Eine kleine Zeitreise
Wie ist es eigentlich wenn man später wieder in sein EFD-Land zurückkehrt? Ich habe es die letzten zwei Wochen ausprobiert und festgestellt: Es ist wie nach Hause kommen.
Und es ist ein schönes Gefühl diese zweite Heimat in der Ferne zu haben und zu wissen, dass ich immer wieder dort hin zurückkehren kann.
Ein halbes Jahr nach Ende meines EFD bin ich wieder für 2 ½ Wochen zu Besuch und zum Arbeiten nach Frankreich gegangen, zusammen mit meiner Ex-Mitbewohnerin Vero. In diesen zwei Wochen waren nämlich Winterferien in Digne und wir arbeiteten im Centre aéré.
Um es kurz zu sagen es war wie nach Hause kommen und nichts hatte sich geändert außer dass die Kinder alle eine Altersgruppe weiter sind und wir leider nicht mehr unsere schöne Wohnung hatten.
Angefangen hat unsere Reise mal wieder richtig französisch wir fuhren mit dem TGV acht Stunden Richtung Süden, wussten dass wenn wir in Aix-en-Provence ankämen kein Bus mehr kommen würde. Aber nach wie vor hatten wir keine Nachricht ob und wer uns abholen sollte, obwohl schon seit Wochen klar war dass wir eine Abholdienst brauchen. Schließlich meldete sich endlich Manu unser Chef und meinte Mika würde uns abholen. Wieder mal auf dem letzten Drücker die Kurve gekriegt.
Spät kamen wir dann bei Nora an die uns 2 Wochen beherbergen wollte und in einem Dorf auf dem Berg außerhalb von Digne wohnt. Wir freuten uns über das wiedersehen aber gingen dann bald ins Bett KO von der Reise und bereit für die am nächsten Tag um 7.15 startende Arbeit im Centre.
Es war super toll alle dann wieder zu sehen und auch einige Kinder erkannten uns wieder und freuten sich und es war einfach völlig normal französisch zu sprechen und dort zu sein.
Außerdem lernten wir die zwei neuen EFDler aus Italien Marina und Gila kennen, mit denen wir uns gleich super verstanden. Am dritten Abend gab es dann auch einen Apéro SVE bei dem wir den zwei auch so ein bisschen erzählten was man in Digne so machen kann. Es ging den beiden genauso wie mir und Vero am Anfang, dass eben in Digne grad abends gar nix los ist und es sehr schwer ist junge Leute außerhalb vom Centre kennen zu lernen. Aber wir hatten denke ich ganz hilfreiche Tipps da wir ja viel in Sportvereinen aktiv gewesen waren und das echt super war.
Sonst hatte ich wieder einen riesen Spaß mit den Kindern zu basteln und auch das Grand Jeu mit dem Regenbogenfisch war ein Erfolg. Leider war die erste Woche ganz schön verregnet so dass wir einige Tage im Haus verbrachten.
Abends waren wir dann mal bei Julien, Mab oder Nora und hatten das Gefühl dass das Verhältnis zu unseren Kollegen noch besser war als zuvor.
Außerdem freuten sich alle weil wir immer Schokolade und Gummibärchen aus Deutschland mit ins Centre brachten. Und wir freuten uns, dass noch einige von den Post-ist die wir am Ende überall hin geklebt hatten noch da waren und auch hier und da Dinge aus unserer Haushaltsauflösung auftauchten.
Das erste Wochenende trennten sich dann die Wege von Vero und mir, weil ich nach Grenoble fuhr um unser ehemaliges Au-pair Mädchen zu besuchen und Vero eine Freund in Nice besuchte.
Es dauerte fast vier Stunden mit dem Bus nach Grenoble, weil er in allen Dörfern hielt und ziemlich viel Schnee lag. Aber in Grenoble war schönes Wetter und Manue wartete auf mich.
Ich hatte sie fast drei Jahre nicht gesehen und so war es super schön sie wieder zu sehen. Zu Hause sah ich dann auch ihre 7 Monate alte Tochter Eva und ihren Mann. Wir hatten uns einiges zu erzählen und das war ja auch kein Wunder nach all der Zeit. Am nächsten Tag hatten sie noch Besuch von Freunden die ich aber auch kannte und wir waren spazieren und es war super schön. Abends fuhr ich dann wieder zurück und saß nachdem ich umgestiegen war für die letzten zwei Stunden alleine im Bus, was doch etwas unheimlich war. Zudem gab es noch eine Planänderung und wir schliefen bei den neuen Freiwilligen, was etwas dumm war weil ich keine Klamotten mehr hatte. Deshalb zogen wir am nächsten Tag um zu den Freiwilligen weil das einfach einfacher für alle war und wir endlich unabhängig vom Auto. Ich hatte zwar auch mal Noras Auto gehabt aber das war auch nicht gerade leicht zu fahren so ohne Servolenkung und alles.
Am Dienstagabend trafen wir dann endlich Stefanie zum Essen und danach sahen wir im Kino den Film Supercondriaque der einfach super lustig war. Außerdem stand die Woche noch ein Crêperie-Besuch an ein absolutes MUSS mit unseren Freunde Ghislain, Henry und Nora und EVSlerin Gila und einen Raclette-Abend bei Jeremy und Mika gab es auch. Also kurz gesagt waren wir permanent am Essen.
Im Centre waren wir die Woche über dank schönem Frühlingswetter auch endlich mehr draußen obwohl es am Montag auch nochmal geschneit hatte. Wir bereiteten uns alle auf den Karnevalsumzug am Freitag vor und ich machte mit den Kindern Gipsmasken. Am Mittwoch fuhren wir mit allen Kindern bis 6 in einen Freizeitpark bei Aix-en-Provence und ich hatte eigentlich während des ganzen Ausflugs meine M&Ms Mathis und Mael an der Hand. Überhaupt fand ich die zweite Woche in der mehr Jungs in der Gruppe waren deutlich angenehmer weil in der ersten Woche waren bei den 6-jährigen fast nur Mädchen und das war Zickenkrieg pur. Am Freitag war dann mit dem Karnevalsumzug das Finale und das Wetter spielte auch mit. Dieses Jahr war es zudem noch eine Demo zum Thema Umweltschutz was ich natürlich au top fand. Und dann hieß es leider wieder Abschied nehmen von den Kindern.
Aber dieses Mal war es nicht ganz so schlimm, weil es einfach nicht der Abschied von einem ganzen Jahr war und weil ich weiß, dass ich immer wieder hierher zurückkommen kann. Abends feierten wir Animateure dann noch ein bisschen unter anderem auch Noras Geburtstag und es war ein super Abend.
Am nächsten Tag war ich dann mit Stefanie und ihrem Freund Ski fahren und es war einfach so mega warm ich habe beim Ski fahren noch nie so geschwitzt. Der Schnee war zwar schon am schmelzen aber gerade deshalb fuhr es sich besonders gut. Am Ende legte ich noch einen kleinen Sturz hin als wir eine Buckelpiste fuhren und ich unbedingt hüpfen musste. Da verlor ich ein bisschen die Kontrolle und hab einen Tannenbaum umarmt. Aber außer einem blutenden Daumen ist nix passiert.
Am Abend wollten wir dann eigentlich noch weg gehen zusammen aber Vero und ich sind bei unserem kurzen Nickerchen voll eingeschlafen mit Klamotten und wachten erst um halb eins wieder auf. Der Akku war halt doch irgendwie leer.
Am nächsten Tag trafen wir dann tatsächlich noch unsere Yoga-Lehrerin Lydie zusammen mit den beiden anderen Freiwilligen, damit diese sie kennen lernen konnten. Sie nahm uns mit in ihr Dorf und wir wanderten zu einem kleinen See an dem wir picknickten. Anschließend zeigte sie uns noch die Robines eine sehr unwirkliche Schieferlandschaft die aussieht wie menschgemacht. Aber dem ist nicht so und Lydie regte sich fürchterlich auf, dass mittlerweile so viele Motocross Fahrer kommen und die Landschaft zerstören und die Tiere verjagen. So ist das immer mit der schönen Natur kaum entdeckt schon zerstört.
Nachmittags waren Vero und ich dann nochmal bei unserer alten Nachbarin Madame Fontaine, die sich sehr über unseren Besuch freute. Mit ihr kann man immer sehr toll über die Leute im 04 (dem Departement Alpes de Haute-Provence) reden, weil sie immer meint die wären ja sehr seltsam. Sie ist einfach eine sehr süße Oma und interessiert sich auch immer voll für das was wir in Deutschland machen.
Abends trafen wir uns noch auf einen letzten Apéro mit unseren Kollegen, wobei das Problem war, dass Sonntag war und in Digne nach 20h keine Bar mehr offen hat. Aber wir bettelten beim Café du Midi bis sie uns eine Runde Getränke gewährten. Danach gingen wir noch ins Centre weil da noch einiges von Freitag übrig war.
Und als es dann Abschied nehmen hieß war es echt nicht so schwer, weil wir ja wiederkommen. Am nächsten Morgen trafen wir uns noch mit Gila und Marina im Centre um ihnen alles zu zeigen und zu erklären, was wir mit der Ludothèque gemacht hatten. Aber die zwei verstehen sich glaub ich nicht super gut und ich bezweifle, dass sie viel gemeinsam daran arbeiten werden.
Vero und ich verbrachten noch bis mittags die Zeit im Centre weil wir noch Post-its verteilten und eine Plastikschatzsuche vorbereiteten. Diese Idee war uns am Vortag gekommen und wir fanden dass sehr passend weil wir ja immer gegen Plastik und insbesondere Plastikbecher im Centre gekämpft hatten. Den „Schatz“ die Plastikbecher vergruben wir im Garten und sind jetzt schon gespannt, wann sie gefunden werden. Mal sehen, aber Plastik verrottet ja nicht so schnell.
Abends fuhren Vero und ich dann nach Marseille unsere Lieblingsstrecke. J So sagten wir den Bergen Au revoir und begrüßten das Meer. In Marseille hatten wir uns ja bei den neuen Freiwilligen von Pistes Solidaires eingemietet, die wir noch nicht kannten uns aber nett aufnahmen. Auf dem Weg dorthin kauften wir uns zum Abendessen gleich mal eine günstige Pizza beim Bäcker.
Am nächsten Tag starteten wir früh in das erwachende Marseille und da noch kein Laden offen war saßen wir erst Mal im Café. Dann shoppten wir ein bisschen über den Cours Julien, wo ich eine hübsche Tasse erstand und dann ging es weiter zum Marché des Noailles dem Arabermarkt. Auch wenn wir noch keinen Hunger hatten aßen wir dort eine der leckeren Teigtaschen und gingen anschließend Richtung Villa Méditerranée. Aber unterwegs machten wir noch halt am Fort Nicolas und genossen die Aussicht auf das Meer. Das Museum in der Villa war echt interessant, es ging um die Menschen um das Mittelmeer und bestand hauptsächlich aus Videos durch die man sich aber tatsächlich wie auf einem türkischen Basar vorkam oder auf einem Luxusschiff. Aber es ging auch um das ernste Thema der Immigration.
Danach gönnten wir uns einen Café im Panier und schneiten dann bei Pistes Solidaires vorbei um Manu und Jéremy nochmals zu sehen. Belustigt fragten wir wie es mit der Plastikschatzsuche laufe aber natürlich ist da noch nichts gelöst. Ich bin ja mal gespannt wie lange es dauern wird.
Dann waren wir nochmal auf dem Arabermarkt und aßen ohne Hunger süße Honigküchlein und waren im Gewürzladen, wo es mir vor lauter Farben und Düften immer noch jedes Mal die Sprache verschlägt. Anschließend ging es kurz zurück in die Wohnung der Freiwilligen bevor wir uns im Le Petit Nice einer Bar mit einer Italienerin trafen, die Vero letztes Jahr kennen gelernt hatte. Es saßen viele Menschen draußen und das ganze hatte schon etwas von Sommer. So endete unser letzter Abend in Frankreich ganz gemütlich.
Am nächsten Morgen schafften wir es mal zeitig zum Bahnhof zu laufen und konnten so vor Abfahrt noch ganz gemütlich in den ersten Sonnenstrahlen frühstücken. Dann hieß es au revoir Marseille et la France et à bientôt. Die Rückfahrt verlief ohne Verspätungen und in Baden-Baden mussten Vero und ich uns dann wieder trennen, bis zur nächsten Reise.