Es ist vollbracht!
Weltenbuerger ist glücklich: „Heute, um genau 13.50 Uhr war mein WUNDERWERK endlich fertig! Nach genau 14 Tagen hartem Kämpfen und Schwitzen steht hier eine ganz stolze Anja vor Euch.“
Freiwillige zu Gast bei Freunden
Am Samstagmorgen um sechs Uhr war für Anja die Nacht zu Ende. Warum, könnte man sich jetzt fragen? Was macht die Frau bitte um sechs Uhr morgens an einem Wochenende? Nun ja, ich hatte mir in den Kopf gesetzt, meine erste eigene Reise zu unternehmen, das heißt, ich saß um acht Uhr im Bus nach Olsztynek, das 33 km von Olsztyn entfernt liegt. Für umgerechnet einen Euro ging es auf große Reise und schon 45 Minuten später kam ich an. Ich habe viele masurische Städte gesehen und weiß nicht, was ich so richtig erwartet habe, vielleicht etwas malerisches, schönes kleines mit Holz. Stattdessen bekam ich etwas großes, graues, genannt Plattenbau. Wohin das Auge reicht. Hallo? Wo bin ich denn hier gelandet? Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten hat mir die nette Frau vom Sklep gerne weitergeholfen, allerdings erst, nachdem ich Butterkekse gekauft hatte. Was man nicht alles tut für die bessere Orientierung...
Auf jeden Fall bin ich dann erst mal in eine unglaublich kleine aber trotzdem sehr schöne Kirche gegangen. Danach dachte ich, dass ich doch auch noch etwas für mein Kulturprogramm tun könnte und bin in ein Museum gegangen, dass in meinem Reiseführer nicht einmal verzeichnet ist! Das Museum war klein, nur ein Raum und behandelte die Lebensweise von den früheren Einwohnern Warmias und Mazurs. Dort war zum Beispiel ausgestellt, was die so gegessen haben und was die anhatten. Alles unglaublich interessant. Jetzt aber wollte ich das Museum aufsuchen, das in meinem Reiseführer verzeichnet ist, nämlich Skansen. Das ist eines der ältesten europäischen Freilichtmuseen und wer sich darunter jetzt wenig vorstellen kann, dem geht es genau so wie mir. Was ist denn bitte ein Freilichtmuseum? Die Antwort ist einfach: Statt irgendwelchen Klamotten oder so etwas sind die Ausstellungsgegenstände einfach Häuser und zwar alte Häuser. Fachwerk und alles so etwas war dabei und man kann in fast jedes Haus gehen und sich den Inhalt ansehen, das heißt Photos machen und in jedem Haus ist auch eine Frau, die man fragen könnte, natürlich auf Polnisch.
Anja ist richtig aufgeblüht; so viel zu photographieren! Als ich gerade gehen will, ruft Julia an. Sie war die Woche über in Kaliningrad und steht jetzt vor der Wohnungstür – ohne Schlüssel! Na klasse! Ich renne durch ganz Olsztynek, na ja, so weit musste ich da jetzt auch nicht rennen, nehme den nächsten Autobus nach Olsztyn und komme schließlich viel früher als geplant in Olsztyn an. Aber gut.
Am Abend kommen Nastya und Sergej, ihr Freund. Beide bringen, was wohl, Kaliningrader Kognak mit. Das geht richtig los und um 18 Uhr wird erst mal einer gehoben. Wir toasten uns zu, in Russland geht der dritte Toast übrigens auf die Verstorbenen, und so ist die Flasche leer, bei fünf Leuten auch nicht schwer. Danach wird noch ein bisschen durch die Altstadt gelaufen und so etwas wie eine Touriführung gemacht, weil Sergej Olsztyn noch nicht kennt. Es ist schön, dass Nastya da ist, man sieht sich immer mal, obwohl sie in Sejmi arbeitet, vier Stunden entfernt. So endet dieser Tag in einem leicht angetrunkenen Zustand, aber doch allgemein fröhlich...
Museum und abreisende Freunde
Sonntag mussten unsere Freunde und Besucher dann den langen Heimweg antreten, aber vorher wurde noch einmal in das Schloss gegangen. Drei Mal stand ich schon davor und jedes Mal war das Teil zu! Aber heute sollte es sein! Dann, na ja, nicht richtig Enttäuschung, aber soooo toll war es nun auch nicht. Ein Museum ähnlich dem in Olsztynek, Bilder von irgendwelchen Malern, die kein Mensch kennt und die zudem schlechter malen als mein Zwergkaninchen, und eine Zinnsammlung. Na super, soviel zur Kultur in Olsztyn.... der Turm, das einzig Sehenswerte in dem Schloss, ist geschlossen, wie könnte es auch anders sein...
Eine neue Woche...
...und mein Buch ist bald fertig! Heute werden die letzten Seiten gewaschen und ich muss echt sagen, dass ich es langsam satt habe. Irgendwie freue ich mich schon auf das Nähen. Das wird bestimmt superinteressant! Die letzten Seiten sind schnell gewaschen und gepresst, da wartet auch schon neue Arbeit auf mich: Ein neues Buch, das ich schon am Freitag radiert habe und außerdem eine Karte von Lidzbark Warminski, die auch noch radiert werden will. Toll! Da kommt richtiges Erinnerungsfeeling auf, damals, ich und der Radierer...
Am Nachmittag gehe ich zum Friedhof Swieta Jozefa und besuche als allererstes Kasi. Das Grab sieht immer noch super aus, außer vielleicht den Blättern darauf... Ich bin aber diesmal nicht wegen Kasi hier, sondern weil ich mal eine Kapelle restaurieren will. Diese Kapelle kenne ich schon, ich habe hier schon das Graffiti entfernt. Und für heute soll es Ziegel kitten sein, was unglaublich interessant ist, da man eine dem Ziegel ähnliche Paste bekommt, die man dann in alle Löcher tut. Es wurde Abend und somit auch kalt, mir sind fast die Finger abgefroren, vielleicht weil ich auch etwas zu wenig anhatte. Na gut, aus so etwas lernt man. Am Abend werden Briefe geschrieben und außerdem noch viel geredet, weil Luzyna aus Wroclaw wieder da ist.
Das sieht einfacher aus...
Wie ist es wohl, ein Buch zusammenzunähen? Bevor ich diese Frage kläre, bekomme ich erst einmal meine Bankkarte. Danach muss ich die Seiten ordnen und alle so ineinander stecken, dass sie ein Buch ergeben. Man sollte sie wenn möglich nicht vertauschen oder so, das wird Brühe bei 624 Seiten. Also werden Stapel gemacht: Alle Nummern über 100 auf den einen Stapel, alle über 200 auf den anderen...
Pan Andrzej macht es vor: So näht man ein Buch. Mensch, das ist ja einfach, denke ich da noch. Ja, ja, nachdem ich fünf Mal daneben gestochen habe und letztendlich mehr meine Hand treffe als das Buch, sehe ich doch ein, dass das vielleicht nicht ganz so einfach ist. Man muss immer feste alles zusammenziehen, sonst wedeln die so labberig in der Gegend herum. Und dann wird der Knoten zu locker, du stichst daneben, und am Buchrücken herrscht sowieso Chaos. Tja ja, so einfach ist das Buchbinden doch nicht. Ich bin froh, als ich endlich nach Hause kann und mir die Finger fast abfallen. Aber morgen, morgen kommt der GROSSE TAG!
ES IST VOLLBRACHT!
Heute, um genau 13.50 Uhr war mein WUNDERWERK endlich fertig! Nach genau 14 Tagen hartem Kämpfen und Schwitzen steht hier eine ganz stolze Anja vor Euch, die, sagen wir es mal so, richtig stolz ist! MEIN BUCH IST FERTIG! YUUUUHUUUU! Ich beherrsche mich gerade noch, das ganze Archiv zusammen zu schreien und feiere lieber still meinen Erfolg! Mensch, ist das genial!
Vor Freude aus dem Häuschen muss es nur ein guter Tag werden. Am Abend gehe ich in die Universität, weil ich dort einen Sprachkurs habe. Das ist vielleicht witzig. Dort sind wir mit Italienern und einem Deutschen da und schlagen uns mit Verben und all so was herum.