Eine erste Zusammenfassung
"Ein wirklich interessantes Land, das ich gerne noch weiter entdecken möchte!" Romania_Lea entdeckt in Rumänien ein Land voller Gegensätze, das wert ist, näher erkundet zu werden.
Hey! Nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder, damit niemand denkt, ich wäre von Dracula entführt worden ;).
Ich komme gerade von einem kleinen Basar, auf dem Kinder der ungarischen Minderheit (auch aus unserem Kindergarten) Selbstgebasteltes verkauft haben. Und man hat wirklich gesehen, wie viel Mühe sie sich gegeben haben, ich konnte mich kaum davon losreißen.
Drei Wochen sind vergangen, seit ich das letzte Mal hier geschrieben habe, und mittlerweile ist er endgültig da: der Alltag.
Mittlerweile habe ich mich zum Beispiel daran gewöhnt, dass ich, um frühstücken zu können, einmal durchs ganze Haus laufen muss, da mein Zimmer im dritten Stock liegt, die Küche aber im Keller. Letzte Woche passierte dann genau das, worauf ich quasi "gewartet" hatte, seit ich hier bin. Tollpatschig, wie ich nun mal bin, stolperte ich auf der Treppe und musste nun wohl oder übel mein Frühstück von den Stufen kratzen (und Orangensaft klebt ganz schön…).
Auch das Gefühl der Hilflosigkeit kenne ich nun sehr gut. Ob bei der Arbeit, wenn ich mit fünf ein- bis zweijährigen Kindern, von denen vier nach ihren Eltern weinen, allein in einem Raum bin, oder auf dem Wochenmarkt, wenn ich fast ohne jegliche Rumänischkenntnisse versuche, etwas einzukaufen, denn fast niemand dort spricht Englisch.
Ich könnte noch vieles erwähnen, was mir das Leben hier schwer macht, von rücksichtslosen Autofahrern (als Fußgänger wird man oft von ihnen ignoriert) über Sprachschwierigkeiten bis hin zum Wetter (als es am Dienstagabend schneite, entschied ich mich, meinen Wintermantel rauszuholen).
Doch trotz all dem überwiegt doch immer das Positive. Wenn eines von den Kindern zu mir kommt, meine Hand nimmt, mit mir spielen möchte, oder mich einfach nur anlacht, vergesse ich den ganzen Stress sofort. Ich glaube, dass nicht nur sie von mir lernen können, sondern auch umgekehrt.
Was die Sprachkenntnisse angeht bin ich auch zuversichtlich. Ich habe mir fest vorgenommen, wenigstens etwas Rumänisch zu lernen, egal wie. Mit Ungarisch komme ich bisher ganz gut zurecht. Manchmal verstehe ich schon einzelne Sätze und dann bin ich ganz stolz auf mich, auch wenn es noch so einfache waren. Am Donnerstag hatte ich meine erste Stunde Ungarisch-Sprachkurs. Ich bekomme Privatstunden von meiner Nachbarin (die Tochter des Chefs) und es hat mir großen Spaß gemacht, denn sie ist echt nett und hat ganz viel Geduld mit mir.
Ich glaube, Rumänien ist ein ganz besonderes Land. Man denkt zuerst an Armut, an bettelnde Roma und an Rückständigkeit. Auf der Zugfahrt zum On-Arrival-Training konnte ich davon einiges sehen: Pferdefuhrwerke auf schlecht ausgebauten Sand- oder Schotterstraßen, kleine Holzhäuser am Schienenrand, von denen man einige vielleicht als Schuppen bezeichnen kann, andere eher als Baracken, verwahrloste Hunde und Menschen, deren beste Freizeitbeschäftigung ist, die vorbeifahrenden Züge zu beobachten.
Zurück in Cluj sah ich kaum noch eine Spur von all dem. Manche fahren in schrottreifen Autos durch die Gegend, doch Luxusschlitten gibt es fast genauso viele. Manche Straßen und Bürgersteige bestehen aus ein paar Steinen mit riesigen Löchern dazwischen. Dafür besitzt die Stadt zwei Shoppingcenter, die alles Derartige in den Schatten stellen, was ich je in Deutschland gesehen habe. Es gibt Läden, in denen man für ein paar Lei einkaufen kann und solche, in denen die Preise so hoch sind wie in Deutschland. Auf der Straße begegnet man Menschen in alten und schmutzigen Sachen und anderen in Gucchi-Klamotten. Hier in der Stadt hat fast jeder ein Handy (man sieht sogar alte Damen auf der Straße telefonieren), auf dem Land fast niemand.
Ein wirklich interessantes Land, das ich gerne noch weiter entdecken möchte!