, Karlīne und Alise (drei freiwillige Helferinnen für das Rote Kreuz) zu einem kleinen Rundgang mit in die Stadt genommen. Meine ersten 15 Lats (~23€), die ich von Inita als Essensgeld für die Woche bekommen habe, waren mit dem Ausflug schonmal weg - Otra Elpa, mein jetz-schon-Lieblings-Second-Hand-Shop, sei dank. :) Als ich dann auch noch davon sprach, dass ich Bastelpapier für meine Wohnung suche, war alles vorbei - kurz gesagt, die Suche endete in einer drei-stündigen Odyssee, in die auch noch Līgas Freund Reinis mit hineingezogen wurde, der uns zu einem Großhandel außerhalb Liepājas fahren musste. Auch da gabs das Papier nicht, dafür habe ich nun eine Depo-Rabattkarte, die sie mir haben machen lassen, ich aber wohl nie gebrauchen werde. Am Abend wurde ich dann noch auf einen Tee und eine selbstgemachte traditionelle Suppe eingeladen - Wahnsinn!
Dienstag ging es - neben der Fortsetzung der Suche nach dem Papier - weiter mit Hilfsgüter-Schleppen und Lagereinrichten im Shop des Roten Kreuzes, gefolgt von Organisatorischem wie Handy Karte besorgen und Internet einrichten. Ok, zugegeben, das Internet einrichten war nicht so easy. Irgendeine seltsame Einstellung an meinem Laptop machte mir das Leben schwer, weshalb ich nach Fehlversuchen bei Līga, im Roten Kreuz und in meiner Wohnung völlig entnervt zu Otra Elpa geflüchtet bin, Handschuhe gekauft (als hätte ich nicht schon genug) und mich dem Verkäufer anvertraut habe. Dieser liebenswerte Mensch hat dann auch alles getan und sich meinem Problemchen angenommen -nach etlichem Ausprobieren woran es fehlschlägt (denn eine Verbindung war vorhanden, nur wurde dennoch keine Seite angezeigt), hat er meinen Laptop genommen und einen Kumpel angerufen, der zufällig Computerspezialist ist und beide zusammen haben via Telefon dann versucht das Problem zu finden, was massig lang gedauert hat, da bei mir alles auf Deutsch eingestellt ist und Martins nebenbei alle Einstellungen mit seinem Laptop abgelcihen musste... Am Ende war alles vergebens, denn es funktionierte immer noch nicht und auch der Spezialist war ratlos. Martins war dann so lieb und hat mir seinen Laptop gegeben, für wichtige Nachrichten und nochmal an meinem rumgetüftelt. Nach ner Ewigkeit, und ich weiß bis jetzt nicht wie, meinte er dann nur "ah, ich habs" und tadaa - ich hatte Internet!(Martins! Paldies! Ich weiß schon, warum ich Otra Elpa so gerne habe :)). Am Abend gabs dann außerdem ein Treffen mit einer Youth Organisation, mit denen das Rote Kreuz kooperiert und mit der wir bald ein Weihnachtsfest für die Bürger ausrichten (weiß einer wie man Engel aus Papier bastelt??). Da ich eh nichts vorhatte bin ich dann noch mit zu dem Haus von Līgas Freund Reinis, auf dessen Neffen wir aufgepasst haben (was im Grunde genommen eher ein Retten der armen Schildkröte vor den Grabschhändchen der beiden Jungs war...).
Anosonsten wartet hier jeder gespannt auf sniegs, auf Schnee. Irgendwie, ach irgendwie bin ich das anders gewohnt, aus dem sonst so kaltem und schneelastigem Latvija.
Ah, so viel für heute, ich bin müde - arlabunakti.
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