Eine ganz besondere Woche
Der Frühling kommt - und damit ein neuer Bericht und sehr viel zu erzählen.
Moin zusammen! Es haben ja alle reichlich Druck gemacht, aber den brauch ich gerade auch, um mich mal wieder zum Schreiben zu bewegen. Dabei ist so viel passiert in letzter Zeit! Vom Seminar in Breslau Anfang März hab ich noch gar nicht erzählt. Die Kurzfassung: Es war echt schön, die anderen Freiwilligen wiederzutreffen. Inzwischen sind wir sogar zehn in unserer Gruppe! Wir haben Pierogi gemacht, sind Schlittschuh gelaufen und haben bis spät in der Nacht in Kneipen gesessen. Es ging vor allem um unsere Projekte, die wir in naher Zukunft durchführen sollen. Aber was das bei mir genau wird, erzähle ich euch ein anderes Mal. Vor dem Seminar waren es noch bis zu minus fünfzehn Grad in Żary und am Wochenende danach konnten wir schon im T-Shirt herumlaufen. Herrlich! Leider blieb es nicht lange so und auch vor einigen Tagen hat es wieder geschneit. Aber ich glaube immer noch fest daran, dass der Frühling bald kommt.
Jetzt aber das Wichtigste! Trommelwirbel bitte... Wie ihr wahrscheinlich alle wisst (wenn ihr nicht selbst dabei wart), bin ich vor einer Woche ganze achtzehn Jahre alt geworden! Volljährig wird man ja nur einmal im Leben, deshalb musste das auch schön gefeiert werden. Meine Eltern, meine Patentante und ihr Mann sind über die Woche zu Besuch gekommen, was mich riesig gefreut hat. Die gehören einfach bei jedem Geburtstag dazu, anders geht das gar nicht. Ich brachte ihnen die nötigsten polnischen Wörter bei, wobei wir eine Menge Spaß hatten (na, erinnert ihr euch noch an etwas?). Der Mittwoch selbst fing erstmal mit einer kleinen WG-Party an (na gut, eigentlich mit dem Reinfeiern im Hotelzimmer). Die Mädchen haben mir einen wahnsinnig leckeren Zitronenkuchen gebacken und auch sonst nicht an Geschenken gespart. Im Hotel ging die Feier mit meiner Familie gleich weiter, ich kann jetzt gar nicht aufzählen, was ich alles bekommen habe. Aber es war unheimlich schön, alle bei mir zu haben. Danach ging es zum OKiB, um meinen selbstgebackenen Kuchen zu verteilen - dachte ich. Tatsächlich haben meine wunderbaren Mitarbeiterinnen eine Überraschungsparty für mich geschmissen! Jeder war eingeweiht, es gab Kuchen und anderes Essen, Luftballons und Krzysztof war als Überraschung aus Krakau gekommen. Ich hab mich riesig gefreut und war erstmal völlig baff. Sogar die ganze Familie Laris war einen Tag früher aus dem Urlaub zurückgekommen, um dabei zu sein. Ich habe wirklich den tollsten Arbeitsplatz der Welt. So feierten wir also zusammen, Deutsche und Polen, die kaum miteinander reden können, aber wir hatten trotzdem viel Spaß. Krzysztof, Cornelia und Basia haben Gitarre gespielt und gesungen und ich war einfach überwältigt. Eine ganz schöne Geheimniskrämerei, die dahinter steckte!
Danach sind wir mit der Familie und Krzysztof nach Brody und nach Bad Muskau gefahren und haben uns die Gegend angeguckt. Abends haben wir uns in meinem Lieblingsrestaurant in Żary mit Sonja und Johanna getroffen und ich hab mein erstes legales Bier in Polen getrunken (Krzysztof sagt, das ist ein wichtiger Schritt). Es war eine echt nette Truppe trotz minimaler Verständigungsschwierigkeiten und das Essen war wie immer sehr lecker. Am Donnerstagvormittag ist meine Familie dann abgereist und Krzysztof war mit mir beim Englisch- und Deutschunterricht. Am Freitagvormittag war ich mal wieder in der Schule, worauf ich mich echt gefreut hatte. Die älteren Schüler schreiben im Mai Abitur und sind deswegen schon etwas angespannt (aber, wie Johanna sagt, immer noch nicht genug, um tatsächlich zum Unterricht zu erscheinen...). Diesmal war ich recht viel beim Englischlehrer, was ich sehr schön fand, weil mir sein Unterricht gut gefällt. Er hat tatsächlich einen Plan, der aus mehr besteht als "unterhaltet euch jetzt einfach mal", auch wenn er seine Schüler damit manchmal vielleicht etwas überfordert, wie als er eine Diskussion über die Folgen der großen Holzfabrik am Ortseingang für die Gesundheit der Einwohner Żarys anstoßen wollte. Das Problem ist inzwischen manchmal, dass die Schüler, sobald sie merken, dass ich etwas Polnisch spreche, nur noch in ihrer Sprache mit mir kommunizieren. In aller Bescheidenheit, mein Polnisch ist wohl auch besser als das Deutsch einiger Schüler und das ist wirklich erschreckend. Und so hilfreich das für mich ist, ich gehe ja in erster Linie dorthin, damit die etwas lernen und nicht ich. Nachmittags musste noch schnell die Wohnung gesäubert und eingekauft werden, denn ein weiteres Ereignis stand an: Sechs meiner Freundinnen sind aus Deutschland zu Besuch gekommen! Die Reise nach Żary war, wie man das schon kennt, ziemlich abenteuerlich und am Ende mussten sie ein Taxi nehmen. Aber abends kamen sie schließlich ziemlich erschöpft in der Wohnung an. Trotz einiger Schwierigkeiten mit den örtlichen Unterkünften habe ich schließlich ein Hotel für sie bekommen, das nur einen 20-minütigen Fußweg weit weg war.
An dieser Stelle will ich es übrigens noch mal erwähnen: Die Aussprache von Żary hat ein weiches Sch am Anfang wie das französische j und am Ende ein kurzes E. Nur falls mich nochmal wer besucht und dann unterwegs nach "Zari" fragt... Aber was richtig Cooles: Ich hab von den Mädels eine Polaroidkamera geschenkt bekommen! Meiner Laufbahn zum Instagram-Hipster steht nichts mehr im Weg. Insgesamt war es absolut toll, die Mädchen wiederzusehen. Sie fehlen mir doch sehr und mit ihnen wird es immer ein unvergesslicher Abend (wenn auch vielleicht nicht immer so, wie man sich das gewünscht hat). In vielen Dingen unterscheiden sie sich schon sehr von meinen Mitfreiwilligen ("hey, lasst uns uns das ganze Wochenende ausschließlich von Pommes und Chicken Nuggets ernähren"), aber das ist mir genauso wichtig - wenn auch vielleicht nicht ganz so gut für die Gesundheit. Ich bin wirklich unheimlich dankbar für die Truppe, mit der es nie langweilig wird und ich kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Am Samstag stieg dann die "richtige" Party. Dazu kamen noch Florian aus Zielona Góra und Kasia aus Trzebiel. Eigentlich wollten mal mehr Leute kommen, aber ihr wisst ja, wie das ist. Es war auf jeden Fall ein toller Abend, wir haben uns von Spiel zu Spiel gehangelt, angefangen beim legendären Looping Louie, das ich für Kasia besorgt hatte. Ich erzähl mal nicht allzu viele Details, das wäre einigen hier wahrscheinlich nicht recht, wir hatten aber sehr viel Spaß und sehr wenig Schlaf. Unglücklicherweise mussten die Mädchen schon am Sonntagmorgen um sechs los und dann kam auch noch die Zeitumstellung dazu. Wie schon erwartet, waren wir also allesamt ziemlich fertig. Aber es hat sich absolut gelohnt! In dem Sinne: Danke euch allen für diese absolut tolle Geburtstagswoche! Schöner kann das Erwachsensein überhaupt nicht anfangen. Das polnische Wort der Woche also: dziękuję!!!