Einmal Wochenende und zurück
Mit jedem Tag in Griechenland fühlt sich die_anne ein Stück weit wohler. Und auch ihr Heimweh scheint langsam weniger zu werden. Dennoch tut es gut, manchmal noch ein Stückchen Heimat zu haben. Und wenn es nur ein deutscher Joghurt ist...
Mein erstes Wochenende in Athen ist also vorbei. Es ist auch das vorvorletzte - sofern ich richtig gerechnet habe, denn bald geht es nach Lechena. Das Heimweh ist etwas besser geworden. Langsam kenne ich mich in der Gegend um unsere Wohnung herum aus, weiß, wie lange die Metro bis zu welcher Station fährt und verstehe sogar in etwa jedes vierundzwanzigste Wort, wenn jemand redet.
Ich verstehe mich wunderbar mit Elodie - nur meine Witze versteht sie oft erst, wenn ich sie auf Französisch zusammenstammle. Am Samstag waren wir mit Nitsa vom Fair Trade Shop auf einem Antirassismusfestival mit guter, aber gewöhnungsbedürftiger Musik und fantastischem Essen. Wir haben Sudanesisch gegessen – So etwas wie Totilla mit Gemüse, Bohnen, gebratene Bällchen, die innen grün waren und eine sehr leckere Soße, die ich gar nicht beschreiben kann. Fantastisch. Solltet Ihr mal probieren, wenn ihr die Chance dazu habt. Es war eine wirklich gute Atmosphäre auf dem Festival und jeder hat Englisch gesprochen.
Es gab eine Gruppe auf dem Festival, die viele Leute daraufhin angesprochen hat, ob sie nicht ihre Entspannungs-CD für zwei Euro kaufen möchten. Elodie hat die CD gleich am Anfang gekauft, welch Glück, denn wir wurden noch dreimal von anderen „Bandmitgliedern" angesprochen. Einer war Deutscher und hat mir verklickert, dass die Gruppe auch Hare Krishna Zentrum in Athen hat... Abends haben wir in die CD reingehört und sie für nicht gut befunden. Seitdem liegt sie unter Elodies Bett.
Die Rückfahrt vom Festival war ein kleines Abenteuer. Erst kam der Bus nicht, der uns zur Metro bringen sollte, dann hat er nicht an der Metrostation angehalten, sodass wir in irgendeinen Bus gestiegen sind, den Busfahrer gefragt haben und dann endlich an der Metrostation angekommen sind. Nur ist es in Athen nun aber so, dass die letzte Metro um Mitternacht fährt, und wir waren um kurz nach Mitternacht an der Station und mussten noch einmal umsteigen, sodass wir schon Angst hatten ein Taxi nehmen zu müssen.
Glücklicherweise fuhr noch eine Metro. Die zweite Metro schien wirklich die allerletzte zu sein, denn sie war so voll, dass man sich gar nicht mehr festhalten musste, denn es war einfach kein Platz zum Umfallen. So kamen wir gegen 1 Uhr nachts zu unserem Haus und mussten feststellen, dass der Lichtschalter im Flur wahrscheinlich auch ab 24 Uhr Feierabend hat.
Am Sonntag haben wir dann um 13:30 Uhr gefrühstückt und haben in der Wohnung noch ein bisschen die Klimaanlage bewundert, denn es war einfach viel zu heiß, um nach draußen zu gehen. Später sind wir dann nach Monastiraki gefahren um uns die altehrwürdigen Steine Athens von weiten anzusehen. Trotz Sonnenhut, Sonnencreme und Schatten war es einfach viel zu heiß. Heute habe ich Wasser aus dem Wasserhahn getrunken, wie es alle Athener und auch Elodie seit Tagen tun und es meinen Informationen zufolge auch überleben. Für meinen Geschmack riecht es ein bisschen zu sehr nach Schwimmbad.
Ach, was mir aufgefallen ist: Athen macht es seinen Besuchern sehr leicht, ein bisschen alternativ zu werden. Das hat man schon an Aurore und Joana bemerkt. Überall sind Läden mit alternativem Schmuck, den man übrigens prima in Dreads einflechten kann, wie Nitsa bewiesen hat. Und überhaupt sehen viele junge Leute etwas öko-alternativ aus. So ist wird der senegalische Verkäufer schnell mal einen Ring an mich los und wenn ich schon eine neue Tasche für meine Griechischbücher brauche, warum nicht gestreifte aus Leinen? Ihr werdet sehen, am Ende komme ich mit Dreads nach Hause. ;-)
Liebe Grüße, Anne