Erste Eindrücke
Nach beschwerlicher Reise aufgrund leichtem Übergepäcks, wurde Amselle herzlich von den Quesadas empfangen. Die Akklimatisierung an spanische Zeiten und den veränderten Rhythmus des Lebens: kein Problem für Amselle.
Hui, wie die Zeit vergeht, jetzt bin ich nun schon seit drei Tagen hier und habe soviel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen. Na, am besten chronologisch:
Die Reise
Eine liebe Freundin brachte mich und mein mordsmäßig schweres Gepäck zum Bahnhof, da meine Eltern und Brüder allesamt wegen Urlaub, Uni oder sonstigem außer Haus waren. Mit dem EC ging es dann erstmal nach Stuttgart, an den Hauptbahnhof, wo mir die ersten Zweifel kamen, ob es wirklich so gut gewesen war, derart viel Gepäck mitzunehmen... Der Umstieg in die S-Bahn zum Flughafen war im wahrsten Sinne des Wortes ein Kraftakt, den ich auch am Tag danach noch in Schultern und Nacken spürte... (Rucksack, Wanderrucksack mit Isomatte, Tasche mit Magazinen, ein riesiger Koffer).
Nun gut, glücklich geschafft kam ich dann endlich am Flughafen an, fand nach einigen Wirrungen auch mein Terminal und hatte obendrein noch das Glück, eine sehr verständnisvolle Check-in-Angestellte erwischt zu haben. „ Ääääh, hmmm, ich hätte da ein kleines Problem, ich verreise für zehn Monate nach Madrid und, hmmm, habe eventuell zu schwere Koffer dabei.... *schiefgrins* Sie nahm es anstandslos hin (immerhin so 12 Kilo Übergepäck) und fragte dann noch lächelnd: „Erasmus“? Mein Flug war angenehm, bis auf die zu kalte Klimaanlage. Und außer sehr langer Wartezeit am Gepäckband in Barajas (Flughafen von Madrid) gab es nichts zu beklagen.
Die Gastfamilie
Carlos und seine Mutter Pilar fanden mich gleich im Gedränge der ankommenden Reisenden und schwupp, alles im Auto verstaut, ging es auch schon auf den Nachhauseweg, wo Angel, sein Vater schon wartete. Hatte ich vorher noch die Klimaanlage verflucht, so war sie im Auto ein Segen, denn als erste Begrüßung schlägt einem hier in Spanien wohl die Hitze entgegen.
Es ist echt beeindruckend, wie heiß es hier Anfang September noch ist. So heiß, dass ich nachts nicht schlafen kann. Zumindest nicht gut einschlafen: etwa 31ºC – 40ºC, je nachdem, ob Schatten oder Sonne. Dementsprechend waren hier die Felder, die ich aus dem Flugzeug gesehen habe, auch wahlweise braun, gelb oder ocker.
Nun ja, was soll ich sagen, alle Quesadas sind super nett (mhm, eigentlich hat jedes Familienmitglied einen anderen Doppelnachnamen - das ist normal hier in Spanien, aber da ich nicht alle kenne, sag ich einfach nur „Quesada“), so bin ich froh, eine erste spanische Anlaufstelle gefunden zu haben. Natürlich ist es toll, eine Stadt wie Madrid von Einheimischen gezeigt zu bekommen. Allerdings ist es eben so heiß, dass wir kaum größere Ausflüge oder derartiges machen können, die wir dann aber im Winter nachholen. (Toledo, Segovia) *freu*
Ich bin eigentlich ganz froh darüber, weil ich viele Museen und andere Sehenswürdigkeiten schon in der elften Klasse bei einer Studienfahrt besucht habe, dafür aber die Stadt selber, also die Menschen und das Leben, nicht wirklich kennen lernen konnte. Dazu kommen dann noch die vielen neuen Eindrücke und die Sprache, die mich beschäftigen, sodass ich gar nicht mehr aufnahmefähig für anderes bin.
Apropos Sprache: mit dem Spanischen habe ich eigentlich keine Probleme, weil ich es fünf Jahre bis zum Abi (schriftlich) in der Schule hatte. Eine wunderschöne Sprache, wie ich finde. Vor allem, weil sie niemals nervt, wie mich manchmal Französisch (vor allem im Radio). Natürlich schnappe ich hier trotzdem jeden Tag viiiiele neue Wörter auf, sodass ich jetzt angefangen habe, sie alle in einem Notizbuch festzuhalten. Sonst sind sie einfach schnell wieder weg, auf Grund der neuen, die unweigerlich kommen.
Madrid
Grandiose Stadt, absolut! Kein wenn und kein aber! Ich fühle mich hier pudelwohl und davon können mich weder die irren Autofahrer, noch der allgemein immer erhöhte Lärmpegel abhalten. ;) Nein, wirklich: ich, die aus einer ruhigen deutschen Kleinstadt kommt, bin das, was hier abgeht, natürlich nicht gewohnt. Überall ist Leben, zu jeder Tages und Nachzeit – selbst um 3.30 Uhr nachts sind die Strassen in der Innenstadt noch voller Autos. An den Ampeln tummeln sich Fußgänger und die „buos“ – Nachtbusse (die Metro schließt spätestens um 1.00 Uhr) sind gerammelt voll.
Die Spanier sind einfach das feierfreudigste und nachtaktivste Volk Europas, das wurde mir schon vor zwei Jahren während eines zweiwöchigen Austausches in Sevilla klar. :) Nein wirklich, weder Italiener, noch Griechen, noch Türken können da mithalten.
Meine Gastmutter erzählte mir denn auch, dass die Spanier anderthalb Stunden weniger schlafen als der europäische Durchschnitt. Carlos ist hierfür ein Musterbeispiel. Er war vorgestern mit mir bis 4.30 Uhr unterwegs und gestern bis 2.30 Uhr, als ich schon selig daheim schlummerte (ich war nach dem Tag gestern so fertig, dass ich nicht mehr mit auf die Pirsch bin). Trotzdem steht er mit mir auf (gegen 10.00 oder 11.00 Uhr), macht grundsätzlich keine Siesta... Ich dagegen schon. Ich schlafe hier ziemlich viel. Hmmmm.... beneidenswert, aber gut, vielleicht schaffe ich das ja auch irgendwann mal?