Erster Besuch in Szekszárd
Bereits csillags Anreise zu ihrem Vorbereitungstreffen in einem kleinen, ungarischen Dorf in der Nähe von Szekszárd barg schon ein kleines Abenteuer in sich. Kaum angekommen, fühlte sie sich, wie erwartet, direkt heimisch. Bei ihrer wiederum abenteuerlichen Rückfahrt traf sie neben zwinkernden Schaffnern auch noch einen netten Amerikaner.
Hello again!
Letztes Wochenende war es endlich soweit. Das Vorbereitungstreffen, das meine Aufnahmeorganisation in Ungarn vorgeschlagen hat, fand statt. Ich sollte einen Einblick in meine Arbeit, in mein Umfeld und überhaupt in das dortige Leben bekommen. Der Einladung zufolge sollten sich mehrere Jugendliche, die entweder grad einen Europäischen Freiwilligendienst machen oder schon gemacht haben, in einem kleinen Dorf (Szálka) unweit von Szekszárd treffen.
Bereits die Hinfahrt mit dem Bus und später mit dem Zug war abenteuerlich, nicht nur wegen der vielen Bekanntschaften, die ich schloss. Nachdem ich in Budapest mit mehreren Spaniern, Portugiesinnen und Italienerinnen gefrühstückt hatte, beschloss ich, allein weiterzumachen und meinen Zielbahnhof zu finden.
Dort angekommen, stieg ich in den Zug, der mich sicher nach Szekszárd bringen sollte. Doch die Frau am Ticketstand hat, statt Szekszárd, Sarbogárd verstanden. Im Zug fragte ich sogar noch eine Dame, ob dieser denn wirklich in Szekszárd anhalten würde und sie nickte. So schlief ich beruhigt ein...
Bis ich im leeren Zug in Pécs erwachte. Ich kenne diesen Bahnhof ziemlich gut, aber wie man von dort nach Szekszárd kam, wusste ich nicht. Nach vielem hektischen Hin und Her erwischte ich das richtige Fortbewegungsmittel und fuhr zwei Stunden im Stehen zurück nach Szekszárd. Zur Erklärung: Der Zug hat nicht nur nicht in Szekszárd gehalten, sondern ist noch etwa fünfzig Kilometer weiter südlich gefahren.
Dort angekommen traf ich das erste Mal auf meine zukünftige Mitbewohnerin Valerija. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Zuerst zeigte sie mir die Wohnung, die nicht luxuriös, aber doch annehmbar und ordentlich war. Ich ließ ein wenig Zeug da und dann ging es auch schon zum Kulturzentrum.
Dieser Ort ist sozusagen der Sammelplatz aller Freiwilligen und auch eine Art Jugendzentrum. Ich traf alle meine zukünftigen "Kollegen" und auch meine Chefin und meine Mentorin. Alles hat mich sofort beeindruckt und ich fühlte mich heimisch. Als ich dann ein paar wenige Sätze Ungarisch sprach, war es um mich geschehen. Die Freundlichkeit, die Leichtigkeit des Lebens, alle Merkmale der ungarischen Mentalität, sind mir seit vielen Jahren so vertraut, dass ich sie sofort aufnahm und mich wie zu Hause fühlte (was Ungarn für mich auch ist). Später am Nachmittag gingen wir dann nach Szálka, wo wir kleine Bungalows bezogen.
Ich bin eine von fünf Freiwilligen. Mit mir zusammen arbeiten im und um das Kulturzentrum noch Stefano (aus Italien), Pablo (aus Spanien), Hans (aus Holland) und Valerija (aus Schweden). Mit allen habe ich mich ausgezeichnet verstanden und auch mit den Helfern und dortigen Freunden der anderen. Das Wochenende verbrachten wir mit Spielen und Diskussionsrunden. Auch Baden und Grillen standen auf dem Programm. Abends gingen wir oft in eine Csárda und genossen die letzten, kühlen Stunden des Tages.
Neue Wörter haben sich sofort in meinem Kopf festgesetzt und ebenso auch Namen und Besonderheiten meiner Mitmenschen. Am Sonntag musste ich wieder fahren, doch vorher besichtigte ich noch die Wohnung der Jungs und überhaupt noch ein paar Teile der Stadt. Zu meinen "Vergünstigungen" zählen: freies Internet (zum Kulturzentrum, was zwei Minuten von meiner Wohnung entfernt ist, gehört ein Internetcafé), kostenlos Kino (ebenfalls im Kulturzentrum vorhanden), freier Eintritt in Museen und zu Festspielen (zum Beispiel Jazzkonzerte), und noch mehr. Ich kann mich also wirklich nicht beschweren. :-)
Die Rückfahrt sollte noch viel stressiger werden als die Hinfahrt. Nicht zuletzt deswegen, weil ich seit Tagen nicht geschlafen hatte. In Budapest-Kelenföld (einem Bahnhof) angekommen wollte ich mich vergewissern, dass meine Informationen stimmten und habe eine Ticketverkäuferin gefragt, ob hier wirklich der Zug nach Praha hält. Sie weigerte sich, mit mir Deutsch, Englisch, Russisch oder Ungarisch zu reden und ließ mich per Stift und Zettel wissen, dass ich zum anderen Bahnhof der Stadt, namens Keleti müsse.
Also bin ich losgehetzt. Dort angekommen sah ich schon den Zug stehen und las auf der Abfahrtstafel bereits, dass er schon zu spät war und jeden Moment starten musste. Ich hatte also nicht, wie erwartet, noch Zeit, ein Ticket zu kaufen. So schnell ich konnte bin ich also in den Zug gestiegen, nachdem mir der Lokführer versicherte, dass ich auch drinnen ein Ticket lösen könnte.
Der erste Schock war der: Der Zug hielt in Budapest Kelenföld. In dem Bahnhof, den ich Hals über Kopf verlassen hatte und weswegen ich beinahe meinen Zug verpasst hätte. Als ich den Schaffner traf, verlangte er weit mehr Geld als nötig – aufgrund des Zuschusses, den ich zu zahlen hatte, da ich ja schon im Zug war. Als er mein erschrecktes Gesicht sah, nahm er nur etwa Dreiviertel des Preises und zwinkerte mir zu. Froh über diese Freundlichkeit realisierte ich zu spät, was das bedeutete. Er steckte sich das Geld in seine eigene Tasche und stellte mir kein Ticket aus...
Doch ohne Ticket war ich gezwungen an jeder Grenze und bei jedem Schaffnerwechsel auszuharren und zu beten, dass man meine Forint annehmen und nicht all mein Geld verschlingen würde. Denn aufgrund sinnloser Geldwechselaktionen und zu häufigem Hin-und-Hergefahre mit Bus und Bahn war ich knapp bei Kasse.
Die Nacht verbrachte ich hellwach. Unter anderem auch deshalb, weil ich einen Amerikaner, der ebenfalls nach Dresden wollte, traf. In Prag angekommen, gab er mir einen Kaffee aus, den ich total nötig hatte, denn ich hatte weder Geld noch ein richtiges Ticket (mir ist dreimal von verschiedenen Schaffnern zugezwinkert worden...ähm... ja). Ich war ihm also schlussendlich sehr dankbar, dass er mir sein Ticket gegeben hat, als wir in Dresden ankamen. Denn das brauchte ich, um von meiner Organisation in Ungarn die 70% der Reisekosten erstattet zu bekommen.
Heute habe ich von meiner Sendeorganisation In Via Dresden bestätigt bekommen, dass mein Antrag bei der EU bewilligt worden war.
Es sind noch elf Tage. Und dann kann ich endlich richtig hinfahren und meine Zeit dort genießen. Ich bin schon total aufgeregt und kann es kaum noch erwarten. Gestern habe ich meine zufrieden stellenden Abiturergebnisse erhalten. Am Montag habe ich noch eine Prüfung in Latein und dann bin frei...:-)
Liebe Grüße von der Verkehrspezialistin!
Katha