Ein neuer Anfang
Hallo, was ich in diesem Artikel schreibe wird für die meisten von Euch wahrscheinlich überraschend kommen und vielleicht werden es auch nicht alle verstehen, aber ich habe in der letzten Woche eine Entscheidung treffen müssen, die ich hier nun darlegen werde: Ich habe meinen Europäischen Freiwilligendienst in Finnland abgebrochen und werde am Freitag zurück nach Deutschland fliegen.
Ich glaube, dass mir selten zuvor etwas so schwer gefallen oder so weh getan hat, wie diese Entscheidung zu treffen, aber es ist auch etwas, was ich tun muss. Es ist mir nicht möglich auf dem Reiterhof, der der Ort meines Projektes ist, zu arbeiten, da ich die Art, wie dort mit den Pferden umgegangen wird nicht in Ordnung finde und in keiner Weise unterstützen möchte.
Meiner Meinung nach sind Pferde mehr als nur Dinge zum Zweck und ich denke, dass wir ihnen Respekt entgegenbringen sollten. Ich habe zehn Jahre lang heilpädagogisches Reiten gemacht und bin von daher sehr von dieser Reitweise und der damit verbundenen Einstellung geprägt, so dass mir solche Dinge wahrscheinlich schnell aufstoßen, doch trotzdem habe ich an meinem ersten Arbeitstag einen kleinen Schock erlitten.
Ich habe wirklich Angst vor diesen Pferden und die gesamte Atmosphäre hat mich erschreckt. Es ist nicht so, dass die Menschen auf dem Reiterhof unfreundlich zu mir waren, aber ich kann und will nicht dabei sein, wenn kleine Kinder in Boxen mit tretenden Pferden gehen. Auch die Einstellung, die Menschen haben, die mit Sporen reiten, missfällt mir, so wie ich die ganze Turnieratmosphäre nicht aushalten kann.
Wahrscheinlich war es falsch von mir, sich für ein Projekt auf einem Reiterhof zu bewerben, da ich eigentlich hätte wissen können, dass die Art des Reitens, wie ich sie gelernt habe, auch in Deutschland nicht der Normalfall ist, aber ich konnte nicht von Bildern oder aus Beschreibungen wissen, wie es wirklich ist und wie sehr es mich schockieren würde. Ich denke auch nicht, dass das Projekt hier grundsätzlich schlecht ist, aber für mich ist es nicht das Richtige und es ist auch nichts an das ich mich mit der Zeit gewöhnen würde, da hier einfach zwei grundverschiedene Ansichten aufeinander treffen.
Ich bin unendlich traurig, mein EFD in Finnland abbrechen zu müssen, aber es gibt nun mal nicht die Möglichkeit, das Projekt zu wechseln. Ich würde alles dafür geben, hier bleiben zu können und vielleicht in einer Schule zu arbeiten oder ähnliches, aber mir wurde gesagt, dass ein solcher Wechsel nicht möglich ist, da das Geld nur für dieses Projekt genehmigt wurde. Ich habe also die Wahl gehabt, auf dem Reiterhof zu arbeiten oder das Projekt abzubrechen und nach Hause zu fahren und da sich in mir alles gegen diesen Reiterhof sträubt, habe ich mich schweren Herzens für letzteres entschieden.
Es tut so weh, hier alles aufgeben zu müssen, da ich gerade begonnen habe mich einzuleben und mein Heimweh zu überwinden. Ich habe in dem letzten Monat so viele neue Freunde gewonnen und so viel Schönes erleben dürfen. Es ist hier zwar nicht leicht für mich gewesen, aber ich denke, dass ich mit den Menschen, die ich hier in Nykarleby kennen lernen durfte, sehr viel Glück gehabt habe und ich bin wahnsinnig dankbar dafür. Auch wenn jetzt alles so ein trauriges Ende nimmt, bin ich so froh her gekommen zu sein und diese Zeit hier gehabt zu haben. Ich denke auch, dass ich gerade durch diese - am Ende sehr harte - Zeit sehr viel gelernt habe. Es fällt mir so schwer und tut so weh dies hier aufzugeben, aber ich weiß, dass es für mich nicht möglich ist dieses Projekt zu machen und das bedeutet, dass ich Nykarleby verlassen muss.
Die Entscheidung, die ich getroffen habe ist eine moralische Entscheidung, bei der es kein richtig oder falsch gibt, deswegen würde ich mir wünschen, hier keine Diskussionen um die Richtigkeit dieser Entscheidung zu entfesseln. Ich bitte Euch einfach, sie zu respektieren. Ihr könnt mir glauben, es ist kein schönes Gefühl hier abzubrechen. Jetzt ist es Zeit für einen neuen Anfang. Bis bald,
Leevke