Gemischte Gefühle
Chrissis Zeit in Irland ist bald vorbeit: "Jetzt werde ich langsam nervös. Die letzten zwei Tage Irland." Neben der ganzen Arbeit folgt ein Abschiedsszenario auf das andere...
Dies wird wohl mein letzter Bericht aus dem Ausland werden. Ich kann es kaum glauben, aber in zwei Tagen, am Sonntag, werde ich mich ein letztes Mal, zumindest für eine gute Weile, in eines der blau-weißen Flugzeuge der irischen Ryanair-Gesellschaft begeben und zurück nach Deutschland, genauer gesagt Lübeck, fliegen.
Die letzten Wochen waren nicht nur für mich, sondern für jeden anderen in unserem Jugendcenter sehr ansprengend. Die Vorbereitungen für den Sommer waren angelaufen. Berge aus Papier mussten sortiert, unterzeichnet und verschickt werden. Briefe und Mitgliedsformen mussten an die Jugendlichen gesandt und zuletzt alle Ausflüge und Busse gebucht werden.
Mehr als 250 Kinder und Jugendliche in 15 Gruppen nehmen an unserem Sommerprogramm teil.
Am Montag startete die erste Gruppe mit einem Ausflug an die Klippen in Tramore.
Die Temperaturen lagen bei um die 17/18 Grad und es kam literweise Regen herab.
Klippenspringen war angesagt und ich war die Rettungsschwimmerin an diesem Tag. Dumm gelaufen. Ich musste überwiegend vier Stunden im eiskalten Wasser bleiben und auf die Jugendlichen aufpassen, von denen mehr als die Hälfte schwimmuntauglich waren und folglich mit Rettungswesten unkontrolliert durchs Wasser trieben.
Ist es nicht schade, dass so viele Iren, insbesondere Kinder und Jugendliche, nicht schwimmen können? Woran das liegt? Mir ist aufgefallen, dass viele Erwachsene nie Schwimmen gelernt haben und aus dem Grund ihren Kindern diese Fähigkeit nicht beibringen konnten. Und in der Schule ist es nicht anders. Dort wird generell sehr wenig Schwimmunterricht vollzogen.
Nach den vier Stunden Springen und Baden, was letztlich doch sehr erfrischend war und viel Spaß machte, ging es in plitsch-nasser Kleidung zurück zum Center. Erkältung blieb leider nicht aus. Von den 15 Teilnehmern hatten angeblich 12 Leute Schnupfen die Tage darauf.
Dienstag und Mittwoch hatten wir anschließend Kleingruppen (7 bis 8 Jährige) im Haus, die viele Leckereien gebacken und Blumen in unserem "Minigarten", der sich neben dem Center befindet, gepflanzt haben.
Gestern, Donnerstag, war mein letzter Arbeitstag und ich musste meinem zurzeit längsten Club, das "Goth Cafe", auf Wiedersehen sagen. Das "Goth Cafe" ist eine Gruppe, die aus 14 bis 18 Jährigen Jungs und Mädels besteht. Das schöne an dem Club ist, dass alle Mitglieder in dem letzten Jahr zu besten Freunden zusammengewachsen sind. Das Markenzeichen der Gruppe ist unabhängig zu sein.
Sie lieben Hardcore-Mucke, tragen gerne dunkle Farben und stehen auf Tattoos und Pircings. Ich finde alle "sau" lieb. Die Mitglieder sind mir super ans Herz gewachsen. Für 2010 plant die Gruppe nach Deutschland zu reisen. Vielleicht klappt das ja und wir sehen uns wieder.
Neben der Arbeit hatte ich in der letzten Woche eine offizielle Abschiedsparty in meinen Garten, bei der ich meine Fußballkolleginnen, meine Mitarbeiter, Nachbarn und Freiwillige eingeladen habe. Ob die Party gut war? Ich würde sagen "Ja": Ich kann mich nur noch an die Hälfte erinnern.
Weitere Abschiedszenarien folgten:
Von meinen Arbeitskolleginnen wurde ich während der Woche zum Essen, Kino und einem Wanderausflug in die Waterford-Berge eingeladen. Ich habe mich sehr darüber gefreut und fand vor allem den Wanderausflug einmalig.
Heute gehen wir mit allen Mitarbeitern noch ein letztes Mal in die Stadt zum Feiern und morgen fahr ich mit meiner Chefin Lil nach Dublin zu ihrer Freundin Kay, die uns zum Barbecue eingeladen hat. Sonntagmorgen um elf Uhr geht dann mein Flieger los.
Wie meine Zukunft aussehen wird, weiß ich noch nicht. Ich habe mich kreuz und quer in Deutschland für Biotechnologie und Bioingenieurwesen beworben. Bisher habe ich schon zwei Zusagen erhalten. Einmal in Lübeck und einmal in Cottbus. Bis Ende Juli bin ich voraussichtlich in meinem Elternhaus in Aurich untergebracht und werde dann für zwei Monate nach Berlin zu meinem Freund Jan ziehen, um dort ein Vorpraktikum an der Charité zu absolvieren.
Jetzt werde ich langsam nervös. Die letzten zwei Tage Irland.
Ein guter Zeitpunkt den PC wegzulegen und mir eine neue Tasse Früchtetee einzuschenken. Sicherlich ist der Tee eiskalt. Vor fast einer Stunde habe ich das letzte Mal nachgeschenkt. Also, macht es gut. Liebe Grüße und bis in Auerk!!!
Christina
Zum Schluss ein wenig Werbung für EFD:
Europäischer Freiwilligendienst ist ein Wagnis, das sich auf jeden Fall lohnen wird.
Ich hab soviel durch mein Jahr in Irland gelernt: Ich bin reifer und sicherer geworden, habe gelernt fast fließend Englisch zu sprechen und ich habe viele Menschen kennengelernt, die mir sehr wichtig geworden sind.
Mit vielen guten Erinnerungen gehe ich nach Hause. Ich bin traurig zu gehen, aber ich freue mich auch auf meine Familie und Freunde daheim.
An meine Familie und Freunde: Ich liebe und vermisse euch!