Es geht dem Ende zu - „Hiányozni fogsz!“
Die letzten Tage in meiner Stelle sind vorbei. Unser Abschlussseminar ist gehalten und zwei Jubiläen sind gefeiert. Was den Abschied schwer macht und was Angela Merkel mit all dem zu tun hat...
In der vergangenen Woche befand sich Budapest im Ausnahmezustand. Grund: das alljährlich stattfindende Sziget-Festival auf der Óbuda-Insel, und somit quasi direkt vor unserer Haustür. Während die insgesamt ca. 400 000 feierwütigen Festivalgänger (von denen gefühlt etwa die Hälfte Holländer waren), die Stadt durchströmten, den Erzsébet Tér besetzten und meine HÉV voll saßen, hieß es für uns, sich im Rahmen des Schlussseminars und zweier Jubiläen, langsam mit dem Gedanken anzufreunden, eben diese Stadt bald verlassen zu müssen.
Die letzte Zeit in meiner Stelle gestaltete sich ruhig und dennoch ereignisreich. Seit Juli gab es eine weitere Freiwillige, die aus dem ungarischen Teil Rumäniens stammt und während ihres Studiums nun für drei Monate bei den Maltesern in Budapest arbeitet. Zusammen mit Krisztina, so ihr Name, habe ich viel mit den Kindern, die Ferien und somit viel Zeit hatten, unternommen. Es wurden Blumenbeete gepflanzt, Bastelstunden gehalten und Mini-Olympiaden veranstaltet. Da ich den August bereits anderweitig verplant hatte, hieß es dann schon am 31. Juli Abschied nehmen. Auf einer kleinen Feier mit Kuchen, Melone und einem genialen Abschiedsgeschenk (T-Shirt mit der Aufschrift „I speak Hungarian. What is your super ability?“), haben mich meine Kollegen sehr herzlich verabschiedet. Insbesondere der Abschied von Reni, meiner Mentorin, fiel schwer. Innerhalb der vergangenen elf Monate war sie eine wirklich wichtige Bezugsperson und über unsere zahlreichen Gespräche hat sich eine Freundschaft entwickelt, die wir hoffentlich auch über dieses Jahr hinaus weiter pflegen können. Als eine der Köchinnen sogar anfing zu weinen, war ich wirklich gerührt und mir ist umso bewusster geworden, dass ich, vor allem jetzt am Ende, meinen eigenen Platz in der Gruppe fest inne hatte und dass es wahrscheinlich keine Heuchelei war, als ich bei den Abschiedsumarmungen ein paar mal die Worte „Hiányozni fogsz“ zu hören bekam. Ihr werdet mir auch fehlen!
Nach einer zehntägigen Reise durch Rumänien, fand in der vergangenen Woche dann, eben zeitgleich zum Sziget, unser Abschlussseminar statt. Das gemeinsame Zurückblicken und Reflektieren auf das fast vergangene Jahr war für uns alle ein sicherlich guter und wichtiger Abschluss. Doch, da waren wir uns einig, wirklich alles verstehen und erkennen, was uns dieses Jahr in seiner Gänze erbracht hat, das werden wir erst in eventuell noch ferner Zukunft. Zu schnell vergangen die letzten Wochen und Monate und zu gering der Abstand zum Erlebten, als dass wir schon bestimmt sagen könnten, in welcher Weise wir genau von dem Abenteuer EFD profitiert hätten. Dennoch steht fest: profitiert haben wir uns es ist ganz höchstwahrscheinlich ein Profit, von welchem wir noch Jahre oder gar Jahrzehnte zehren können.
Des weiteren feiert der Ungarische Malteser Hilfsdienst in diesem Jahr 2014 sein 25 jähriges Jubiläum. Zu den am 14. August stattgefundenen Feierlichkeiten wandte sich sogar die Bundeskanzlerin höchstpersönlich mit einer Videobotschaft an die versammelten Gäste. In dem zweieinhalb minütigen Grußwort lobte Frau Merkel ebenfalls den über deutsche als auch ungarische Freiwillige stattfindenden Austausch (Minute 1:34). Mal eben indirekt von der Kanzlerin gelobt worden...wer hätte damit gerechnet! Neben diesem Jubiläum feierten wir, zusammen mit ehemaligen Freiwilligen aus Ungarn und aus Deutschland, Vertretern deutscher Partnerorganisationen und diverser anderer Persönlichkeiten am 15. August noch das 20 jährige Freiwilligendienst-Jubiläum in Dunabogdány. Neben sehr viel Torte und Pogácsa gab es einen interessanten Austausch zwischen aktuellen und ehemaligen Freiwilligen, als auch die Entstehungsgeschichte des Freiwilligenprogramms über die Malteser von Frau Judit Muskovszky, die das Programm damals ins Leben rief.
Nach der Reise, unseren Seminartagen und der Feierei bin ich nun froh, mich innerhalb dieser Woche noch besonnen und in aller Ruhe von der Stadt, die ich in mein Herz geschlossen habe und die immer irgendwo ein Stück weit „Zuhause“ bleiben wird, verabschieden zu können. Jedoch ist auch das gar nicht so einfach, wenn viele Überlegungen schon längst wieder um die unmittelbar vorstehende Zeit kreisen, man sich mit elendigen Angelegenheiten wie Wohnungssuche und Semestergebühren beschäftigen muss. Doch die Einschreibung ist raus, der nächste Schritt so gut wie gegangen. Von daher: noch acht Tage, um Budapest in vollen Zügen zu (er)leben.
Videobotschaft Angela Merkels:
https://www.youtube.com/watch?v=ZKJe6M79xZQ