Erste Male
Wenn man in einem anderen Land lebt, einen Freiwilligendienst macht oder in irgendeiner anderen Weise eine große Veränderung durchlebt, ist alles voll von ersten Malen.
Hier in Spanien zu sein und das erste Gespräch nur auf Spanisch zu führen ist aufregend und fühlt sich sehr gut an, dann ist da das erste Treffen mit den Mitbewohnern, der erste Tag in der Arbeit, das erste Mal Regen, das erste Mal Strand.
Alles ist voll davon. Alles ist aufregend, hat Nervenkitzel und macht aber auch eigenartig stolz.
Man denkt wahrscheinlich noch etwas darüber nach und freut sich, dass dieses erste Mal so gut gelaufen ist. Der Nervenkitzel, der am Anfang noch sehr konzentriert ist, verläuft sich ein bisschen, man findet seinen Platz, aber es gibt immer noch einige erste Male: Das erste Treffen mit „Einheimischen“, das erste Mal die Heckenschere nehmen dürfen und nicht mehr zu rechen, das erste Mal in diesem Restaurant oder jener Bar.
Ein erstes Mal von etwas zu haben, dieses gewisse Gefühl ist typisch für die Anfangswochen. Einfach alles macht man zum ersten Mal. Der Nervenkitzel, der so im Bauch nachhallt, den fühlt man jeden Tag ein wenig.
Plötzlich ist man aber nicht mehr in den Anfangswochen. Und ganz kleinlaut meldet sich ein anderes Gefühl an: Ohne es zu merken, bin ich die ganze Zeit schon abends, trotz der Geräuschkulisse einer stark befahrenen Kreuzung und stark kinderreichen Nachbarn, immer eingeschlafen. Beim ersten Mal nämlich dachte ich, es würde wohl nie klappen. Das zu merken, fühlt sich ganz anders an. Da ist kein Nervenkitzel, das ist ganz ruhig und ich hätte es fast nicht gemerkt. Und dieses Gefühl gefällt mir besser! Es kommt weniger aufgeregt daher, aber dafür steht es sicherer auf beiden Füßen. Da ist kein „wie wird es wohl das nächste Mal, morgen oder in ein paar Wochen sein?“. Da ist nur ein „Hey, jetzt sehe ich schon die dritte Woche jeden Morgen den Sonnenaufgang“. Ist das nicht schön, nicht sogar fast schöner als die Aufregung?
Es geht vielleicht nicht um Routine, es geht nicht um Alltag, sondern um die kleinen Freuden, die es macht, zu sehen, man muss nicht mehr aufgeregt sein. Man muss es nicht mehr zum ersten Mal machen, nicht mehr probieren, sondern es klappt einfach. Und das ist gut so.
Das erste Mal Radio lief übrigens super, wir nehmen es jeden Freitag auf und bei diesem Link kann man dann die Audiodateien finden und anhören:
http://www.ivoox.com/podcast-sve-2015-2016-las-nueve-nuevas_sq_f1254404_1.html