El Camino - Der Weg
Jakobsweg: Von Portugal nach Santiago de Compostela
Auf dem Jakobsweg suchen jedes Jahr Tausende nach einer Auszeit vom Alltag, einer Herausforderung, religiöser oder spiritueller Erkenntniss oder den schönsten Ecken (Nord-)Spaniens. Welche Motive auch dahinterstehen, auf dem bekanntesten der vielen Wege, die nach Santiago führen, dem Camino Francés, werden die Hoffnungen oft nicht erfüllt. Zu viele Pilgerer und überfüllte Herbergen stören die Ruhe, die so viele suchen. Eine Alternative: der Camino Português! Viele beginnen in Porto, manche auch schon in Lissabon, wer nur eine Woche Zeit hat läuft von Tui aus.
Tui ist ein kleines Städtchen, nur eine Flussüberquerung von Portugal entfernt. Von dort aus führen sechs Etappen zum Ziel, die zwischen 16 und 25 km lang sind. An jedem Etappenziel gibt es eine offizielle Pilgerherberge, die 6 Euro kostet und in der man, wenn man den Weg nicht gerade in der absoluten Hochsaison läuft, problemlos einen Schlafplatz bekommt. 20 Betten im Zimmer, um zehn muss man in der Herberge sein und morgens um acht wieder draußen, es ist kein Luxus, aber eine besondere Atmosphäre und eine Erfahrung wert. Der Weg führt durch Wälder, Wiesen und Dörfchen aber auch durch einige wenige Städte, z.B. das wunderschöne Pontevedra, das direkt an einem Meerausläufer liegt.
Wem der portugiesische Jakobsweg immer noch zu voll ist, der hat in Pontevedra die Möglichkeit, auf den Camino Epiritual abzubiegen, der näher an der Küste entlang läuft und aus drei Etappen des normalen Weges vier Etappen macht. Dort trifft man kaum noch Pilgerer, der Weg verläuft seltener auf Asphalt und trotzdem sind ausreichend Herbergen und Wegweiser vorhanden. Der Legende nach ist es die originale Route, auf der die Gebeine des Apostels Jakob nach Santiago gebracht wurden.
Eine Etappe vor Santiago vereinen sich die beiden Wege wieder und man läuft gemeinsam in die Stadt ein. Das Gefühl des Ankommens ist Euphorie, Stolz und Erleichterung zugleich. Auch Wehmut schwingt mit, den Weg zu beenden erinnert an das Gefühl den letzten Satz eines guten Buches zu lesen. Wer den zweiten Teil des Buches lesen will, der hat die Möglichkeit von Santiago "bis ans Ende der Welt" zu laufen. Weitere 80km Jakobsweg, die einen umgekehrt gelaufen an die Westküste bringen, wo früher tatsächlich das Ende der Erde vermutet wurde.
Oder aber man erfreut sich an der Stadt, auf die man so lange zugelaufen ist. Klassischerweise umarmt man die Statue des Jakobus und besucht die Pilgermesse. Fast alle Pilger holen sich außerdem die offizielle Pilgerurkunde ab, die Compostela. Ob man danach nochmal klassisch nordspanisches Essen isst (am allerwichtigsten Krake), in einem der vielen Parks eine Siesta einlegt oder sich lieber der Fiesta widmet hängt vom Pilgerer ab.Die sind nämlich so unterschiedlich wie ihre Motive: Gruppen von spanischen Studenten und Studentinnen, alleireisende junge Frauen aus Deutschland, Vater mit Sohn aus Polen, Wandergruppen aus Österreich, Grosfamilien aus Uruguay, Sportler aus Portugal, Pärchen aus Australien, es gibt viele interessante Menschen mit noch mehr interessanten Geschichten.
Und viele, die man trifft, machen den Jakobsweg nicht zum ersten Mal, denn da sind sich alle einig: Wer einmal auf dem Jakobsweg war, den lässt der Wunsch nicht los, eines Tages zurückzukommen.
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