Ex-Jugoslawien Tour oder „Wie man den Balkan rockt“
Wie wir in zehn Tagen vier europäische Hauptstädte erkundeten, auf verträumten Zugfahrten wunderbare Landschaften zu Gesicht bekamen und wahnsinnigen Spaß auf dem Balkan hatten.
Ljubljana – Zagreb – Sarajevo – Belgrad – Subotica
„Ohne Ziel, ohne Programm. Ohne Heimweh, ohne Heimat. Ohne Koffer, ohne Geld. Wir warten schon seit Jahren, darauf, loszufahren!“ (Farin Urlaub)
Dies wird der Bericht über eine aufregend inspirierende Spontanreise durch vier der mir bisher unbekannten Staaten (mit Ausnahme von Kroatien) des ehemaligen Jugoslawiens. In zehn Tagen haben wir mit Bus und Zug vier europäische Hauptstädte, Teile des Balkans und atemberaubende Landschaften erkundet. Ein Abenteuer, dass ich mit all seinen Ereignissen und Eindrücken so schnell nicht vergessen werde. Es war großartig.
Jedoch möchte ich die Wochen vor Antritt unserer Tour nicht unter den Tisch fallen lassen und (damit sich dieser Eintrag nicht zu einem Roman entwickelt, was ich jedoch noch nicht versprechen kann) kurz zusammenfassen. Das Wochenende nach Bratislava war ich wie bereits angekündigt im beschaulichen Szeged bei Damaris. So hat sie an einem ihrer letzten Wochenenden dort Charlotte, Hannah und mir noch die Stadt präsentieren können, welche sie für sechs Monate ihr Zuhause nennen durfte. Neben dem Szegeder Flohmarkt, auf dem sich einige Kuriositäten entdecken ließen, haben wir die Innenstadt und am Abend eine der beliebten Szegeder Ausgehstätte zu Gesicht bekommen. Danke für das schöne Wochenende, Damaris! Das Wochenende darauf versammelte sich die Malteserfreiwilligengruppe bei Charlotte in Kecskemét, die zu sich eingeladen hatte. Da mein letzter Aufenthalt in dieser Stadt ja aufgrund einer unerwarteten Krankenhauseinweisung recht anders ablief als erwartet, war das nun die erste Gelegenheit für mich, mir Kecskemét zusammen mit den anderen genauer anzuschauen. Am Abend ging es dann in diverse Kecskeméter Kneipen, Palinka inklusive. Während Simon sich für sein Zwischenseminar in Dresden die darauf folgende Woche auf den Weg nach Deutschland machte, war Henning das erste Februarwochenende hier in Budapest, welches wir unter anderem zum waghalsigen, da eisigen Erklimmen des Gellértberges, einem Cafébesuch in der Kiraly utca und einer zweistündigen Pfannkuchbackorgie genutzt haben.
Aliena hatte mich schon im Dezember gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihr zu reisen. Eigenlicht hatten wir uns Israel in den Kopf gesetzt, was sich aus diversen Gründen jedoch bald als allzu kompliziert herausstelle, weswegen wir diesen Plan erst mal verwarfen. Vor gut drei Wochen fragte sie dann, ob ich nicht Lust hätte, im Jahr 2014 mit in die Stadt zu kommen, in der sich vor genau 100 Jahren mit dem Attentat auf Franz Ferdinand der Auslöser des Ersten Weltkrieges ereignete: Sarajevo. Nach anfänglichen Zweifeln aufgrund begrenzter Urlaubstage, finanzieller Kapazitäten und noch umfangreicher Pläne für die Sommermonate entschloss ich mich jedoch letztlich, mitzukommen und reichte Anfang vorletzter Woche recht spontan Urlaub ein, den ich dann auch problemlos bekam. Da es derzeit keine direkte Verbindung von Budapest nach Sarajevo gibt, mussten wir zwangsläufig über Zagreb reisen. Zumal der direkte Weg nach Bosnien und Herzegowina jedoch in etwa 27 Stunden in Anspruch genommen hätte, entschieden wir, einfach gleich eine Rundreise durch mehrere der ehemals zu Jugoslawien gehörende Staaten zu machen. Mit dem vorläufigen Ziel Sarajevo (über den Rückweg waren wir zum Zeitpunkt des Reiseantritts noch völlig unklar) begaben wir uns freitagnachmittags dann zunächst auf den Weg in die Hauptstadt Sloweniens: Ljubljana. Wovon uns die Meldungen über das verheerende Schneechaos in Slowenien in den Vortagen beinahe abgehalten hätten. Im Zug stieß dann noch Mascha zu uns, welche wie Aliena kulturweit-Freiwillige ist, in Pécs arbeitet und tatsächlich denselben Vornamen trägt, wie ich! Dann fing sie an. Unsere Reise durch vier neue Länder, deren Hauptstädte, bis dato unbekannte Landschaften, welche wir uns auf langen verträumten Zugfahrten, uns die Frühlingssonne ins Gesicht scheinen lassend, ausgiebig ansehen konnten.
Angekommen in Slowenien hieß es dann erst mal Hostel finden. Da es sich bei Ljubljana jedoch um eine recht überschaubare Stadt handelt, war dies keine allzu große Herausforderung. Im sehr zentral gelegenem ,,Tresor-Hostel“ nisteten wir uns dann für die nächsten zwei Nächte ein. Am gleichen Abend erreichten uns dann auch direkt die Meldungen über die Aufstände in Bosnien und Herzegowina (unter anderem Sarajevo), die als ,,schwerste Krise seit dem Bürgerkrieg“ gehandelt wurden. Es schien ein bisschen wie verhext: Kurz bevor wir los wollten die Meldungen zum Schneechaos in Ljubljana, welches uns Sorgen machte und nun massenhafte Proteste in der Stadt, die eigentlich Hauptziel unserer Tour werden sollte, welche uns nun noch viel größere Sorgen machten. Schlagzeilen wie ,,Präsidialamt in Brand gesetzt“ und ,,Beginnender Bosnischer Frühling“, besorgte Nachrichten von Menschen, die wussten, dass wir dorthin wollen sowie die Reaktionen einiger Leute in Slowenien und Kroatien, denen wir von unserem Vorhaben erzählten, ließen uns doch kurz innehalten und Zweifel aufkommen. Vorerst beschlossen wir einfach, noch den nächsten Tag abzuwarten und vor allem Kontakt zu den Freiwilligen in Sarajevo aufzunehmen, bei denen wir uns schon angekündigt hatten. Nach unserem Hostel-Frühstück begaben wir uns am nächsten Tag gegen elf auf den Weg zur FreeWalkingTour durch die Stadt, auf welcher wir zwei Stunden von einem sehr engagierten Slowenen das kleine, aber sehr sehenswerte Ljubljana gezeigt bekamen. Nach einem Stärkungskaffee erklommen wir am Nachmittag dann noch die auf einem Berg gelegene Burg Ljubljanas, von welcher aus man einen herrlichen Blick über die Stadt als auch die umliegenden Berge hat. Nahezu mit den Wolken auf einer Höhe, welche neben dem dichten Nebel das am Horizont liegende Gebirge umhüllten, wirkten die vor wenigen Stunden noch aus Unterperspektive besichtigten Gebäude der Stadt auf ein mal winzig. Am Abend zog es uns dann in die ,,Metelkova“, einem ehemaligen Kasernenkompelx, der nach dem Slowenischen Unabhängigkeitskrieg von Künstlern, Musikern und Galeristen besetzt wurde und dementsprechend inspirierend und ausgefallen daherkommt. Dort lassen sich zudem auch einige Bars finden, die ebenso alternativ und spannend wie das gesamte Gelände wirken und in denen wir auf nette und aufgeschlossene Slowenen getroffen sind. Jedem, der mal nach Ljubljana reist, empfehle ich, einen Abend dorthin zu gehen. Wobei es auch tagsüber sicherlich ein sehr sehenswerter Ort ist und man noch mehr der vielen künstlerischen Details entdeckt, die diesen Ort ausmachen und in der Dunkelheit leider nicht mehr ersichtlich sind. Am nächsten Morgen trafen wir uns mit einer anderen kulturweit-Freiwilligen, die in der Stadt am Goethe Institut arbeitet. Bei einem Kaffee erzählte sie uns das Wissenswerteste zur Stadt, bevor wir die uns verbliebene Zeit noch für den Besuch des Museums ,,Moderne Galerie“ nutzten, ehe es gegen drei mit dem Bus in Richtung Zagreb ging. Auf der ca. zweieinhalb stündigen Fahrt waren wir dann gedanklich alle drei wieder bei Bosnien. Die beiden kulturweit-Freiwilligen vor Ort hatten uns zwar mittlerweile versichert, dass die Lage okay und für Reisende unbedenklich sei, doch hundertprozentig überzeugen konnten uns das nicht. Nicht, weil wir kein Vertrauen in die Ernsthaftigkeit dieser Aussagen hatten, sondern wohl eher, da wir die gesamte Lage kaum einschätzen konnten und selbstverständlich alle zuvor noch nicht in der Situation waren, uns für oder gegen die Einreise in ein Land zu entscheiden, für welches das Auswärtige Amt wenige Tage zuvor eine speziellere Reisewarnung ausgeschrieben hatte.
Nach einem einzigen Abend/Nacht in Zagreb, die wir Cevapcici essend und Cocktails trinken in der Innenstadt und anschließend in einem wiederum sehr akzeptablen Hostel verbrachten, entschieden wir uns schließlich dazu, am nächsten Morgen in den Zug nach Sarajevo zu steigen. Es folgte der wohl uninteressanteste der zehn Tage, da er lediglich aus einer nahezu ganztägigen Zugfahrt bestand. In einem mehr oder weniger vertrauenswürdigem Zug, mit nicht allzu gut funktionierender Heizung, Toiletten, die man lieber komplett meidet und Abteilen, in denen die Insassen bei geschlossenen Fenstern wie selbstverständlich ihre Zigaretten vor sich her paffen, fuhren wir gute neun Stunden weiter südöstlich. Am frühen Abend kamen wir im bereits dunklen Sarajevo an, welches aus dem Zug heraus wie ein einziges weites Lichtermeer erschien. Nachdem wir uns mit dem Taxi, dessen Fahrer uns versicherte, dass wir hier sicher seien, auf den Weg zur Wohnung der beiden Sarajevo-Freiwilligen gemacht und den Plattenbau bis in den zwölften Stock erklommen hatten (nein, wir haben uns natürlich in den Aufzug gewagt), ging es abends mit den beiden noch raus. Sie nahmen uns mit in das sogenannte (mehr oder weniger offizielle) ,,Kino Bosna“, einem ehemaligen Kinosaal, der nun als Art Kneipe umfunktioniert wurde uns gut besucht war. Bei bosnischer Livemusik, gespielt von enthusiastischen Männern im mittleren Alter, welche es verstanden, auch das jüngere Publikum für sich und ihre Musik zu begeistern, ließen wir den Tag mit ,,Sarajevski-Bier“ ausklingen. Ein für uns positiver Nebeneffekt der Proteste war, dass Eicke den Tag darauf nicht arbeiten musste und er somit Zeit hatte, uns die Stadt und die interessantesten Orte zu zeigen. Zudem hatten wir unglaubliches Glück mit dem Wetter. Bei rund 16°C besichtigten wir erst die historische Brücke, auf welcher Franz Ferdinand 1914 sein Leben ließ, später erklommen wir mit einem Burek (Spezialität in den Ex-Jugostaaten) einen der umliegenden Berge und genossen die von dort aus atemberaubende Aussicht über Sarajevo. Danach folgte der Besuch eines Cafés, in welchem wir typisch bosnischen Kaffee probieren konnten, welcher mit Wasser und viel zu süßen bosnischen Süßigkeiten serviert wird. Am nächsten Tag machten Aliena, Mascha und ich uns dann nochmal eigenständig auf den Weg in die Stadt. Zunächst schlenderten wir durch die orientalisch wirkende Altstadt, in der ich mir hin und wieder viel östlicher vorkam als wir es eigentlich waren. Auf einem Obst- und Gemüsemarkt holten wir uns Feigen und einen Riesengranatapfel und machten uns später auf den Weg zum Olympiastadion, bis wir, dort angekommen, feststellen mussten, dass das Museum, in das wir eigentlich wollten, geschlossen hatte. Daher trieb es uns noch einmal in die Innenstadt, in der wir in das angeblich einzige Teehaus Sarajevos gingen, in dem uns ein überaus freundlicher und ebenfalls Deutsch sprechender Ladeninhaber davon überzeugte, ,,Salep“ zu probieren. Ein ursprünglich türkisches süßes Milchgetränk, welches unter anderem Orchidee und Zimt enthält und uns alle sehr überzeugte. Am Abend gingen wie dann mit Juliane aus und trafen in einer wiederum sehr interessanten Kneipe auf eine deutsche Studentin und eine slowenische Erasmus-Studentin, die wir bereits im ,,Kino Bosna“ getroffen hatten. Insgesamt war dieser dreitägige Aufenthalt in Sarajevo sehr aufregend und hat einige Eindrücke hinterlassen, die sicherlich und hoffentlich den Weg in mein Langzeitgedächtnis finden werden. Sarajevo an sich ist eine wahnsinnig spannende Stadt, die sich so sehr von so ziemlich allen anderen europäischen Hauptstädten unterscheidet, die ich zuvor gesehen hatte. Man merkt und sieht, dass der Bürgerkrieg noch nicht lange zurückliegt. Überall in der Stadt findet man an den allermeisten Häusern Einschusslöcher. Manche Gebäude sind sogar nahezu ganz flächig von dieser Hinterlassenschaft des gut vier Jahre andauernden Krieges gezeichnet. Auf den asphaltierten Gehwegen sieht man Spuren, die die explodierenden Granaten verursacht haben. Hat an einer dieser zahlreichen Stellen vor gut zwanzig Jahren ein Mensch sein Leben verloren, wurde die Stelle auffällig mit roter Farbe bemalt. Diese Stellen lassen sich mehrfach in der Innenstadt finden und lösten, jedes mal, wenn wir an ihnen vorbei schritten, ein nachdenklich schwermütiges Gefühl aus. Sarajevo war voll von Impressionen, die ich, da es an dieser Stelle nun zu lang werden würde, vielleicht nochmal in einem eigenen Bericht thematisieren werde. Es waren wirklich drei wunderbare Tage in Bosnien und Herzegowina, in denen wir auf nahezu nur aufgeschlossene und hilfsbereite Menschen getroffen sind, uns ein paar der hiesigen kulinarischen Besonderheiten zu Leibe geführt haben und uns bei frühlingshaften Temperaturen durch die Straßen trieben ließen. Übrigens: Von den Protesten und dem ,,Bosnischen Frühling“ (in Verbindung zu dem voranstehendem Satz nun irgendwie zweideutig) haben wir so gut wie nichts mitbekommen. Ab und zu mussten wir ein paar andere Wege einschlagen, da die Polizei die Gebiete rund um die Demos abgesperrt hatte, doch ansonsten waren wir in keiner Weise eingeschränkt. Ich habe mich die gesamte Zeit dort sehr sicher gefühlt.
Da Aliena und kulturweit-Mascha am Samstag noch auf eine Abschiedsparty anderer Freiwilliger in Subotica, einem Ort in Serbien nahe der ungarischen Grenze, eingeladen waren, entschlossen wir uns, den Rückweg nach Budapest über Serbien anzutreten. Am nächsten Morgen nahmen wir somit zu unmenschlich früher Stunde den Bus in Richtung Belgrad. Die größte der von uns in diesen Tagen besichtigte und ehemalige Hauptstadt Jugoslawiens. Gegen Mittag kamen wir an und auch Belgrad begrüßte uns mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. Nachdem wir unser Hostel für die nächsten beiden Tage bezogen hatten, welches das mit Abstand bescheidenste auf dieser Reise war, begaben wir uns am Nachmittag zu Fuß in die Innenstadt. Wir schauten uns die Belgrader Burg an und genossen die Aussicht, die man von dort aus über die Stadt hat. Belgrad erschien wieder ganz anderes als die andern drei Städte. Irgendwie eminenter, weitläufiger und lauter. Hat aber, keine Frage, auch seinen Reiz und ist sehr sehenswert. Abends gingen wir auf Empfehlung anderer Freiwilliger als auch ein paar Einheimischer in eine Art Jazz Bar, die sich in einem ansonsten vollkommen leerstehendem und mit Graffiti übersehenem mehrstöckigem Gebäude an der Donau befindet. Ein wiederum außergewöhnlicher und beeindruckender Ort, aus dessen oberen Stockwerken man eine bemerkenswerte Aussicht über Belgrad hat. Neben einem kurzen Besuch in besagter Jazzbar fanden wir uns jedoch irgendwann mit lustigen Serben in diversen Bandräumen wieder, welche sich ebenfalls im Gebäude auf unterschiedlichen Etagen befinden, gemeinsam musizierend, was wahrscheinlich eher weniger nett anzuhören, jedoch umso spaßiger war.. Müsste ich mich entscheiden, würde ich diesen Abend wohl als legendärsten und einprägsamsten der zehn Tage titulieren, über dessen Ereignisse und Wendungen wir am Folgetag noch mehrmals schmunzeln mussten. Am nächsten Mittag schafften wir es gerade so noch zu der um zwöf beginnenden FreeWalkingTour durch Belgrad, auf welcher uns nun eine junge Serbin die wichtigsten und schönsten Ecken ihrer Stadt zeigte. Im Anschluss gingen wir gemeinsam mit anderen Belgrad Touristen, die ebenfalls an der Tour teilgenommen hatten, in ein serbisches Restaurant, das uns von unser Stadtführerin empfohlen wurde und verabredeten uns mit diesen im Anschluss auch für den Abend. Nach dem Erwerb unserer Zugtickets für den nächsten Tag treffen wir und also abends wie vereinbart mit den anderen um in einer der Hauptausgehstraßen Belgrads (,,Kafana“) einen französisch-deutschen Abend in der Hauptstadt Serbiens zu verbringen.
Am nächsten Morgen begeben wir uns zu wiederum viel zu früher Stunde Richtung Hauptbahnhof, um unsere zweitletzte Zugfahrt nach Subotica anzutreten. Und auch hier wieder: Strahlender Himmel und Sonne. Die dort seit einem halben Jahr lebende kulturweit-Freiwillige war so lieb und zeigte uns die Stadt, die mich vom Stadtbild her ein bisschen an das von dort aus nicht weit entfernte Szeged erinnerte. Das ehemals zu Ungarn gehörige Subotica, in welchem auch heute noch etwa die Hälfte der Einwohner Ungarn sind, ist wirklich schön und überzeugte mit Charme. Auf dem Markt wurden wir von den Verkäufern mit ,,Jó napot“ gegrüßt und ich fühlte mich schon fast wieder ,,zuhause“. Am Abend gaben die beiden in der Stadt lebenden kulturweit-Freiwilligen ihre Abschiedsparty, da auch ihr Dienst nach nun einem halben Jahr endet. Nach dem Beginn der Party in einer ihrer Wohnungen, begaben wir uns zu späterer Stunde noch in einen Club, in dem zu typischer Balkanmusik abgegangen wurde und mischten uns unter das feierfreudige Volk. Um kurz vor halb sechs schaffen wir es an diesem „Abend“ ins Bett. Ein gelungener Abschluss einer wunderbaren Reise. Gegen halb zehn heißt es für Aliena und mich dann aber auch schon wieder aufstehen, da wir den einzigen Zug am Tag Richtung Budapest erwischen müssen. Am Ticketschalter kann ich mich endlich wieder auf Ungarisch verständigen und den Großteil meiner noch übrigen serbischen Dinar, die mittlerweile fünfte Währung, die sich in meinem Portemonnaie eingefunden hat, loswerden. Nach nochmal knappen fünf Stunden Zugfahrt kommen wir schließlich am Budapester Keleti Bahnhof an und als ich das für ungarische Bahnhöfe typische Bimmelgeräusch sowie um mich herum wieder hauptsächlich Ungarisch sprechende Menschen höre, mich mit meinem Riesenbackpack Richtung Metro 2 begebe und mir auf dem Weg dorthin noch eben einen Kürtőskalács hole, da fühlt sich es an, wie heimkommen.
Will ich nun eine Art Zusammenfassung oder Schlussfazit ziehen, weiß ich gar nicht so recht, wo ich da anfangen sollte. Vielleicht nur soviel: Diese Reise hat mir drei Dinge sehr bewusst werden lassen. Da wäre zunächst einmal die Erkenntnis, dass spontane und kaum großartig durchplante Backpack-Reisen wahnsinnig spannend sind und verdammt viel Spaß machen. Außerdem lief auch ohne Plan alles äußerst problemlos. Zweitens ist mir wieder mal klar geworden, dass es eine traurige Tatsache ist, dass viele Westeuropäer viel zu wenig über die Staaten östlich von Deutschland und Österreich wissen, oft eine mir unverständliche Ignoranz aufweisen, sich der kulturellen, ethnischen oder auch religiösen Unterschiede nicht gewahr sind und darüber hinaus auch selten und wenn nur begrenztes und oberflächliches Interesse zeigen. Und zu guter Letzt, dass es sich mehr als lohnt, offen und neugierig gegenüber fremden Gebieten und Kulturen zu sein und man ohne großartig suchen zu müssen, irgendwie überall auf Menschen trifft, mit denen es Spaß macht und interessant ist, über die Eigenarten, Kuriositäten, Herausforderungen und (nicht zu vergessen) Schönheit dieses Lebens zu philosophieren.
Alienas Blog: http://kulturweit-blog.de/alienaimwunderland/
Maschas Blog: http://kulturweit-blog.de/woistmascha/author/mascha/
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