Endlose Seminare
Parties, Abende an der Bar, Freigetränke und sogar einige Inhalte der Seminare fand Rattentod super. Übrigens weiß er nun auch, was man bei H&M kaufen muss, um Frauenherzen höher schlagen zu lassen.
Aaaah, ist der letzte Eintrag lange her. Wenn euch der hier deswegen zu lang ist - mir doch egal.
Ich glaube, ich fange mit der Woche meines Geburtstages an. Da war hier eine große Eröffnungsparty eines neuen Projekts. Zuerst hieß es, dass wir ein (!) Zelt aufbauen sollten. Vielleicht ein Missverständnis? Klingt schließlich fast genauso wie "sechs Zelte und eine Bühne aufbauen, ein 20-Tonnen-Zelt tragen, Elektroanlagen verkabeln, eine Million Milliarde Luftballons auffüllen und Getränke ausgeben".
Immerhin war für die Ballons Helium bereitgestellt. Dieses Zeug, von dem man EINE SO HOHE STIMME BEKOMMT. Haben wir natürlich die Finger von gelassen... "Lonely, I am so lonely..." Äh, ja.
Gestern gab es noch eine nette Karte von den Veranstaltern. Aber das Beste war eigentlich, dass die alles einen Tag später abgebaut haben als geplant – da waren wir leider, leider nicht mehr in Amsterdam. Es ging nämlich auf in das... sagen wir mal "beschauliche" DeGlind. 200 Einwohner? Kaum mehr.
Diese YMCA-Hotels haben ein recht interessantes Konzept. Essen ist super – Gott sei Dank. Räume sind zwar klein und recht spartanisch eingerichtet, aber angenehmer als die Massenabfertigungen in den Jugendherbergen. Nur haben wir uns ab und zu gefragt, ob die durchschnittlichen Gäste generell kleiner sind als 1,70 m (Bettenlänge).
Die nächste Überraschung beim Abendbrot. Es gab Getränkekärtchen, auf denen wir jeden Abend an der Bar eintragen lassen sollten, was wir trinken. WTF?! Sollte etwa wirklich kontrolliert werden, was wir in den einsamen nächtlichen Stunden so in uns hinein kippen?
Gut, das könnte sogar die ursprüngliche Intention gewesen sein. War uns aber schon vier Sekunden später völlig egal, als es "zwei Freigetränke pro Tag" hieß.
Dafür lasse ich mich doch gerne bespitzeln. Sehr generös. Dementsprechend war die Gruppe fast jeden Abend geschlossen an der Bar. Reden, tanzen, komische holländische Spiele spielen – und Freigetränke ausnutzen + Kärtchen füllen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
Oh, bevor ich das vergesse: Natürlich waren auch die Seminarinhalte interessant. Und ansprechender als erwartet. Das mit den vier Lebensdimensionen muss ich zwar in einer stillen Minute noch mal nachlesen und –vollziehen.
Und ich bin immer noch kein Freund davon, jede Lektion in eine Metapher zu verpacken. Aber ansonsten: Spaßig, nette Ideen, Raum für Auseinandersetzung mit den eigenen Befürchtungen, Erwartungen und Zielen.
Nette Fahrradtour nach Amersfoort – "move b*, get out the way". Und ich liebe die Holländer für ihre regelmäßigen Kaffeepausen – wenn das überhaupt typisch ist? Wayne, KEKSE! I did it all for the cookie.
Muss mal meine Mitbewohnerinnen fragen, ob ich das Video unseres unglaublich trashigen "Team Iain"-Auftritts während des kulturellen Abends hochladen darf.
Rosa Shirts (der Nachteil bei fünf Mitbewohnerinnen), Küsschen (der Vorteil bei fünf Mitbewohnerinnen), ausgefuchste Choreographien und unsterbliche Texte.
Nach vier Tagen ohne ausreichende Schlafphasen hatten wir eigentlich genug. Wenn da nicht noch ein Sprachkurs gewesen wäre. Also auf in den Bus und nach Utrecht, zum Hauptquartier der protestantischen Kirche in den Niederlanden.
DREI Freigetränke pro Abend, eine Steigerung von 50%. Wenn das so weitergeht, wird unser letztes Seminar verdammt lustig. Pardon, es gibt natürlich auch andere Sachen von dort zu berichten.
Ein BBQ zum Beispiel. Genaugenommen das der Mitarbeiter des besagten Hauptquartiers. Man meinte, wir sollten einfach vorbeikommen, ein bisschen Fleisch brutzeln, mit wichtigen Leuten reden und vielleicht das eine oder andere Bier trinken.
Haben wir auch alles ganz brav gemacht. Viele freundliche Menschen dort, sehr entspannt, sehr locker. Tänzer darunter. Und passionierte Fleischdiebe, die mir mein Bratgut vor der Nase wegschnappen. Um es zu retten, wie sie sich zu verteidigen versuchten. Tststs.
Nach dem einen oder anderen Kilo Fleisch (irgendwo sollen auch Salate gewesen sein, aber die habe ich wohl übersehen), einigen interessanten und weniger interessanten Gesprächen sowie – wie sollte es anders sein – dem einen oder anderen Kasten Bier und einigen Jives haben wir uns dann verkrümelt.
Irgendwie waren zu diesem Zeitpunkt schon 2/3 der Gäste gegangen – und die Freiwilligen trieben sich immer noch in den Zelten rum. Als wohlerzogenen Personen haben wir das natürlich erkannt. Also auf in die Innenstadt und einen Club suchen – wohlgemerkt nach den uns immer noch zustehenden drei Freigetränken an der Bar.
Die nicht anzunehmen wäre doch unfreundlich gewesen, oder?
Irgendwann war sogar dieser dreitägige Sprachkurs vorbei. Das Schlafdefizit hatte bedrohliche Ausnahme angenommen. Welcher Unmensch denkt sich auch Frühstückszeiten à la 07:30 Uhr aus, wenn unser Unterricht erst um 10:00 Uhr beginnt? Und erzählt dann Horrorgeschichten von wegen "wer zehn Minuten zu spät kommt, kriegt nichts mehr"?!
Wer wie von Furien gehetzt um fünf nach halb acht auf der Matte stand, könnt ihr euch wohl denken. Todmüde.
Doch man lebt bekanntlicherweise nur einmal. Und Julia, eine unserer Freiwilligen aus Den Haag, hat auch nur einmal im Jahr Geburtstag – knapp zwölf Stunden später. So richtig die Energie für eine große Party hatte aber keiner mehr.
Lebendig wurden wir erst am nächsten Morgen, als es in Richtung des großen Marktes ging. Was für Schnäppchen, was für Spannung, was ein Spaß – für Frauen. Unglaublich anstrengend für den Rest, soll heißen: für mich. Spaßig war es trotzdem.
"Sieh mal, ich kann es absolut nicht gebrauchen, aber es hat nur die Hälfte gekostet!" Hey, wow. Ich weiß jetzt übrigens, was man bei H&M kaufen muss, um Frauenherzen höher schlagen zu lassen. Vor allem, wenn man sich selber darüber freut. Fünf Euro pro Auskunft, so läuft der Deal.
Fazit: Seminare mit den anderen Freiwilligen sind super, Sprachkurse mit den anderen Freiwilligen sind super, Leute in den Niederlanden besuchen ist super.
MKB
PS: "Schade Deutschland, (chr)alles ist vorbei, (chr)alles ist vorbei, (chr)alles ist vorbei!" Vor'm Club. Hatte aber einen guten Rhythmus. Bap-BappBapp.
PPS: Heute hat mich ein Tourist nach dem Weg gefragt. Wahahahaha!