Folgen des Brexit – Könnte jeder Vierte Brite EU-Bürger bleiben?
Die Nachfrage nach irischen Pässen ist in den vergangenen Wochen erheblich gestiegen.
Nachdem die Briten am 23. Juni diesen Jahres mit knapper Mehrheit für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU gestimmt haben, ist die Nachfrage nach irischen Pässen rasant angestiegen.
Besonders in Nordirland sind irische Pässe gefragt. Dort gab es in den vergangenen Wochen ungewöhnlich viele Antragssteller, sodass die Antragsformulare in vielen Post-Filialen vergriffen sind.
Auch in der irischen Botschaft seien über 4000 Wünsche auf Erteilung der Staatsbürgerschaft eingegangen.
Auf Grund der hohen Nachfrage, sah sich der irische Außenminister vergangenen Montag gezwungen, um Zurückhaltung zu bitten. Er sagte, der Ansturm könne Schwierigkeiten für jene mit sich bringen, die wirklich dringend einen Pass bräuchten.
„Das gestiegene Interesse zeigt deutlich, dass einige britische Bürger sich sorgen, dass sie plötzlich ihre Rechte als EU-Bürger verlieren“, sagte Charles Flanagan.
Die Nordiren hatten, ähnlich wie Schottland, mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt.
Deshalb forderte die nordirische, nationalistische Partei Sinn Fein bereits eine Abstimmung über eine mögliche Wiedervereinigung Irlands und Nordirlands.
Nach einer Volkszählung im Jahre 2011 gibt es in Großbritannien 430.000 gebürtige Iren. Somit habe jeder Vierte Brite irische Wurzeln. Anrecht auf eine irische Staatsbürgerschaft haben alle, vor 2005 geborenen Nordiren. Außerdem Recht auf Antragsstellung haben alle, deren Eltern in Irland geboren oder die irische Staatsbürgerschaft haben.
Mit einer Antragsstellung scheinen die Briten offenbar Irlands EU-Mitgliedschaft sichern und diese unterstützen zu wollen.
Nicht nur Gegner des Brexit scheinen hier mitzuwirken.
Seit dem Referendum sind bei der EU tausende Emails von Briten eingegangen, die das Ergebnis bedauern – etliche auch von Bürgern, die für den EU-Austritt stimmten. Dies scheinen die ersten positiven Emails aus Großbritannien an die EU seit Jahren gewesen zu sein.
Auch für die grüne Insel birgt der Brexit Gefahren.
Sowohl in der Republik Irland, als auch in der britischen Provinz Nordirland herrscht die Angst vor der Einführung erneuter Grenzkontrollen. Dies würde nicht nur den Friedensprozess stören, sondern auch Erinnerungen aus den Jahren der Konflikte wieder aufleben lassen, welche aus der irischen Unabhängigkeit von 1949 entsprangen. Darauf reagierte der irische Ministerpräsident Enda Kenny mit der Versicherung, er würde eng mit den Regierungen in Belfast und London zusammen arbeiten, um erneute Ausschreitungen zu verhindern.
Gleichzeitig steht Schottland vor einer großen Entscheidung. Nachdem sich die Bürger eindeutig für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ausgesprochen hat (62 zu 38 Prozent), sagt der schottische Premierminister Nicola Sturgeon: „Schottland sieht seine Zukunft als Teil der EU“.
Könnte nun also auch hier ein Bruch mit Großbritannien bevorstehen?
Es sieht ganz so aus. Denn nachdem das Land im Jahr 2014 entschieden hatte dem Vereinigten Königreich treu zu bleiben, hatte Sturgeon eine weitere Abstimmung angekündigt, sollte sich der Brexit durchsetzen.
Einige Folgen des Brexit, sind also noch nicht absehbar.
Ob das Vereinigte Königreich als solches bestehen bleiben kann?