Ferienzeit - Lagerzeit!
DoroL hatte einen spannenden Sommer: sie besucht zusammen mit anderen Freiwilligen und ihren Schützlingen vier Camps und weiß von Arbeit, Entspannung und interessanten Menschen zu berichten.
Meine Arbeit im litauischen Sommer lässt sich mit einem Wort beschreiben: Stovykla! Die Behindertentagesstätte hat schon seit Ende Juni geschlossen, aber wir sind noch in vier Camps gefahren. Und das war eine Freude! Hier ein kleiner Einblick in unser Lagerleben :)
Erstes Camp, Monciskes, 9. bis 14. Juni
Kleine Holzhäuschen, Lagerfeuerstelle, zwei Minuten bis zum Meer... Wir hatten den perfekten Lagerplatz! Und jede Menge Spaß... Schwimmen im eiskalten Wasser (aber wirklich eiskalt, nach zwei Minuten hat die Haut soo weh getan!), Theater spielen, mit Muscheln und Sand basteln, Fußball gucken, Basketball spielen, braun werden, Wanderung nach Sventoji, Lagerfeuer, Würstchen grillen, schlafen, faulenzen, lachen...
Es war ein echtes Erholungslager ohne Stress. Besonders schön war, dass Ariane, eine Freiwillige aus Österreich, auch mit war, mit so ein bisschen Freiwilligenunterstützung ist das Ganze gleich noch viel lustiger!
Zweites Camp, Vindeikiai, 25. bis 27. Juni
Unser Zentrum besitzt einen Hof in einem kleinen Dorf, 50km von Vilnius entfernt, auf dem diverse Seminare und Stovyklas stattfinden, so auch unser zweites Camp, diesmal aber nicht Erholung, sondern Arbeit!
Unter anderem haben wir die Toilette gestrichen (sie heißt jetzt Villa Kunterbunt :-)), Heu geharkt und auf dem Komposthaufen kleingehüpft, den wir ebenfalls gebaut haben, Holz gesammelt und gesägt...
Außerdem wurde Jonines gefeiert, mit litauischen Traditionen, eine Blüte suchen, die nur in dieser Nacht blüht, und da mein dritter Name ja Johanna ist, habe ich einen tollen Blumenkranz geflochten bekommen, ach, es war wunderschön. Ich lasse Bilder sprechen, gerai? ;-)
Drittes Camp, Palanga, 4. bis 10. Juli
Unbeschreiblich. Diesmal nicht mit den Behinderten, mit denen ich das Jahr über gearbeitet habe, sondern mit einer anderen Gruppe, jüngere und teilweise schwerer Behinderte, zum Beispiel auch fünf Rollstuhlfahrer, und außerdem die Familien oder Teile davon. Ach, es war wunderschön.
Insgesamt waren wir dreizehn Freiwillige und jeder hatte ein Birculis, das heißt, war für einen Behinderten besonders verantwortlich.
Mein Schützling war die liebe Beatrice, eine sechsjährige Autistin. Sie liebt Pfützen, Hüpfburgen, Pferde und Eis, hasst es, auf die Toilette zu gehen und auf ältere Menschen zu hören und hat mich so in einige recht aufregende Situationen gebracht :-)
Die Woche war extrem anstrengend, aber unglaublich erfahrungsreich und jeder Moment absolut erlebenswert und voller Freude.
Unsere Mittag- und Abendessen mit Tanz und Gesang, morgendliches Joggen am Strand um sieben Uhr in der Früh, UNO spielen bis zum bitteren Ende und so viele tolle Menschen! Behinderte, so ein blödes Wort. Diese Menschen sind so besonders, so eigen, so voller Lebensfreude und Energie, voller Witz und verrückter Ideen, voller Liebe und Vertrauen in das Leben, da können wir "Normalen" (Verzeihung, ganz blöder Ausdruck) uns noch so Einiges von abschauen!
Viertes Camp, wieder Vinkeikiai, 14. bis 18. Juli
Ganz anders, aber ebenfalls einzigartig wunderbar! Wieder haben wir eine Menge geschafft, einen Steg am Fluss gebaut, um Sachen abzulegen usw., Fußballtore gezimmert und jeden Abend Fußball gespielt (drei bis vier Mädchen gegen sechs Jungs :-), wir haben zweimal gewonnen und noch mehr blaue Flecke davongetragen), Heu geharkt, am Lagerfeuer gesessen, unser Essen mehr oder weniger freiwillig mit tausend Wespen geteilt, die uns zum Dank ausreichend gestochen haben; kurz gesagt, wir waren eine große Familie mit Konflikten, gemeinsamem Freud und Leid und bei mir immer im Hinterkopf: Das ist dein letztes Camp, danach ist viskas.
Jetzt ist es soweit. Viskas. Maria ist davongeflogen, Babette ist gestern davongeflogen, Sonntag fliegt Ariane... Die Wohnung ist so gut wie leer, nur noch Florian und ich und so viele Zimmer, die nicht mehr ausgefüllt werden...
Heute Morgen habe ich vor lauter Langeweile und Einsamkeit alles geputzt und dann bin ich in die Stadt gefahren um den letzten großen, endgültigen Schritt Richtung Ende EVS zu machen: Ich habe meinen Rückflug gebucht. Ein sehr seltsames, endgültiges Gefühl.