Feiern!
Wenn auch das Projekt weniger erfolgsversprechend ist, so erfindet sich doch der Lebensalltag in Polen immer wieder neu. Mit Sprachkenntnissen kommen auch Bekanntschaften und jeder Anlass wird zum ausgiebigen Feiern genutzt.
Hey hey hey,
wie gehts euch? Ich vermiss euch ein bisschen hier. Vor Weihnachten hab ich nichts vermisst, aber jetzt denke ich viel an euch.
Hier liegt immer noch Schnee, die Wälder sind weiß, aber die Straßen schon wieder frei. Gestern war ich Laufen und es war einfach herrlich still und einsam draußen. Man müsste Fotos machen von dem Eis, das immer noch die Landschaft überzieht und den dadurch guckenden Pflanzen.
Schon wieder erlebe ich ein neues Polen. Unsere Parties, die inzwischen 2-4mal die Woche stattfinden, werden inzwischen von einigen Polen und deren Freunden angereichert, die Gespräche wechseln teilweise völlig ins Polnische, je nachdem, welcher Anteil von Leuten (Freiwillige oder Polen) überwiegt.
Die Sprache ist immer weniger ein Problem. Ich bin verzaubert, hingerissen, verliebt in sie. Immer noch lerne ich jeden Tag, Zahlen, Wörter, Fälle, Plural, Deklinationen, Konjugationen. Nie hätte ich gedacht, dass mir das so viel Spaß machen könnte!
Inzwischen sehe ich dir Früchte dieser Arbeit: Ich verstehe fast jedes Gespräch im Kontext und kann ich mich größtenteils auch irgendwie ausdrücken.
Mit der Sprache hat sich eine Welt aufgetan. Es scheint plötzlich unglaublich einfach, Leute kennen zu lernen und jeder Abend endet mit dem Austausch von Handynummern und Einladungen zur nächsten Party. Und zu feiern gibt es immer was, sei das das orthodoxe Silvester letzten Donnerstag oder die Abschiedsparty von dem französischen Freiwilligen Francois.
Er ist der erste, der von uns geht und hinterlässt die Lücke, die eine freundliche, stets zugewandte Person nun einmal hinterlässt. Faktisch wird diese allerdings schnell geschlossen durch Clara, eine Osnabrückerin, die jetzt sein Zimmer bezieht. Ich persönlich freue ich sehr darüber, denn sie gehört zu meinen engsten Freunden hier und ihr Einzug verspricht jede Menge verrückte Aktionen.
Gestern haben wir uns endlich auf die mysteriös-wilden Parties im letzten Stock getraut und ein kleines Spanien vorgefunden. Die Leute kamen aus Spanien, Portugal, Kuba und was sonst noch alles Spanisch spricht oder versteht. Die Küche wurde mit Boxen zu einer Minidisko umfunktioniert, die Gänge zum Rauchen genutzt. Steckt man den Kopf rein, wird man gepackt und tanzend durch die Räumlichkeiten gedreht. Bevor man sich versieht, ist man einer von ihnen, genauso angetrunken, genauso wild tanzend.
Erasmus ist der Name der größten Party überhaupt.
Mit neuer Energie versuche ich auch an mein Projekt dranzugehen, welches zuletzt ja eher enttäuschend war. Ein neuer Stundenplan, andere Workshops in Schulen und ein Neustart der Englischstunden sollen Abhilfe bringen. Man wird sehen.
Ob erfreulich oder nicht, mein Leben wird sich wohl immer mehr um meine Freizeitaktivitäten drehen - Feiern, Sport und Lernen. Das war zwar nicht meine Intention zu kommen, erweist sich aber als durchaus spannend.
Wenn auch nicht erfüllend, doch zumindest Tag-füllend.
So viel zu mir, ich hoffe, bei euch läuft es gut und ihr seid nicht zu sehr im Stress mit Uni, Arbeit, Schule.
Viele Grüße, pozdrowienia,
Mariella
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