Ein Nachtzug
über die polnische Bahn und das Erlebnis "Schlafwagen"!
Das Verhältnis der Polen zu ihrer Bahngesellschaft - der PKP (Polskie Koleje Panstwowe) ist sehr schwierig. Kurz gesagt: Sie hassen die PKP. Jeder hasst sie. Es ist eine nationale Pflicht die PKP zu hassen.
Ich weiß nicht genau warum: Sie ist sehr billig, meistens pünktlich und im IC kriegt man sogar Saft und Plätzchen geschenkt. Wie im Flugzeug. Okay, die Toiletten sind manchmal gewöhnungsbedürftig. Aber: Augen zu und durch. Wenn man für eine 16-stündige Nachtzugfahrt im Liegewagen nur umgerechnet 20 Euro bezahlt lässt sich viel aushalten. Die Deutsche Bahn könnte sich hiermal ein Scheibchen abschneiden.
Trotz allem: die PKP ist unbeliebt, Überbleibsel des Kommunismus.
Mein Abenteuer im Liegewagen der PKP liest sich wiefolgt:
Mit zwei Freundinnen, ausreichend Proviant und einer Menge Entdeckungsfreude geht es los. Am Bahnhof werden wir von einem betrunkenen Obdachlosen auf unverständlichem Englisch zugeredet. Ich will ihm unsere Grenzen zeigen, sage ihm das es jetzt reicht, STOP. Das ging nach hinten los, er kommt nur noch näher, beginnt die ganze Zeit, "ficken" und "scheiße" zu schreien. Wir flüchten in die Kälte des Schnees. Der Obdachlose sucht sich ein neues Opfer: einen polnischen Mann der sich nicht beirren lässt, stur geradeaus sieht. Keine einzige Bewegung. Pokerface. Ich habe wohl falsch reagiert - Ignoranz ist leider manchmal die beste Lösung.
Der Zug fährt ein. Im Schlafwagen der 2. Klasse befindet sich unsere Übernachtungsmöglichkeit. Das Abschnitt des Zuges in dem man schlafen kann ist abgesperrt, man kann ihn nur mit Ticket betreten. Die Schaffnerin behält sich das Ticket. Ich will mich beschweren, denn wir brauchen das Ticket ja noch zur Weiterfahrt. Sie erklärt mir, dass sie uns morgen aufwecken wird und uns das Ticket zurückgibt.
Na gut.
Ein Abteil, 6 Betten, 3 Etagen. Ich bin froh, dass sich meine Liege ganz unten befindet, meine Freundin muss ganz oben schlafen. Bestimmt zwei Meter, verbunden durch eine kleine Treppe. An der Seite zwei Gurte die einem vor dem Runterfallen schützen sollen. Wir bekommen einen Lachanfall, sind übermüdet, übereifrig. Wir fragen die Schaffnerin ob meine Freundin auch in der mittleren Liege bleiben darf. Aber nein, die sei "sajente" besetzt. Also hinauf in die oberste Pritsche. Das ist wirklich weit oben. Und der Zug wackelt...
Losgeht das Schlafabenteuer. Die Temperatur ist unregulierbar. In der Nacht ist es plötzlich so kalt, dass ich die Temperatur hochstelle. Kurz darauf springt Pascale rum, und beschwert sich über das saunaähnliche Klima im Schlafwagen. Kurz darauf friere ich wieder in meinem Schlafsack. Die Nacht war eher kurz, aber immerhin ein wenig Schlaf.
Nur die Tatsache, dass auch am Morgen die mittlere Pritsche nicht besetzt war lässt uns am Reservierungssystem der PKP zweifeln.
Naja, Abenteuer ist Abenteuer.
Und das Leben ist sowiso eine einzige Reise. Nicht immer mit der PKP
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